1. Wieso war Ferrari auf einmal so stark?

Dass Ferrari im Renntrimm stärker ist als im Qualifying ist kein Geheimnis. Dank der erneut sehr guten Racepace waren Fernando Alonso und Felipe Massa ab der ersten Runde in der Lage zu attackieren. Mit Erfolg: Beide machten bereits im ersten Umlauf drei Plätze gut. Doch nicht nur die Fahrer, auch das Team zeigte auf dem Circuit de Catalunya eine bärenstarke Leistung. Dank eines perfekt getimten ersten Boxenstopps - Alonso fuhr eine Runde früher als Vettel an die Box - lotste die Scuderia den Spanier an dem bis dahin zweitplatzierten Vettel vorbei. Und in Anbetracht des hervorragenden Speeds des F138 war die Entscheidung, vier mal die Box anzusteuern, ebenfalls richtig. "Wir haben das Rennen heute gut gelesen, Reifenmanagement und das Timing der Boxenstopps waren entscheidend - wir haben alles richtig gemacht", meinte Teamchef Stefano Domenicali.

2. Wie kam Räikkönen auf Platz zwei?

Einmal mehr überzeugte Lotus im Rennen, Foto: Sutton
Einmal mehr überzeugte Lotus im Rennen, Foto: Sutton

Reifensparen heißt das Zauberwort. Im Gegensatz zu einem Großteil seiner Konkurrenten benötigte Kimi Räikkönen in Spanien nur drei Boxenstopps. Der Finne absolvierte die ersten drei Stints auf den Mediums und schnallte erst für den letzten Rennabschnitt die harten Walzen auf. Was Reifenflüsterer Räikkönen beim Europa-Auftakt von anderen Drei-Stoppern unterschied: Er fuhr nicht nur reifenschonend, sondern auch schnell. Das bekam auch Sebastian Vettel zu spüren, der den Lotus-Piloten bereits im ersten Renndrittel ziehen lassen musste. Dass es am Ende sogar zu Platz zwei reichte, hatte der 33-Jährige schließlich der geringeren Anzahl der Boxenstopps zu verdanken. Auf diese Art und Weise gelang es ihm, Massa, der eigentlich die bessere Pace hatte, hinter sich zu halten. Nur für Alonso reichte es in Barcelona nicht. "Es hätte keinen Sinn gemacht, gegen ihn zu kämpfen. Ich hätte ihn nicht hinter mir halten können", sagte Räikkönen. "Sie waren einfach zu schnell."

3. Warum konnte Red Bull nicht mithalten?

Red Bull musste am Sonntag einsehen, dass sie mit Ferrari und Lotus - zumindest in Person von Kimi Räikkönen - einfach nicht mithalten konnten. Und das, obwohl Sebastian Vettel als Zweiter aus der ersten Kurve herauskam. Doch wieso musste der Heppenheimer im Rennen so federn lassen? Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen war die Renn-Pace des Red Bull schlichtweg nicht gut genug. Ähnlich wie die Mercedes-Piloten müssen auch Sebastian Vettel und Mark Webber ihr Auto im Rennen um die Kurven tragen, um die sensiblen Pirelli-Reifen nicht zu stark zu beanspruchen. Dieses Problem lösten Ferrari und Lotus einfach besser.

Zum anderen setzte Red Bull bei Sebastian Vettel am Sonntag auf die falsche Strategie. Aber Vettel kam doch - wie Rennsieger Fernando Alonso auch - viermal zum Stopp, weshalb soll es die falsche Strategie gewesen sein? Im Gegensatz zu Massa und Alonso war Vettel nicht von Anfang an auf dieser Strategie unterwegs. Während Massa schon in Runde 20 zum zweiten Mal seine Pit-Crew ansteuerte, wartete Vettel bis Runde 24 und zögerte auch den dritten Stopp noch einige Runden länger hinaus, wodurch er wertvolle Zeit einbüßte. Weil die Red-Bull-Mannschaft allerdings einsehen musste, dass eine Drei-Stopp-Strategie nicht möglich war, legten sie ebenfalls einen vierten Stopp ein.

4. Warum fielen die Mercedes wieder zurück?

Ratlose Gesichter gab es bei Mercedes, Foto: Sutton
Ratlose Gesichter gab es bei Mercedes, Foto: Sutton

Und täglich grüßt das Murmeltier: Dritte Pole Position in dieser Saison, zum dritten Mal geht es im Rennen nur nach hinten. Während Lewis Hamilton in China immerhin noch den dritten Platz über die Ziellinie retten konnte, blieb von den Pole Positions in Bahrain und Spanien nicht mehr viel übrig. Einmal mehr waren die Reifen der limitierende Faktor, den Mercedes einfach nicht zu verstehen scheint. Schon im Qualifying war das schwarze Gold für Nico Rosberg kryptisch, als er in Q2 mit einem gebrauchten Satz ein deutlich besseres Gefühlt hatte als im Run zuvor mit frischen Reifen in Q1. Im Gegensatz zu Bahrain bestand das Mercedes-Problem allerdings nicht im Überhitzten der Hinterreifen, sondern im Graining auf beiden Achsen.

