Aus strategischer Sicht ist der Monaco GP ein sehr kniffliges Rennen, denn die Piloten können viel Zeit verlieren, wenn sie aufgrund der wenigen Überholmöglichkeiten im Verkehr festhängen. Die einzige wirkliche Überholmöglichkeit bietet sich am Tunnelausgang vor der Schikane. Allerdings müssen die Piloten dafür auf eine mit Reifenfetzen und Staub sehr dreckige Spur neben der Ideallinie fahren, was den Überholvorgang erschwert. Zudem liegt die Wahrscheinlichkeit eines Safety-Car-Einsatzes bei 80 Prozent, was selbst die beste Strategie über den Haufen werfen kann.

In den letzten zehn Jahren kam das Safety Car 14 Mal zum Einsatz., Foto: Sutton
In den letzten zehn Jahren kam das Safety Car 14 Mal zum Einsatz., Foto: Sutton

Ferrari und Lotus gehen mit den Pirelli-Pneus schonend um und könnten daher bei einer Einstopp-Strategie bereits früh an die Box kommen. Andere Teams wie etwa Mercedes oder Red Bull könnten in diesem Falle wohl nicht reagieren, da sie befürchten müssten, mit den Reifen nicht bis ins Ziel zu kommen. Ferrari und Lotus könnten mit dieser Taktik ihre Schwäche im Qualifying ausgleichen und eine nicht ganz unwahrscheinliche, mit beiden Silberpfeilen besetzte erste Startreihe im Rennen ausstechen. Denn Mercedes war im dritten Sektor des Circuit de Catalunya vor eineinhalb Wochen am schnellsten unterwegs, was laut dem UBS Strategy Report als guter Indikator für Monaco gilt.

Mercedes wird im Fürstentum wohl keine leichte Beute werden, wie dies in den vergangenen Rennen der Fall war. Denn auf dem engen Stadtkurs werden die Reifen weniger beansprucht, das Thema Überhitzung tritt damit in den Hintergrund. Mercedes konnte seit dem Comeback als Werksteam noch nicht in Monaco gewinnen, Ferrari wartet seit 12 Jahren auf einen weiteren Erfolg. In den letzten drei Jahren war das Fürstentum klar Red-Bull-Territorium.

Ist eine Einstopp-Strategie machbar?

Der superweiche Reifen, der bislang nur in Melbourne zum Einsatz kam, hielt dort etwa neun bis zehn Runden. Zieht man die kürzere Runde sowie den glatteren Asphalt und das Fehlen von Kurven, die viel Energie in den Reifen strömen lassen, in Betracht, sollte er in Monaco länger halten. Bei einer Einstopp-Strategie wird der Fahrer dennoch mehr als 50 Runden auf dem weichen Reifen fahren müssen. Nach der Performance in China zu urteilen könnte das ein schwieriges Unterfangen werden.

Neben der Ideallinie im Tunnel befindet sich viel Dreck., Foto: Sutton
Neben der Ideallinie im Tunnel befindet sich viel Dreck., Foto: Sutton

Ein Fahrer, der sich auf den superweichen Reifen qualifiziert hat und auf einer Einstopp-Strategie unterwegs ist, wird wohl um Runde 27 an die Box kommen, um sich die weichen Pneus abzuholen. Im vergangenen Jahr stoppten die Piloten, die den Sprung auf das Podest schafften, in Runde 27 bis 30. Da ein Boxenstopp 25 bis 26 Sekunden Zeit kostet und die Gefahr besteht, anschließend im Verkehr festzuhängen, werden die Teams wohl so wenig Stopps wie möglich einplanen. Wie wichtig freie Fahrt in Monaco ist, zeigt sich bereits beim Start. Denn die Autos im mittleren bis hinteren Feld sind in der ersten Runde etwa 20 Sekunden langsamer als der Führende.

Apropos Start - Sergio Perez, Esteban Gutierrez und Adrian Sutil machten in dieser Saison beim Start insgesamt neun Positionen gut und bilden damit die Spitze. Zu den großen Verlierern zählen Jean-Eric Vergne und Romain Grosjean. Auch Mark Webber büßte, teil aus technischen Gründen, bislang sechs Positionen ein. Der einzige, der seine Startposition stets hielt, ist Force-India-Pilot Paul di Resta.