Die seit Sepang vergiftete Atmosphäre bei Red Bull Racing legt den Schluss nahe, dass sich der austro-englische Rennstall für das nächste Jahr nach einem zweiten Fahrer umsehen wird. Der Erbfolge nach würde diese Ehre einem der beiden Toro-Rosso-Piloten, Daniel Ricciardo oder Jean-Eric Vergne, zufallen. Teamchef Franz Tost ist sich aber nicht ganz sicher, ob seine Schützlinge für diesen Schritt schon bereit wären. "Im Moment würde ich mit Ja und Nein antworten", sagt er im Interview mit Formula1.com. "Beide müssten eine außergewöhnliche zweite Saisonhälfte zeigen, denn da ginge es ja um einen Job beim Weltmeister! Die Anforderungen sind dort ganz andere als bei Toro Rosso."

"Verstehen Sie mich nicht falsch, beide sind auf einem guten Weg, aber alles wird davon abhängen, wie sich die nächsten Monate gestalten", führt der Österreicher aus. In der besseren Situation sieht er aktuell Ricciardo, der in der WM sechs Zähler Vorsprung auf einen Teamkollegen Vergne hat. "Leistung ist alles, was zählt. Mit elf Rennen mehr in den Beinen ist wahrscheinlich Daniel in der besseren Situation. Aktuell hat er die Oberhand, was man auch in Barcelona gesehen hat. Aber das ist nur eine Momentaufnahme, generell würde ich sagen, dass beide in das Konzept von Red Bull passen würden", ist sich Tost sicher. Der Australier selbst führte unlängst im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com aus, dass er sich bereit fühle, sollte er einen Anruf von Christian Horner, Dr. Helmut Marko oder gar Dietrich Mateschitz bekommen.

Einfluss auf die Arbeit von Toro Rosso habe der interne Krach beim "großen Bruder" aber keinen. "Das sind ganz normale teaminterne Rivalitäten, die es eben gibt, wenn ein Team um beide Weltmeisterschaften kämpft. Wenn man immer mit vollem Anschlag kämpft, dann muss man auch seine Ellbogen einsetzen - in jedem Sport", ist Tost überzeugt. "Formel 1 ist Teil der Unterhaltungsindustrie und Rivalitäten gehören dazu. Die Fans wollen nicht nur sehen, wie ein paar Autos im Kreis fahren, sondern auch den menschlichen Faktor."