Sechs Rennen, null Punkte: Die Bilanz von Williams im Jahr 2013 liest sich ziemlich düster. Doch die Truppe aus Grove hat die Hoffnung nicht aufgegeben, im Verlauf der Saison einen Performance-Anstieg verzeichnen zu können - vielleicht schon beim Großen Preis von Kanada. Technik-Direktor Mike Coughlan ist sich allerdings darüber im Klaren, dass das britische Traditionsteam auf dem Circuit Gilles Villeneuve keine einfache Aufgabe erwartet. "Die schnellen Geraden und engen Kurven sind sehr hart für die Bremsen", sagte er. "Wegen der kurzen Boxenstopp-Zeit von 15.9 Sekunden favorisiert die Strecke eine Strategie mit mehreren Boxenstopps - allerdings muss man dabei in Betracht ziehen, dass das Safety Car jederzeit herausfahren kann."

Darüber hinaus sei das Handling der Reifen wegen der in Montreal herrschenden Bedingungen und dem Layout der Strecke nicht einfach. "Der Belag der Strecke ist sehr rau, in Verbindung mit der geringen Reifenenergie kann das zu Graining führen", erklärte der Brite. "Wegen der tiefen Temperaturen und der Streckencharakteristik kann es Probleme geben, die Reifen ins richtige Arbeitsfenster zu bekommen." Zudem sei die instabile Wetterlage eine ständige Bedrohung.

Pastor Maldonado gab sich dennoch zuversichtlich, dass er die Aufgabe meistern wird. Der Kurs in Montreal entspräche seinem Naturell, verriet er. "Das Layout erinnert ein bisschen an einen Stadtkurs und bringt das Adrenalin in Wallung." Knackpunkt sei es, die sich stark verändernde Strecke in den Griff zu bekommen. "Am Freitag ist sie noch sehr schmutzig, weil sie nur einmal im Jahr benutzt wird", so der Venezolaner. "Wirklich Grip findet man meistens erst im Qualifying am Samstag, wenn genügend Gummi auf der Strecke ist."

Teamkollege Valtteri Bottas fühlt sich wegen der vielen Mauern direkt an der Strecke ein bisschen an Monaco erinnert. "Die Herausforderung besteht darin, das Limit des Autos zu finden, ohne zu viel Risiko einzugehen", meinte der Finne. Voraussetzung dafür, dass er bei seiner Premiere in Kanada auch seine ersten Punkte mitnehmen kann, sei die richtige Abstimmung des Autos. "Aus den langsamen Schikanen heraus braucht man eine gute Traktion - und auf den Geraden braucht man eine hohe Endgeschwindigkeit, um seine Position zu verteidigen", erläuterte der Rookie. "Es wird darauf ankommen, beim Setup den richtigen Kompromiss zu finden."

Williams: Montreal Bilanz

Williams in Montreal: Bereits sieben Mal gelang es Piloten in Diensten von Williams, den Kanada GP in Montreal zu gewinnen. 1979 und 1980 siegte Alan Jones, während Nigel Mansell 1986 die Oberhand behielt. Drei Jahre später gewann Thierry Boutsen, ehe Alain Prost (1993) und Damon Hill (1996) sich in die Siegerlisten eintrugen. Den bis dato letzten Erfolg feierte Ralf Schumacher in der Saison 2001. Für die letzte Podiumsplatzierung zeichnete Alexander Wurz vor sechs Jahren als Dritter verantwortlich.

Pastor Maldonado in Montreal: Der Venezolaner wartet noch auf die ersten Punkte in Kanada. 2011 schied er nach einem Dreher aus, während er sich im Vorjahr mit Rang 13 begnügen musste.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Läuft alles normal, wird es auch in Kanada keine Punkte für Williams geben. Sollte es seit dem letzten Rennen in Monaco keine nachhaltige Verbesserung der Performance gegeben haben, reicht der Speed für eine Platzierung unter den ersten Zehn nicht aus. Die Hoffnung besteht für Williams darin, dass es auf dem Circuit Gilles Villeneuve meistens nicht normal läuft. Sinnflutartige Regenfälle, Safety-Car-Phasen und der eine oder andere Ausfall könnten Maldonado oder Bottas durchaus in die Top-10 spülen. Olaf Mehlhose