Wie wichtig in der Formel 1 heutzutage das Geld ist, musste Luiz Razia vor der Saison schmerzlich am eigenen Leib erfahren: Eigentlich bereits mit einem Vertrag als Stammfahrer bei Marussia ausgerüstet, wurde der Brasilianer von einem wichtigen Sponsor fallen gelassen... und anschließend auch vom Team. Für den 24-Jährigen, der später von Force-India-Kandidat Jules Bianchi ersetzt wurde, ein Schock, den er nun scheinbar überwunden hat, schickt sich Razia mittlerweile doch an, ausgerechnet der Nachfolger seines französischen Nachfolgers zu werden. Bianchi war vor seinem Marussia-Engagement Testpilot bei Force India - mit dem Team von Vijay Mallya verhandelt nun Razia über ein Anstellung in eben dieser Position.

"Es besteht dort eine Möglichkeit", räumte der GP2-Vizemeister des Vorjahres mit Blick auf die Inder ein und bekräftige: "Force India ist am Zustandekommen dieses Projekts sehr interessiert... aber ich brauche auch dort natürlich wieder Sponsorengelder", klagte Razia sein Leid über die schier unendlich scheinende Suche nach Förderkapital. Seitens Force India erscheint die Bemühung um einen schnellen Mann wie Razia logisch, fehlt einem nach dem Abgang Bianchis doch ein fähiger dritter Mann im Fahrerkader, der im Fall der Fälle sofort einsatzfähig wäre. Bei den Wintertests in Spanien musste zuletzt Simulatorpilot James Rossiter in dieser Funktion aushelfen.

Chilton mangelt es noch an Erfahrung

Razia hätte gerne auch weiterhin im Marussia gesessen, Foto: Sutton
Razia hätte gerne auch weiterhin im Marussia gesessen, Foto: Sutton

Razia war vor diesem Hintergrund überzeugt: "Das Team will es nicht irgendwie machen sondern richtig - wenn, wollen sie eine Perspektive für mindestens zwei Jahre." Seiner Meinung nach bestünden für ihn dann auch gute Aufstiegschancen, so Razia. "Dieses Jahr würde es darum gehen, als möglicher Einsatzfahrer für das nächste Jahr aufgebaut zu werden." Ehe sich dieser Plan jedoch in die Tat umsetzen lasse, brauche er Geld. "Es ist enttäuschend, dass so ein großer Teil unserer Arbeit mittlerweile nur noch darauf beruht, aber so ist es momentan leider", schüttelte er in Bezug auf die Paydriver-Situation in der Königsklasse seinen Kopf.

Dass der geplatzte Deal zuletzt mit Marussia seiner Glaubwürdigkeit und Reputation geschadet habe, wollte Razia nicht glauben. "Ich denke nicht, dass mir das geschadet hat, aber das Problem war die Situation. Marussia war von mir sehr überzeugt, deshalb gaben sie mir den Vertrag zunächst auch ohne große Sicherheiten. Ich glaube allerdings, dass Force India nun schon gerne etwas Konkreteres hätte", verriet der Südamerikaner, der auch mit Caterham in Verhandlungen stand. "Wir haben uns aber aus zweierlei Gründen für Marussia entschieden: Sie hatten das bessere Paket, wohingegen sich Caterham schon mehr auf 2014 fokussiert hat. Und wir hatten mehrere gute Treffen mit Pat Symonds, der sehr zuversichtlich war."

Davon, dass er die starke Leistung Bianchis, der Teamkollege Max Chilton bis dato klar im Griff hat und nicht nur in der Motorsport-Magazin.com-Fahreranalyse nach den ersten vier Rennen eindeutig als bester Rookie heraussticht, sondern auch von diversen Experten im Fahrerlager über den grünen Klee gelobt wird, ebenso hätte erbringen können, war Razia überzeugt. "Da bin ich mir sicher, aber das Ziel wäre in der ersten Saison sowieso das gleiche gewesen", erklärte der 24-Jährige mit Blick auf das interne Duell und die Wichtigkeit, am Ende des Tages die Nase vor dem Stallkollegen zu haben. Seine Meinung zu Chilton: "Ich denke, Max ist zu früh in die Formel 1 gekommen - er hat noch nicht die nötige Erfahrung."