Im Rennen sollte sich das Reifenproblem fortsetzten. Im ersten Stint kam zumindest Rosberg noch ganz gut mit den Pirelli-Pneus zurecht, Hamilton verlor schon in den ersten Runden den Anschluss. Doch nach dem Wechsel auf die harten Reifen, konnte auch Rosberg nicht mehr mithalten. Zwar meinte der Wiesbadener später, es wäre durchaus schneller gegangen, dann allerdings nur für zwei Runden, dann hätten die Reifen den Geist aufgegeben. Also entschied sich der Polesitter dafür, die Spitzengruppe kampflos passieren zu lassen, und das schwarze Gold zu schonen. Wieso Mercedes deutlich mehr Probleme hat, als der Rest des Feldes, weiß niemand so genau - nicht einmal Mercedes selbst.

5. Warum verlor van der Garde ein Rad?

Der Niederlänger kam in der 46. Runde zum Reifenwechsel und merkte anschließend sofort, dass an seinem Caterham etwas nicht stimmt. Als er sich bei seiner Mannschaft darüber beschwerte, dass sich sein linkes Hinterrad sehr eigenartig anfühlte, wies in das Team an, langsam zurück an die Box zu fahren. Auf der Fahrt zurück löste sich das Rad und rollte über die Strecke. Weil ihn das Team zurück an die Box holen wollte und somit ein unnötiges Risiko für andere Teilnehmer, Streckenposten und Zuseher in Kauf nahm, wurde es noch zu einer Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro verurteilt.

6. Was ging schon wieder beim Force-India-Boxenstopp schief?

Problemfall: Force India und die Boxenstopps, Foto: Sutton
Problemfall: Force India und die Boxenstopps, Foto: Sutton

So ganz genau weiß das vermutlich niemand. Auf den TV-Bildern war nur noch ein rauchender Force India zu sehen und Mechaniker, die hektisch mit dem Rear-Jack versucht haben, den Boliden wieder anzuheben. Ursache allen Übels war erneut die Radmutter. Force India setzte wieder das System ein, das schon in Malaysia für zahlreiche katastrophale Boxenstopps sorgte, und rund 0,3 Sekunden schneller sein soll, als das herkömmliche System. Die Ingenieure gingen davon aus, dass der Fehler behoben wurde, was aber nur zum Teil stimmte. "Was jetzt aufgetaucht ist, war wieder ein Materialproblem - allerdings ein anderes", so Sutil.

7. Was ging an Grosjeans Auto kaputt?

Romain Grosjean kam in Runde acht mit einem schielenden Hinterreifen an die Box. Nicht wenige vermuteten wahrscheinlich einen Zusammenhang mit dem rauchenden Force India, der zur gleichen Zeit bei seinen Mechanikern stand, doch der Franzose war am Ausfall gänzlich schuldlos. Wie Gerard Lopez gegenüber Motorsport-Magazin.com erklärte, wurde der hintere Querlenker einfach locker, zu einem Bruch sei es aber nicht gekommen. Auch die erste Diagnose, die Spurstange sei gebrochen, konnte Lopez nicht bestätigen.

8. Warum gab es eine Strafe für Hülkenberg?

Nico Hülkenberg fuhr ein gutes Rennen, ehe seiner Crew ein Malheur passierte. In Runde 34 steuerte er zum dritten Stopp die Box an, bekam nach dem Reifenwechsel jedoch zu früh signalisiert, wieder in die Pit Lane zurückzukehren, wo Toro-Rosso-Pilot Jean-Eric Vergne unterwegs war, mit dem er kollidierte. Weil die Rennstewards die Schuld bei Sauber und dem Deutschen sahen, bekam Hülkenberg eine Stop-and-Go-Strafe von zehn Sekunden auferlegt, womit für ihn der Grand Prix gelaufen war und er nur 15. wurde.

9. Was war so besonders an Gutierrez' Rennen?

Esteban Gutierrez schaffte es fast in die Punkte, Foto: Sutton
Esteban Gutierrez schaffte es fast in die Punkte, Foto: Sutton

Esteban Gutierrez stand zuletzt stark in der Kritik, doch in Barcelona ließ der Sauber-Pilot sein Können aufblitzen. Vom 19. Startplatz kommend fuhr der Mexikaner bis auf den elften Rang nach vorne und verpasste seine ersten Punkte um lediglich drei Zehntel. Doch damit nicht genug, denn Gutierrez sammelt nicht nur seine ersten Führungskilometer und gewann das teaminterne Duell gegen Nico Hülkenberg, auch die schnellste Rennrunde stand für ihn zu Buche. Allerdings muss angemerkt werden, dass sich der Rookie als Letzter aller Piloten neue Reifen abholte und daher die besten Voraussetzungen hatte. Dennoch eine starke Leistung, die ihm Auftrieb verleihen sollte.