Neu auf Motorsport-Magazin.com: Wir lassen unsere Leser zu Wort kommen: In der neuesten Ausgabe des Fan-Forums dreht sich natürlich alles um den Großen Preis von Monaco. Jetzt gleich lesen & mitdiskutieren!

Getrübter Sieg: Pirelli-Test überschattet Mercedes-Triumph

Hat sich Mercedes durch die Zusatz-Kilomter in Barcelona einen irregulären Vorteil verschafft? Sollte das Team bestraft werden? Wenn ja, wie? Ist die Beschwerde von Red Bull/Ferrari berechtigt? Lässt sich überhaupt noch eine zufriedenstellende Lösung für alle Beteiligten finden?

Lu1223: Rosbergs Sieg wurde sicherlich nicht - weder positiv noch negativ - von dem Pirelli-Test beeinflusst. Dass Mercedes hier keine Probleme mit den Reifen hatte, ist eher auf die Streckencharakteristik in Monaco zurückzuführen, die traditionell sehr Reifen schonend ist. Von daher hat Rosberg diesen Sieg durch kluges, fehlerfreies Fahren errungen - Glückwunsch dazu. Generell hat sich Mercedes durch den Test sicherlich einen gewissen Vorteil verschafft, selbst wenn sie nicht wussten, was genau sie testen, da bei den wenigen Tests jeder einzelne Kilometer mehr einen Unterschied macht - und wenn es nur das Fahrgefühl der Piloten betrifft.

Von daher fände ich eine Bestrafung durchaus richtig. Der Protest von Red Bull/Ferrari ist auf alle Fälle richtig, schon alleine, dass die ganze Situation - mit allen Heimlichkeiten und Unklarheiten bezüglich der Regelauslegung, weiterer Abmachungen und des genauen Testablaufes umfassend aufgeklärt wird. Die einzige einigermaßen zufriedenstellende Lösung für alle wäre wohl, alle ebenfalls einen solchen Test fahren zu lassen, was eher unwahrscheinlich ist.

AdenauerForst: Nico Rosberg war der dominierende Mann am gesamten Wochenende. Ob der Sieg als getrübt einzuschätzen ist, wird sich erst später oder nie herausstellen. Obwohl man ziemlich sicher davon ausgehen kann, dass der Test keine Vorteile für den Monaco GP geliefert haben wird, so hat Mercedes dennoch andere Erkenntnisse aus dem Test ziehen können. Die Fragen lauten: Was wusste Mercedes über die Spezifikation der Reifen? Welche Vorteile haben sie durch den Test erworben, die die anderen nicht erwerben konnten? Ist der Test laut Reglement zulässig gewesen? Wo ist die Chancengleichheit, wenn die anderen Teams nicht testen konnten? Warum wurde kein älteres Fahrzeug ausgewählt? Warum keine Testfahrer beschäftigt? Meine Meinung: Wenn ein Extra Test, dann für alle. Ansonsten eine unrunde Sache, die zwangsläufig zu Protesten und schlechter Stimmung führt.

Mercedes-Gate: Lange währte die Freude über den Sieg in Monaco nicht, Foto: Mercedes-Benz
Mercedes-Gate: Lange währte die Freude über den Sieg in Monaco nicht, Foto: Mercedes-Benz

Die Beschwerden von Red Bull und Ferrari sind berechtigt, sofern sich der Test als unzulässig herausstellen sollte. Für eine zufriedenstellende Lösung für alle ist es im Grunde schon zu spät. Wenn die FIA grünes Licht für den Test gegeben hat, sind sie den Fans und anderen Teams eine Erklärung schuldig, die aufzeigt, wie es in dieser Sache mit der Chancengleichheit aussieht. Ich meine schlecht.

