Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht Gerüchte um ein neues Formel-1-Rennen auftauchen. Oftmals ist es Bernie Ecclestone selbst, der den Kalender fleißig im Gespräch hält. Unter anderem ist von weiteren Rennen in den USA, einem Lauf in Thailand oder Mexiko die Rede. Viele Fans kritisieren, dass sich die Königsklasse zu weit von ihrem Stammgebiet - der Region, in der die Teams ihren Sitz haben und die meisten Fans zu Hause sind - entfernt. In der Tat finden in dieser Saison 10 von 19 Rennen außerhalb von Europa, Kanada und den USA statt - das sind 52,6 Prozent.

In der Vereinbarung der Teams mit dem Rechtehalter der Formel 1, der F1 Group, ist festgehalten, dass dieser Prozentsatz nur mit der einhelligen Zustimmung von Ferrari, McLaren und Red Bull auf über 60 Prozent erhöht werden kann. Auch die Zahl der Rennen kann ohne einen Konsens dieser drei Teams nicht auf über 20 angehoben werden. Diese Klauseln dienen den Teams als Kostenkontrolle, denn Übersee-Reisen sind teuer.

McLaren, Ferrari und Red Bull können über die Zukunft der Formel 1 entscheiden., Foto: Sutton
McLaren, Ferrari und Red Bull können über die Zukunft der Formel 1 entscheiden., Foto: Sutton

Die F1 Group hat jedoch entgegengesetzte Interessen, denn der Großteil ihrer Einnahmen hängt direkt mit der Zahl der Rennen zusammen. Den Löwenanteil machen mit 512,1 Millionen Dollar die Gebühren aus, die die Veranstalter für ein Formel-1-Rennen zahlen müssen. 488,9 Millionen fließen durch die Vergabe der TV-Rechte in die Kassen. Werbung und Sponsoring an der Rennstrecke bringen 223,6 Millionen Dollar ein, die restlichen 287,7 Millionen Dollar stammen aus verschiedenen Bereichen, davon 78,7 Millionen aus dem Verkauf von Hospitality Tickets. Insgesamt sind das 1,5 Milliarden Dollar, wie der renommierte Wirtschaftsjournalist Christian Sylt für das Jahr 2011 ausgerechnet hat.

Wie jedes Unternehmen ist die F1 Group gewillt, die jährlichen Einnahmen zu steigern. Da dies nicht durch eine Erhöhung der Anzahl der Rennen möglich ist, gilt es, aus den vorhandenen möglichst viel Profit zu schlagen. Dabei kommen Bernie Ecclestone Wachstumsmärkte, vor allem in Asien, entgegen, die sich in der Welt einen Namen machen wollen. Um mit einem Formel-1-Rennen für das eigene Land zu werben, sind sie bereit, tief in die Tasche zu greifen. Das müssen sie auch, um einen der begehrten Plätze im Kalender zu erhalten. Ecclestone kann die Kosten zudem antreiben, wenn er dem jeweiligen Land über einen gewissen Zeitraum Exklusivrechte reinräumt. So geschehen etwa im Fall von Bahrain, das bis 2009 das einzige Rennen im Mittleren Osten war, ehe Abu Dhabi hinzukam.

Die Gebühren für die Austragung eines Formel-1-GP liegen im Schnitt mittlerweile bei 27 Millionen Dollar - vor zehn Jahren waren es noch 11,3 Millionen. Ein Aufschlag von bis zu zehn Prozent im Jahr ist keine Seltenheit. Kein Wunder, dass zahlreiche europäische Rennen - sei es in Spanien oder Deutschland, wo in der Vergangenheit oftmals mehrere Rennen ausgetragen wurden - nicht mehr mithalten können. Denn die Regierungen sind im Gegensatz zu denen vieler Wachstumsmärkte nicht bereit, für ein Formel-1-Rennen Bares auf den Tisch zu legen.

McLaren, Red Bull und Ferrari haben es in der Hand, die Europa-Rennen durch ihr Votum im Kalender zu halten. Angesichts von großen Sponsoren, die außerhalb von Europa beheimatet sind, könnte sich jedoch auch ihr Fokus auf die Wachstumsmärkte richten. Die Bekanntgabe von McLarens neuem Sponsor, die Ende des Jahres erwartet wird, könnte ein Fingerzeig sein.