Pro: Ein falsches Bild wird vermittelt

Autor: Kerstin Hasenbichler

'Guys come on, calm him down' wies Jenson Button sein Team in Bahrain an, nachdem er sich rundenlang mit seinem Teamkollegen Sergio Pérez herumschlagen musste und sein Reifen dabei fast aufgeschlitzt worden wäre. Dass sich Button jetzt darüber beklagt, dass sein Funkspruch ausgestrahlt wurde, hängt nicht damit zusammen, dass er um sein Image besorgt ist. Immerhin ist in der Formel 1 der Ruf eines Gentlemans so viel Wert wie der vierte Platz für einen Top-Fahrer.

Button vs. Pérez sorgte für Schlagzeilen, Foto: Sutton
Button vs. Pérez sorgte für Schlagzeilen, Foto: Sutton

Es geht ihm vielmehr darum, dass die TV-Stationen mit ihrer selektiven Auswahl Schlagzeilen und Images kreieren, die gar nicht der Wahrheit entsprechen. "Es ist traurig, dass die Sendeanstalten die Funksprüche auswählen wie es ihnen gefällt. So können Dinge falsch rüberkommen." Klar war Button in Bahrain wütend, aber der Funkspruch galt seinem Team und nicht der breiten Masse. Eben weil sein Team diesen Wutausbruch einordnen kann, im Gegensatz zu den Fans.

Fans bedenken oftmals nicht, dass diese Funksprüche im Eifer des Gefechts getätigt werden. Da können schon mal die Emotionen überkochen und überproportional zu der eigentlichen Situation ausfallen - wie eben im Fall von Button. Dass diese Funksprüche von den TV-Stationen ausgetrahlt werden, liegt nicht darin begündet, dass die TV-Stationen dem Rennsport mehr Emotionen verleihen wollen, sondern gänzlich im Unterhaltungswert. Das ist vielen Fans nicht immer bewusst - und genau das kreidet Button an.

Contra: Fahrer wissen, worauf sie sich einlassen

Autor: Christian Menath

Diese Begründung wird Martin Whitmarsh wohl freuen: Nicht Teamkollege Perez, nicht Button selbst, nicht irgendein anderes Teammitglied ist für das mediale Breittreten der McLaren-internen Streitigkeiten zwischen Button und Perez verantwortlich - das Teamradio ist schuld! Was fällt den TV-Stationen auch ein, ausgerechnet jene Funksprüche zu senden, in denen Sunnyboy Button so gar nicht gentlemanlike rüberkommt? Der Brite befindet sich in seiner 14. Formel-1-Saison und sollte langsam wissen, wie der Hase läuft.

Button ist ein alter Hase im F1-Geschäft, Foto: Sutton
Button ist ein alter Hase im F1-Geschäft, Foto: Sutton

Jedes Interview, jede Aussage, jedes einzelne Wort wird bei Stars auf die Goldwaage gelegt. Dass das auch bei Funksprüchen gemacht wird, ist auch nichts Neues. 'Let Michael pass for the championship', 'Not bad for a number-two-driver', Vettels Kreisch- und Heulattacken - die Liste bekannter Funksprüche lässt sich fast beliebig fortsetzten. Und das ist gut so. Im Falle sportlicher Entscheidungen wird den Zusehern offen gezeigt, welches Spiel gespielt wird, unkontrollierte Wut- oder Freudenausbrüche geben der sonst so sterilen Formel 1 ein menschliches Gesicht.

Die TV-Stationen würden selektieren, Funksprüche würden aus dem Zusammenhang gerissen, so der Vorwurf Buttons. Doch auch damit sollte er sich inzwischen auskennen, schließlich beklagen sich Stars nicht erst seit Erfindung des Boxenfunks über die Berichterstattung in den Medien. Würden die Medien nicht selektieren und der komplette Funkverkehr wäre Öffentlichkeit, wäre das wohl ebenfalls nicht im Interesse Buttons - und schon gar nicht im Interesse seines Teamchefs oder der Fans. Letzteren wird es vermutlich nicht interessieren, welcher Pilot an welchem Kurveneingang das Differential und die Bremsbalance um Nuancen verändert.