Dr. Helmut Marko gilt als ein Freund des offenen Wortes. Der wortgewaltige Red-Bull-Berater und väterliche Freund von Sebastian Vettel spricht normalerweise unverblümt aus, was er denkt, und kümmert sich nicht sonderlich darum, ob er mit seinen teilweise kontroversen Meinungsäußerungen jemanden vor den Kopf stößt. Diese Veranlagung unterscheidet ihn diametral von Teamchef Christian Horner, der, seines Zeichens eher Diplomat, deutlich beherrschter auftritt und immer darum bemüht scheint, einen Kompromiss zu finden. Doch so gegensätzlich ihre Persönlichkeiten auch sein mögen - ins Gehege kommt sich die Doppelspitze des Weltmeister-Rennstalls nicht.

Im Gegenteil: Horner hat mit dem Geradeheraus-Stil Markos offenbar keine Probleme. Die Kommentare des 70-Jährigen seien für ihn in seiner Arbeit nicht hinderlich, stellte er klar - zumal die Rollen im Team klar verteilt seien. "Ich trage die volle Verantwortung für die Handlungen des Teams - an der Strecke und in der Fabrik", so der 39-Jährige. "Helmuts Verantwortlichkeiten liegen beim beim Nachwuchsprogramm. Er trägt keine operative Verantwortung und gibt keinen Input, wie wir als Team agieren sollen." Die Arbeit Markos weiß er aber sehr wohl zu schätzen. Marko habe ihm erst den Freiraum verschafft, Red Bull nach seinem eigenen Ermessen zu leiten.

"Er hat Red Bull Racing innerhalb der Geschäftswelt von Red Bull Unabhängigkeit verschafft", erzählte der Vorgesetzte von Vettel. "Das gibt mir die Freiheit, das Team so zu führen, wie ich es für richtig halte. Darüber hinaus ist er ein Berater von Dietrich [Mateschitz] und hat offensichtlich sehr viel Erfahrung." Vollkommen im Alleingang trifft Horner seine Entscheidungen aber nicht. Das letzte Wort hat immer noch der allmächtige Teambesitzer. "Dietrich ist der Chef und gleichzeitig ein großer Aktionär. Natürlich halte ich ihn über alles auf dem Laufenden. Und natürlich hätte er bei allen wichtigen Entscheidungen - zum Beispiel bei der Fahrerpaarung - das letzte Wort."

Bisher war der österreichische Milliardär aber allem Anschein nach nicht zum Eingreifen gezwungen. "Ich bin in meinen Entscheidungen autonom, er vertraut mir, dass ich die Interessen des Team so gut wie möglich vertrete und lässt mir bezüglich der Wahl des Personals und des Vorgehens vollkommen freie Hand", sagte Horner bei Autosport. "Er hat die Entscheidungen des Team immer unterstützt. Egal, ob es um Investitionen oder den Wechsel eines Motors ging." Das Vertrauen in seinen leitenden Angestellten zahlt sich für Mateschitz aus. Trotz einiger teaminterner Querelen - zuletzt die Multi21-Affäre in Malaysia - gewann Red Bull in den vergangenen drei Jahren den Fahrer- und Konstrukteurstitel.