Trotz des guten Saisonstarts herrscht bei Red Bull Racing schlechte Stimmung. Grund dafür sind ausnahmsweise jedoch nicht Zwistigkeiten zwischen Sebastian Vettel und Mark Webber, sondern die fragilen Reifen stellen den Stein des Anstoßes dar. Red Bull zählte bekanntlich zu jenen Teams, die Pirelli besonders vehement drängten, umfangreiche Änderungen vorzunehmen, allerdings wurde der britisch-österreichische Rennstall enttäuscht, da lediglich die härteste Mischung adaptiert wurde.

"Wir wollen einen Reifen, der unser Potenzial nicht einschränkt", machte Dr. Helmut Marko seinem Unmut Luft. "Sobald wie möglich. Es sollte so sein, dass man aus dem Auto das Optimum herausholen kann." Würden die Bullen derzeit ihr volles Potenzial abrufen, würden die Reifen sogar schon im Qualifying auf den letzten Metern deutlich nachlassen, zeigte sich der Motorsportberater verärgert. "Derzeit ist es ein Kompromiss. Man muss das Auto immer so abstimmen, dass man mit möglichst wenigen Boxenstopps auskommt."

Aufgrund der prekären Reifensituation ist es derzeit das oberste Gebot, die Gummis so gut wie möglich zu schonen, was zu Lasten der Action auf der Strecke geht. "Wir haben zwei Toppiloten, das ist nicht gerade billig", betonte Marko. "Dann muss man ihnen sagen, dass sie einige Ecken nicht voll fahren dürfen, das ist nicht einfach. Das wirkt wettbewerbsverzerrend, vom Sicherheitsgedanken ist da noch gar nicht zu reden."

Warnung vor der Konkurrenz

Teamchef Christian Horner betonte jüngst, davon auszugehen, dass sich das Kräfteverhältnis in Europa von Rennen zu Rennen ändern werde, woran zu einem Gutteil die Reifen schuld seien. "Der Reifen ist unvorhersehbar. Manche Chassis verarbeiten die Situation besser, manche schlechter", stimmte Marko ihm zu. Der Österreicher hat trotz der zwischenzeitlichen WM-Führung die Konkurrenz ganz genau im Blick. "Lotus scheint auf allen Strecken schnell zu sein", warnte er. "Jeder, der in die Nähe des Podests fahren kann, macht uns Sorgen."

Neben Lotus hat Marko auch Ferrari und Mercedes auf der Rechnung, die ebenfalls einen guten Start ins neue Jahr hinlegten und den Bullen somit gefährlich werden könnten. "Ferrari ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich besser gestartet. Sie haben ein Auto, das in allen Bereichen gut ist", richtete er den Blick gen Maranello. "Mercedes hat einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht, McLaren in etwa den gleichen zurück."

In der kommenden Saison tritt das neue Motorenreglement in Kraft, was alle Teams vor viele Fragezeichen stellt. Bei Red Bull ist man jedoch zuversichtlich, dank Adrian Newey die richtigen Schlüsse zu ziehen. "Es ist von einer Situation auszugehen, in der Adrian Newey auf dem Zeichenbrett bei Null anfängt", erklärte Marko. "Die Historie zeigt, dass er bei einem neuen Reglement in den ersten ein, zwei Jahren immer vorne dabei war."