Schaut man auf die nackten Zahlen, dann hast du in den ersten vier Rennen einen Ausfall und null Punkte verbucht. Bist du von deinem Saisonstart enttäuscht oder hattest du ein derartiges Ergebnis erwartet?
Esteban Gutierrez: Natürlich hätten wir gerne ein paar Punkte mitgenommen - das ist bei jedem Rennen unser Ziel. Aber anstatt enttäuscht zu sein, arbeite ich wirklich hart daran, mich zu verbessern, damit ich unser Potenzial in den kommenden Rennen, angefangen in Barcelona, maximal ausnutzen kann. Ich versuche, mich in allen Bereichen zu steigern. Dabei hilft mir die Erfahrung aus den ersten vier Rennen.

Wie hat dein Team auf die Resultate reagiert? Wie ist die Unterstützung?
Esteban Gutierrez: Die Unterstützung des Teams ist sehr gut. Jeder hilft mir dabei, mich schnellstmöglich einzugewöhnen. In einigen Bereichen klappt die Zusammenarbeit schon sehr gut, in anderen geht es bestimmt noch besser. Es geht vor allem darum, an einem Rennwochenende alles zusammen zu bekommen, um gute Ergebnisse und dann auch Punkte einzufahren.

Und wie läuft die Zusammenarbeit mit Nico Hülkenberg?
Esteban Gutierrez: Bisher läuft es sehr gut. Für mich ist es sehr hilfreich, mit ihm zu arbeiten. Nico hat immerhin schon drei Jahre Erfahrung in der Formel 1. Ich denke, wir sind ein gutes Team - und es wird im Laufe der Saison besser und besser werden.

Esteban Gutierrez: Aller Anfang ist schwer, Foto: Sutton
Esteban Gutierrez: Aller Anfang ist schwer, Foto: Sutton

In welcher Weise profitierst du von ihm?
Esteban Gutierrez: Nico ist eine sehr gute Referenz für mich. Er hat viel Erfahrung und ist ein sehr schneller Fahrer. Und natürlich versuche ich, mich an sein Niveau anzunähren.

Wo siehst du die größten Steigerungsmöglichkeiten? Im Qualifying? Im Rennen?
Esteban Gutierrez: Ich würde sagen, in der Konstanz - das ist die Hauptsache. Ich hatte in einigen Momenten wirklich einen guten Speed, jetzt muss es mir nur noch gelingen, diesen Speed kontinuierlich im Qualifying und im Rennen abzurufen. Und ich muss mit dem Team zusammen noch ein besseres Verständnis für die Strategie entwickeln.

Stichwort Konstanz: Den Unfall mit Adrian Sutil in China hast du auf deine Kappe genommen. Hast du noch weitere Fehler gemacht?
Esteban Gutierrez: Oh ja, zum Beispiel in Melbourne im Qualifying. Das hat mich viel Zeit gekostet. Und wegen dem Crash in China musste ich in Bahrain fünf Plätze weiter hinten starten. Es lag aber nicht nur an Fehlern von mir, dass es bisher noch nicht mit einer Fahrt in die Punkte geklappt hat. Die Strategie war nicht immer perfekt, und das Auto hat im Grenzbereich noch Verbesserungspotenzial. Zusammen mit dem Team arbeite ich daran, das zu verbessern. Ziel ist es, einen größeren Spielraum zu haben, wenn wir das Auto am Limit bewegen.

Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Handhabung der Pirelli-Pneus. Wie kommst du mit den fragilen Reifen zurecht?
Esteban Gutierrez: Es dauert ein bisschen, bis man die Reifen versteht. Glücklichweise bin ich zwei Jahre in der GP2 gefahren. Die Reifen dort haben sehr ähnliche Charakteristika - davon profitiere ich jetzt. Für uns als Team geht es nun darum, eine Strategie zu entwickeln, die optimal auf die Reifen abgestimmt ist, damit wir in diesem Bereich das Maximum herausholen.

Kehrt die Formel 1 nach Mexiko zurück?, Foto: Sutton
Kehrt die Formel 1 nach Mexiko zurück?, Foto: Sutton

Pirelli hat angekündigt, dass die Reifen ab dem Rennen in Barcelona etwas widerstandsfähiger sein sollen. Ist das die richtige Entscheidung?
Esteban Gutierrez: Am Ende des Tages treffen sie die Entscheidung. Wie auch immer diese ausfällt, wir müssen sie akzeptieren. Das ist das Gleiche für alle Teams. Unser Job besteht darin, uns möglichst schnell an die neue Situation anzupassen und die maximale Performance herauszuholen.

Die Chance dazu besteht bereits am kommenden Wochenende beim Großen Preis von Spanien. Mit welchen Erwartungen reist du zum Europa-Auftakt?
Esteban Gutierrez: Die Strecke liegt uns mit Sicherheit besser als die in Bahrain - deshalb freuen wir uns auf das Rennwochenende. Wir machen uns natürlich immer Gedanken, welche Bereiche noch verbesserungsfähig sind - und Barcelona ist eine Strecke, auf der wir ein paar Dinge ausprobieren können. Davon ausgehend, dass uns die Strecke entgegenkommen sollte, liegt unser Fokus aber vor allem darauf, dass wir unser Potenzial an allen Tagen voll ausschöpfen.

Das Rennen in Barcelona gehört schon seit Jahren zum Rennkalender - ein anderes kehrt vielleicht bald zurück. Es gibt Spekulationen, dass es in Zukunft wieder einen WM-Lauf in Mexiko geben soll...
Esteban Gutierrez: Ich habe die Gerüchte auch gehört, aber ich weiß nicht, wie der aktuelle Stand ist. Es wäre natürlich fantastisch, wenn es ein Rennen in meiner Heimat geben würde. Hoffentlich klappt es!

Geklappt hat es mit deiner Formel-1-Karriere. Es war zu lesen, dass deine Familie dich von Anfang an unterstützt hat. Ist das für dich eher Druck oder Ansporn?
Esteban Gutierrez: Druck würde ich nicht sagen. Es ist doch eine gute Sache, wenn die Unterstützung der Familie von Anfang an da ist - und es hat für uns funktioniert. Aber das bedeutet mit Sicherheit nicht, dass ich nur deshalb Druck verspüre, in der Formel 1 erfolgreich zu sein. Es geht genauso um meine eigenen Ziele und das, was ich erreichen will.

Und was willst du erreichen?
Esteban Gutierrez: Kurzfristig will ich mich zu einem konstanten Fahrer entwickeln, der die maximale Performance aus dem Auto herausholt, und zwar unabhängig davon, in welcher Situation wir uns befinden. Daran arbeiten wir. Auf lange Sicht will ich in der Lage sein, um den WM-Titel zu kämpfen.