Wird es Sebastian Vettel nach drei WM-Titeln auf den immer gleichen Strecken in der Formel 1 etwa langsam langweilig? Der Heppenheimer nannte am Rande des Großen Preises von Spanien seine Wunschliste für die Kurse, die ihm im Rennkalender der F1 noch fehlen würden - gewürzt wurde das ganze natürlich mit einer gehörigen Prise Utopie, dennoch war es interessant, was Statstik-Fanatiker Vettel, der sich im Vergleich zu einigen anderen Fahrerkollegen schon immer auch an der Geschichte der Königsklasse interessiert zeigte, zum Besten gab. Dass die F1 mit 20 Rennen pro Jahr derzeit so viele wie noch nie fährt, tat da keinen Abbruch - würden die FIA und Bernie Ecclestone Vettels Streckenwünsche erfüllen, würde er wohl nur zu gerne auch an 25 Wochenenden im Jahr ins Auto klettern.

Den fünften Rang auf der Liste des Red-Bull-Piloten belegte dabei keine geringere Strecke als die legendäre Nordschleife des Nürburgrings. Nach Niki Laudas Feuerunfall 1976 kehrte die F1 der Grünen Hölle endgültig den Rücken... für Vettel hat sie trotzdem bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt. "Die Nordschleife darf natürlich nicht fehlen", so der 25-Jährige, der meinte: "Ich habe dort zwar einmal ein paar Runden gedreht, an die meisten Kurven erinnere ich mich aber nicht mehr - sie ist so lang und für ein modernes Formel-1-Auto wahrscheinlich auch ungeeignet, weil die Boliden mittlerweile so tief über der Straße liegen." Trotzdem wäre Deutschlands bekannteste Rennstrecke nach wie vor reizvoll. "Bereits im Straßenauto ist es ja schon etwas Besonderes", so Vettel.

Eine Strecke für echte Männer

Die F1 hat Watkins Glen schon lange verlassen: Vettel findet das nicht gut, Foto: Sutton
Die F1 hat Watkins Glen schon lange verlassen: Vettel findet das nicht gut, Foto: Sutton

"Für die Fuchsröhre braucht man glaube ich dicke Eier, da geht es ganz schön bergab", grinste der WM-Führende, der meinte: "Man bleibt einfach voll auf dem Gas, beschleunigt und wenn man dann bei weit über 200 Stundenkilometern diese Kompression durchfährt und es dann bergauf geht, ist das einfach... wow!" Am besten gefiele Vettel auf der Nordschleife dann noch ein Nachtrennen. "Man muss sich das ja nur einmal beim 24-Stunden-Rennen ansehen... nachts da Vollgas zu geben - das ist aberwitzig." Auf Platz vier der persönlichen Hitliste des Deutschen schaffte es eine andere Traditionsstrecke: "Spa-Francorchamps - aber das alte! Das wäre mal was, denn ich denke, das ist noch eine Strecke für echte Männer, mit vielen Hochgeschwindigkeitskurven. Durch den Masta Kink in einem aktuellen Formel 1 - das kann ich mir nicht einmal vorstellen."

Die Top-3 seiner Lieblingsstrecken führte Vettel auf seiner imaginären Weltreise dann gleich zweimal über den großen Teich nach Amerika. Los ging es in Laguna Seca. Den kalifornischen Kurs setzte der Champ auf P3. "Ich war dort sogar schon einmal, allerdings nicht im Rennwagen. Trotzdem war es sehr beeindruckend und ich glaube, das wäre eine ganz schöne Herausforderung", erklärte der Heppenheimer beim Blick auf den berühmten Corkscrew. Als zweitgrößte Herausforderung erachtete Vettel die legendären Geraden von Le Mans. "Dort war ich mal mit der Formel 3 unterwegs, aber leider nur auf der Kurzanbindung, dem Bugatti Circuit."

Auch wenn die F1 bei einer möglichen Rückkehr nach Frankreich wohl entweder in Magny-Cours oder Le Castellet ihre Zelte aufschlagen wird, glaubte der Deutsche: "Dort einmal in so einem Le-Mans-Prototypen Gas zu geben... das könnte mir schon gefallen." Auf die Nummer eins seiner Streckenliste setzte Vettel überraschend den Kurs von Watkins Glen. "Weil ich darüber einfach schon so viele gute Dinge gehört habe. Es ist eine großartige Strecke, geht viel rauf und runter und sie verfügt zudem über eine Menge Tradition und Geschichte." 1980 fuhr die F1 zuletzt im Bundesstaat New York. Vettel hätte nichts dagegen, wenn sich das wieder ändern würde. "Die F1 fährt dort leider nicht mehr... aber ich würde es gerne einmal wieder probieren."