2014 steht in der Formel 1 der große Paradigmenwechsel bevor. Die altbewährten V8-Saugmotoren werden durch Turbo-aufgeladene Sechszylinder ersetzt. Nicht minder dramatisch ist der Ausbau der Energierückgewinnung, die im nächsten Jahr eine deutlich wichtigere Rolle einnehmen wird, da ein vielfaches der derzeitigen Leistung ins System eingespeist und wieder abgegeben werden darf. All das beeinflusst auch maßgeblich die Reifenkonstruktion. "Mit den neuen Motoren werden wir im vierten und fünften Gang noch durchdrehende Reifen haben, die Gewichtsverteilung wird ganz anders sein und wir wissen noch sehr wenig darüber", sagte Paul Hembery bei einer Telefonkonferenz für ausgewählte Medienvertreter.

Entsprechend müssen die Reifen auf die geänderten Anforderungen angepasst werden. Erste Prototypen der 2014er Generation wurden Mitte Mai beim umstrittenen Mercedes-Test erprobt. "Wir haben dabei verschiedene Konzept-Materialien zum Einsatz gebracht", verriet Hembery. Zwölf verschiedene Konstruktionen wurden an drei Tagen getestet, lediglich eine einzige Variante davon war mit einem Kevlar-Kern, wie er (noch) in der aktuellen Saison gefahren wird. Änderungen sind auch dringend nötig, wird das Basisgewicht der Boliden 2014 deutlich steigen und das maximal zu Verfügung stehende Drehmoment ebenfalls erhöht.

Diese geänderten Anforderungen will Pirelli auch dazu nutzten, die derzeitige Reifenstrategie gründlich zu überdenken. "Es ist eine gute Gelegenheit für uns, das Ganze noch einmal neu zu betrachten", so der Pirelli Motorsportchef, der schon die grobe Herangehensweise verraten wollte, obwohl ein Vertrag zwischen FIA und Pirelli über das Jahr 2013 hinaus noch nicht unterzeichnet ist. Demnach liege der Schwerpunkt der Reifenentwicklung derzeit auf Ausdauer statt Leistung, 'Endurance statt Performance' lautet das Motto. "Wir werden konservativer an die Sache herangehen, weil mit der Einführung der neuen Antriebeinheiten ohnehin schon eine sehr gravierende Änderung bevorsteht."

Zwar gab Pirelli inzwischen zu, etwas zu aggressiv an die Reifenmischungen 2013 herangegangen zu sein, so dramatisch wie manch ein anderer sah Hembery das Problem jedoch nicht. Er sei einmal gefragt worden, wie es wäre, müsste Usain Bolt den 100-Meter-Sprint auf High Heels zurücklegen. Das könne dem Sprint-Superstar schließlich auch keinen Spaß machen und ähnlich würden sich die Formel-1-Piloten im Moment auch fühlen. "Aber eigentlich ist es doch so, dass wenn jeder in High Heels laufen muss, dann ändert sich der Wettbewerb", gab Hembery als Antwort. Am Ende seien die Bedingungen für alle gleich und der Brite ist sich sicher, dass das beste Team, mit dem besten Auto und dem besten Fahrer die Weltmeisterschaft gewinnen wird.