Erst einmal ein herzliches "Hallo" an alle Leser von Motorsport-Magazin.com - ab jetzt werde ich euch hier nach jedem Rennen meine Eindrücke schildern und ein bisschen mehr von dem erzählen, was so das ganze Wochenende über passiert ist.

So wie es jetzt in Monaco gelaufen ist, ist das ein optimaler Zeitpunkt, um damit anzufangen. Es war ja nicht ganz einfach, schon am Samstag: Nach dem Unfall im Freien Training, bei dem ich vielleicht auf der ersten schnellen Runde mit den superweichen Reifen ein bisschen zu viel gewollt habe, wurde das Qualifying natürlich kritisch. Aber das Team hat das Auto ganz toll wieder hinbekommen, das Qualifying lief dann auch gut und das war schon einmal eine vielversprechende Ausgangsposition für das Rennen. Man muss sich speziell in Monaco eben immer wieder neu fokussieren, sich auf die Anforderungen einstellen.

Das haben wir auch für das Rennen gut geschafft. Das Auto war gut, ich konnte zeigen, dass Überholen selbst in Monaco schon möglich ist, ohne dass es kracht. Der verdiente fünfte Platz war jedenfalls eine tolle Belohnung für alle, natürlich auch für mich, gerade nach den doch ziemlich schwierigen letzten Rennen, wo immer eine Kleinigkeit dazwischen kam, obwohl man ja deutlich gesehen hat, dass das Auto es ja eigentlich kann. Jetzt hat endlich mal alles gepasst.

Was in Monaco auffiel, war ja, dass die Rennpace extrem langsam war. Ich habe mich immer gefragt, wer da eigentlich alles aufhält. Manchmal war Alonso extrem langsam, dann hat er wieder Gas gegeben - es war ein komisches Rennen. Man konnte eigentlich nicht richtig pushen. Die einzigen Runden, in denen ich einigermaßen am Limit gefahren bin, waren die letzten fünf oder sechs, und da war ich dann gleich mal zwei Sekunden schneller als vorher.

In Monaco lief es für Sutil gut, Foto: Sutton
In Monaco lief es für Sutil gut, Foto: Sutton

Dieses "Langsamfahren" die ganze Zeit im Pulk ist auch nicht so einfach, wie es sich vielleicht anhört, das ist vor allem eine Herausforderung in Sachen Konzentration. Man muss höllisch aufpassen, es kann ja vorkommen, dass der Vordermann doch einmal noch etwas früher bremst als normal - und da hängt man dann ganz schnell drauf. Dazu kommt, dass man ständig eigentlich viel schneller fahren möchte, es aber nicht kann. Dann versucht man, irgendwie eine Lücke zu finden, um doch vorbei zu kommen - was aber auch nicht einfach ist. Hinter jemandem herzufahren, ist schwierig, denn wenn der einen Fehler macht, dann muss man extrem schnell reagieren, speziell hier.

Als ich über die Ziellinie gefahren bin, war das ein tolles Gefühl. Vor allem der Erleichterung - und auch so ein "endlich" nach der langen Durststrecke. Obwohl ich mir ja immer sicher war: Einmal muss die Pechsträhne der letzten Wochen ja aufhören. Man darf nur nicht aufgeben, muss immer hart und konsequent weiter arbeiten, dann kommen auch die Ergebnisse. Doch ich muss zugeben: Vier "Nuller" in Serie, und das ohne wirklich etwas dafür zu können, das geht schon ein bisschen an die Substanz.

Nach dem sehr guten Auftakt in Australien bei meinem Formel-1-Comeback waren wir auch in Malaysia wieder sehr stark unterwegs, bis mich dann die Probleme mit den Radmuttern bei den Boxenstopps um alle Chancen gebracht haben. In China dann der Unfall mit Gutierrez, in Bahrain war es die Berührung mit dem Ferrari von Felipe Massa am Start: Der hat mir da den Reifen aufgeschlitzt, wodurch ich sehr viel Zeit verloren habe.

Was möglich gewesen wäre, hat dann der weitere Verlauf des Rennens gezeigt, wo ich mindestens genauso unterwegs war wie die Spitze - die Rennpace war einfach toll. In Barcelona hatten wir wieder das Problem mit den Radmuttern - aber ich hoffe, dass jetzt in Zukunft nicht mehr so viele solche Dinge passieren. Auch, wenn man natürlich aus Fehlern und Misserfolgen immer sehr viel lernt.

Sutil begeisterte die Fans mit Überholmanövern in Monaco, Foto: Sutton
Sutil begeisterte die Fans mit Überholmanövern in Monaco, Foto: Sutton

Wenn ich eine Bilanz dieses ersten Saisondrittels ziehen soll, muss ich sagen, dass ich schon mit hohen Erwartungen in die Formel 1 zurück gekommen bin, auch wenn die Vorbereitung vielleicht nicht ganz optimal war, weil ja alles im letzten Moment passiert ist. Aber nach Australien habe ich auch gleich gesehen, dass alles passt, dass ich auf Anhieb wieder mithalten kann. Damit ist für mich klar: Ich bin nicht hier, um auf die Dauer wieder dort herum zu fahren, wo ich schon jahrelang herum gefahren bin. Ich wollte zurückkommen, um ganz vorne dabei zu sein. Sicher, ich hatte einige Rennen, die vom Ergebnis her nicht so gut aussahen, obwohl es eigentlich sogar hätte Richtung Podium hätte gehen können. Deshalb kann ich nicht ganz zufrieden sein - wobei das Monaco-Ergebnis den Durchschnitt ja schon wieder ein bisschen hebt. Aber es müssen jetzt auf jeden Fall noch weiter solche Resultate kommen.

Was sicher möglich ist. Denn rein von der Streckencharakteristik her ist Monaco sicher nicht der Kurs, der unserem Auto speziell entgegen kommt. Es war "normal", wir waren hier zwar gut dabei, haben eine gute Teamleistung geboten, zum richtigen Zeitpunkt überholen können - das ergab den fünften Platz. Aber wir waren zum Beispiel nicht so extrem schnell wie in Bahrain. Ich denke, zum Beispiel in Kanada sollte es für uns noch besser aussehen, denn da gibt es lange Geraden, das ist immer gut für unser Auto. Wir sind schnell auf den Geraden, haben eine gute Traktion aus den Kurven heraus. Da kommen noch einige gute Rennen für uns - auch der Nürburgring zum Beispiel... Ich hoffe, dass viele der Motorsport-Magazin.com-Leser dorthin kommen können. Formel 1 vor Ort zu erleben ist immer etwas Besonderes - bis dahin werde ich versuchen, euch mit dieser Kolumne immer wieder ein paar spezielle Einblicke zu geben.

Bis bald!