SKY KeepRacingRacer: Man kann es drehen und wenden wie man will, Mercedes hat 1000 Testkilometer mehr, als alle anderen Teams. Das entspricht ungefähr drei Renndistanzen, was natürlich zu Zeiten der Testbeschränkungen arg schockierend und unfair klingt. Wenn dann ein Adrian Newey meint, innerhalb von drei Tagen das Auto um eine Sekunde schneller machen zu können, kann ich den Protest, beispielsweise seitens Red Bull absolut verstehen. Unabhängig davon, welche verwertbaren Daten Mercedes nun verwenden konnte und welche nur Pirelli vorbehalten waren. Und der Test wird Mercedes wohl kaum geschadet haben. Ich denke, dass bei der ganzen Affäre viele Fehler begangen worden sind. Zum einen hat Pirelli die ganze Sache unklug gelöst, da die Tests doch insgesamt betrachtet geheim beziehungsweise nicht offiziell stattfanden.

Monaco: Ein Ort für viele Geschichten - auf und neben der Rennstrecke, Foto: Sutton
Monaco: Ein Ort für viele Geschichten - auf und neben der Rennstrecke, Foto: Sutton

Die anhaltende Kritik auf Grund der qualitativ schlechten Reifen wird nach "Mercedes-Gate" nicht abklingen. Zum anderen hat sich auch Mercedes meiner Ansicht nach nicht korrekt verhalten, denn dass solche Tests im Nachhinein große Kontoversen auslösen würden, war abzusehen. Sich hinterher hinzustellen und zu meinen, man hätte sich im stillen Kämmerlein eine Erlaubnis geholt, zählt nicht. Unwissenheit schützt auch im echten Leben vor Strafe nicht. Die Tatsache, dass die Aktion genauer geprüft wird, zeigt, dass solch ein Test mit aktuellem Boliden wohl doch mehr als nur eine Grauzone des Reglements war. Mercedes muss gewusst haben, wie grenzwertig das Ganze ist.

Wie immer das gelöst werden mag, der Formel 1 steht wohl noch ein langer Verhandlungsmarathon bevor. Hembery und Co sei Dank! Ich muss aber zugeben, dass Rosbergs Sieg am Wochenende höchstwahrscheinlich auch ohne den Extratest zustande gekommen wäre. Die Mercedes sind auf einer Runde stark und in Monaco kann man nun Mal sein Qualifying-Ergebnis leichter verteidigen, als auf anderen Rennstrecken. Von daher sollte man den Mercedes-Piloten keine Punkte streichen. Die fairste und schnellste Lösung ist in meinen Augen, dass alle anderen Teams solche Tests, mit der gleichen Kilometerzahl, ebenfalls durchführen können. Und das schon vor Kanada! Denn wenn Mercedes auch dort im Rennen urplötzlich mit den Reifen haushalten kann, wird die Diskussion zusätzlich an Brisanz gewinnen.

Sergio Perez: Ambitioniert oder übermotiviert?

Fährt der McLaren-Pilot zu aggressiv? Ist sein Ehrgeiz kontraproduktiv oder genau das, was ein kommender Weltmeister braucht? Wie sind die Aktionen gegen Kimi Räikkönen und Fernando Alonso zu bewerten? Ist der Ärger der beiden WM-Anwärter verständlich?

Lu1223: Perez war in der ersten Saisonhälfte letztes Jahr ein Top-Fahrer trotz seiner geringen Erfahrung, was sich nach der Vertragsunterzeichnung mit McLaren geändert hat, als er viel Mist gebaut hat. Zur Zeit geht es bei ihm ähnlich weiter, wobei er vor allem durch extrem aggressives und hartes Fahren auffällt, was möglicherweise so extrem ausfällt, weil er in einer Situation ist, in der er sich unbedingt beweisen will. Was die Aktion gegen Alonso angeht, so fand ich den Platzwechsel im Nachhinein nicht nötig, da Alonso letztlich keine Wahl hatte, als die Schikane abzukürzen, da es sonst zur Kollision gekommen wäre. Auch die Aktionen gegen Räikönen waren übermotiviert, was dadurch deutlich wird, dass Perez beim ersten Mal die Schikane selbst abkürzen musste und es beim zweiten Mal gar zur Kollision kam - Schuld: Perez.

