Zum zweiten Mal hintereinander musste sich Adrian Sutil nach einem Grand Prix damit trösten, "dass mir eine ganze Menge Leute jetzt wieder gesagt haben, ich sei der heimliche Sieger des Rennens gewesen." Doch im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, knapp zwei Stunden nach Rennende, war dem Force-India-Piloten schon noch anzumerken, dass die Enttäuschung darüber, dass seine tolle Leistung wieder nur genauen Beobachtern aufgefallen und nicht auf der Ergebnisliste nachzulesen war, tief saß. "Letztlich kann ich mir dafür halt nichts kaufen - was dasteht, sind vier Nuller in den letzten vier Rennen, und das kann doch eigentlich einfach nicht wahr sein..."

Vor allem, weil sich Sutil selbst ja für die permanenten Zwischenfälle der letzten Zeit wirklich keine Vorwürfe machen muss - diesmal waren es wieder völlig verkorkste Boxenstopps, die ihn hoffnungslos zurück warfen. Die Ursache war einerseits die gleiche wie in Malaysia, andererseits aber auch doch wieder ein bisschen unterschiedlich: Force India war nach dem Boxenstoppdrama in Sepang, als es bereits mehrfach Ärger mit sich nicht lösenden Radmuttern gab, trotzdem wieder zu diesem neuen System zurückgegangen, "das bei jedem Stopp 0,3 Sekunden schneller ist", so Sutil. "Denn man war davon ausgegangen, den Fehler gefunden zu haben" - irgendwo im Zusammenspiel zwischen Hitze und Materialproblemen. "Was jetzt aufgetaucht ist, war wieder ein Materialproblem - allerdings ein anderes."

So oder so - der Gräfelfinger will jetzt auf jeden Fall Tacheles reden, also letztlich dafür sorgen, dass das System wieder gegen das alte, etwas langsamere, aber zuverlässigere ausgetauscht wird. "Das hätte ich vielleicht auch schon nach Malaysia durchdrücken können, wenn ich es unbedingt gewollt hätte. Aber da habe ich mir noch gedacht, okay, wenn alle meinen, sie haben das jetzt im Griff, dann geben wir der Sache noch eine zweite Chance." Jetzt aber ist sich Sutil sicher: "Das Risiko ist einfach zu hoch. Wenn man das ausrechnet, dann ist das eine Sekunde, die man bei einem normalen Dreistopprennen dabei gewinnt." Und fast grinsend fügt er hinzu: "Da fahre ich lieber mal die eine Sekunde in irgendeiner Runde schneller." Selbst wenn er durch den minimalen Zeitverlust beim Stopp mal einen Platz verlieren sollte, "weil ich hinter statt vor jemandem raus komme - letztlich ist das ein Platz, damit kann ich wesentlich besser leben als mit dem, was heute passiert ist."

Da verlor Sutil beim ersten, völlig verkorksten Stopp nämlich fast eine Minute, "und der letzte ging dann auch noch mal etwas daneben, da waren es fast vier Sekunden. Die letzten vier haben mich dann nochmal die Chance gekostet, vielleicht sogar doch noch den letzten Punkt zu holen."

Vom Speed her wäre bei problemlosem Rennverlauf ja sowieso wieder eine absolute Top-Platzierung möglich gewesen. Eine Analyse der Rundenzeiten bestätigt Sutils Aussage: "Platz fünf war in Reichweite, Platz sechs wäre absolut sicher gewesen. Wir stecken unheimlich viel Geld rein, um das Auto schneller zu machen, scheitern dann aber an solchen Kleinigkeiten."

Das Team entschuldigt sich

Im Briefing nach dem Rennen sei das aber natürlich alles angesprochen worden, "das Team hat sich natürlich auch bei mir entschuldigt, allen tut das unglaublich leid." Und jeder überlege, was man noch ändern, verbessern könne, um solche Fehlerquellen auszuschalten. Auch er könne etwas verändern: "Eben das, das jetzt wirklich durchzudrücken, darauf zu bestehen, dass in Zukunft wieder das alte System eingesetzt wird."