Dass sich der IndyCar-Tross in den USA nur schwer mit dem Geschehen in der Formel 1 identifizieren kann und andersherum, ist bekannt. Normalerweise pflegen die Serien eine gesunde Distanz zueinander, zwar voller Respekt aber genauso voller Unverständnis für das ein oder andere Format und einige Praktiken bei der Gegenveranstaltung auf der anderen Seite des Atlantiks. Mit dem dreimaligen Indy-500-Gewinner Helio Castroneves hat sich nun ein Großer seiner Zukunft zu Wort gemeldet und einmal einen seltenen Blick über die Grenzen der US-Nudeltöpfe hinaus geworfen. Auf eine besonders hohe Meinung von der Formel 1 stößt man beim Brasilianer aber nicht. "Die F1... das ist doch mittlerweile ein Ansammlung von Politikern", tönte Castroneves bei der Frage nach der Königsklasse und fügte an: "Dort geht es nur noch darum."

Zwar habe die Formel 1 dieses Problem wahrhaftig nicht exklusiv - sie sei aber ein besonderes Exemplar dafür, wie sehr der Sport in den Hintergrund rücken könne. "Man hat in jeder Sportart Politik - aber nirgends ist es so schlimm und schlecht wie dort. Wen kennt man und wen kontaktiert man - das ist alles, worum es dort noch geht", zeigte sich der IndyCar-Pilot vom europäischen Formel-Pendant enttäuscht. Als Fahrer und Mensch habe man es im Haifischbecken der Königklasse seiner Erfahrung nach dementsprechend sehr schwer. "Es interessiert dort niemanden, ob man gut ist. Es interessiert auch niemanden, ob man eine großartige Person ist", so Castroneves, der einen amüsanten wie paradoxen Vergleich zog. Nicht in den USA sondern in der europäischen F1 gelte: "Ihr Business fühlt sich an wie Hollywood. Genau so sieht es nun einmal aus..."

Von den 22 F1-Piloten könne er maximal fünf wirklich respektieren, sagte der 38-Jährige. "Ich würde sagen: Fernando Alonso und Felipe Massa, der ein Freund von mir ist... Schumacher - aber der fährt ja nicht mehr. Dann denke ich: Lew... ehm, nein - doch nicht", scherzte Castroneves, der sich in Bezug auf Lewis Hamiltons oftmals kritisierten Lebensstil einen Seitenhieb scheinbar nicht verkneifen konnte." Dafür nannte er auf seiner Respekts-Liste aber noch die beiden Red-Bull-Piloten Sebastian Vettel und Mark Webber. In Bezug auf den Australier fügte der Routinier an, dass dieser oftmals unterschätzt werde: "Auch er ist ein sehr guter Fahrer." Mit Blick auf die übrigen Piloten im F1-Feld meinte er: "Das war's dann auch schon. Der Rest besteht leider nur aus lauter Primadonnen und Sandkastenkindern."