AdenauerForst: Sergio Perez ist schon häufiger durch seine aggressive Fahrweise aufgefallen. Er hat in Sachen Fehlverhalten in Monaco also kein Neuland betreten. Ehrgeiz ist wichtig, um in der F1 erfolgreich zu sein. Aber Verstand und Fairness sind Grundvoraussetzungen, die ein Fahrer mitbringen muss, wenn er auch künftig in der F1 etwas zu suchen haben will. Mit Alonso und Räikkönen hat sich Perez die falschen Leute ausgesucht. Mit Kimi kam es gleich zu zwei Vorfällen, einmal gab Räikkönen nach, auch um den Unfall zu vermeiden, beim zweiten Vorfall sah es schon anders aus und Kimi zog rein, wodurch Perez die Begrenzung touchierte. Beide Male ganz klar die Schuld von Perez. Ebenso beim Duell mit Alonso. Extrem unssinnig, Alonso aufgrund seines Ausweichens vorzuwerfen, er habe sich einen Vorteil verschafft. Die Alternative wäre ein Crash gewesen. Die Rennkommissare sollten in solchen Fällen mehr nachdenken. Am Ende ein Interview mit Äußerungen von Perez, die einem nicht einleuchten.

Wer schon einmal Rennen gefahren ist, weiß, überholen geht nur da, wo auch Platz ist. Sticht man trotzdem in eine nicht vorhandene Lücke, kommt es entweder zur Kollision oder der Gegner gibt nach. F1 ist kein Hallenkart-Rennen oder Autoscooter. Räikkönen hat in den Interviews die richtigen Worte gefunden, Perez nicht. Meine Meinung: Perez muss erneut ermahnt werden (auch vom eigenen Team), wenn nicht sogar bestraft. Es kann nicht sein, dass er einem WM-Anwärter das Rennen kaputtmacht und anschließend auch noch uneinsichtig ist.

An Sergio Perez scheiden sich die Geister, Foto: Sutton
An Sergio Perez scheiden sich die Geister, Foto: Sutton

SKY KeepRacingRacer: Sergio Perez ist in meinen Augen kein Topfahrer und wird auch keiner werden. Dies bestätigt er mir oft aufs Neue, indem nach zwei guten Überholmanövern mindestens das dritte in die Hose geht. Ich finde es ja prinzipiell gut, wenn Fahrer in Monaco etwas versuchen und nicht nur stupide hintereinander herfahren und auf Fehler anderer hoffen. Doch: Seine Manöver waren insgesamt gesehen "too much". Drei Mal an der gleichen Stelle darauf zu hoffen, dass der Gegner mitspielt, ist dann doch etwas zu viel des Guten. Klar, bei McLaren muss man sich beweisen, aber vielleicht sollte man dabei den eigenen Teamkollegen weniger hart attackieren.

Das zweite Manöver gegen Alonso war dann noch in Ordnung, da Perez sich seitlich neben ihn gebremst hat und wenigstens ein Stück weit vorne war. Warum Alonso für das anschließende Abkürzen in der Schikane eine Strafe bekommen hat, ist dann aber doch fragwürdig. In Monaco ist wenig Platz, da sollte man dem Spanier für seinen Reflex keinen Vorwurf machen. Immerhin kann man sagen, dass er den Platz durch Perez' Ausfall ohnehin wieder geschenkt bekommen hat, da den Mexikaner gegen Räikkönen wohl kurzzeitig das Gehirn im Stich gelassen hat. Zu dem Zeitpunkt des Rennens hätte er sich mit den wichtigen Punkten für McLaren zufrieden geben sollen, anstatt dem Iceman wichtige Punkte für die WM zu entreißen. Sutil hat es vorgemacht, wie man in Monaco in kontrolliertem Angriffsmodus nach vorne fährt.

Ferrari-Absturz: In Monaco im grauen Mittelfeld

Wie ist Fernando Alonsos Leistung zu bewerten? Wie kann es passieren, dass auf der Nicht-Überhol-Strecke in Monte Carlo gleich drei Konkurrenten an dem Ferrari-Star vorbeiziehen? Wer ist am Crash-Debakel von Felipe Massa schuld: Fahrer oder Team?

Lu1223: Für Ferrari war es einfach ein Wochenende zum Vergessen. Für Alonso lief das Quali noch relativ normal, aber im Rennen ging dann einfach gar nichts mehr, da er nie wirklich vorne mithalten konnte und sich letztlich auch noch hat übertölpeln lassen. Ob es eventuell ein Problem mit dem Auto gab, der Ferrari in Monaco einfach nur nicht lief, oder Alonso einfach einen schlechten Tag erwischt hat, Fakt ist, dass Alonso nicht die erwartete Leistung hat abrufen und zeigen können. Wer an den Crashs von Massa letztlich Schuld hat, wird wohl wahrscheinlich nicht zu klären sein, wobei es eher nicht nach einem Fahrfehler aussieht. Seltsam ist vor allem, dass zweimal genau derselbe Crash passierte, Ferrari aber dennoch einmal von einem Fahrfehler und einmal von einem technischen Problem spricht.

AdenauerForst: Monaco ist ein F1 GP, wo sich Fahrer auch in schlechteren Autos in Szene setzen können. Da der Ferrari aber nicht zu den schlechteren Autos zählt, sondern sogar zu den besseren, kann man sich durchaus die Frage stellen, was war mit Alonso los in Monaco? Auch dieser Mann kann mal einen schlechten Tag haben und so wird es wohl auch gewesen sein. Die Erklärung von Domenicali, "der Monaco GP wäre einfach keine Strecke für Ferrari" kann man nur bedingt gelten lassen.

Die Leistung von Alonso bewerte ich als schlecht, weil er sich vor der Loews Kurve hat überholen lassen. Da auch er weiß, dass das nicht möglich ist, wenn man es nicht will (Fahrlinie darauf ausrichten), muss ihn irgendetwas psychisch blockiert haben, was die Konzentration auf diese Angelegenheit eingeschränkt hat. In einer engen WM sind solche schlechten Ergebnisse am Ende ausschlaggebend und könnten sich negativ auswirken. Räikkönen hatte auch Pech, aber Vettel ist nun noch weiter weg. Will Ferrari endlich wieder WM werden, hätte man in Monaco mehr punkten müssen.

Was die Ursachen des Crash-Debakels von Felipe Massa waren, wird noch geklärt. Vermutlich ein Fahrfehler im freien Training und ein Defekt im Rennen. Hier sollte man keinen Schuldigen suchen, nur weil es zweimal passierte. Es gibt auch Zufälle und höchstwahrscheinlich war das einer.

Ferrari: Mehr als nur ein Blechschaden in Monaco, Foto: Sutton
Ferrari: Mehr als nur ein Blechschaden in Monaco, Foto: Sutton

SKY KeepRacingRacer: Ich werde den Verdacht nicht los, dass auf Strecken, auf denen die Reifen halbwegs halten, Ferrari vom Speed her nur dritte Kraft ist, wie eigentlich auch im letzten Jahr. Monaco hin oder her, aber bereits vorher war der Ferrari in der Qualifikation meistens nur dritte Kraft. Regenschauer oder Strafen bei Hamilton und verhauene Runden von Webber haben dies in letzter Zeit etwas verzerrt, von daher ist das Ergebnis in Monaco für mich nicht überraschend.

Außerdem scheint es so, als sei bei Massa zumindest auch noch Pech (zwei Mal an derselben Stelle den gleichen Fehler begehen klingt unwahrscheinlich) und bei Alonso ein schlechter Tag dazugekommen. Wirkliche Sorgen sollten sich die Italiener aber nicht machen, denn bereits auf der reifenfressenden Strecke in Kanada, die ihnen in den letzten Jahren ganz gut gelegen hat, sollten sie im Rennen wieder ganz weit vorne sein... insofern die Pirellis-Pneus weiterhin qualitativ auf einem überschaubaren Niveau bleiben.

Wollt auch Ihr bei unserem nächsten Fan-Forum nach dem Kanada GP dabei sein? Dann sendet uns doch eure Bewerbung in den Kommentaren unter dem Artikel. Einfach kurz beschreiben, was euch als F1-Experten auszeichnet, warum Ihr gerne mitmachen würdet und was ihr vom bisherigen Geschehen in dieser Saison haltet. Wir kommen dann auf euch zurück... viel Erfolg!