Wirklich gut lief es für Mark Webber zuletzt eigentlich nicht: Erst der verlorene Sieg durch die Stallorder-Affäre von Sepang mit Sebastian Vettel, dann das Seuchenwochenende in China und zuletzt in Bahrain ein magerer siebter Platz. In der WM-Gesamtwertung ist Webber somit schon wieder auf den fünften Rang zurückgefallen und kommt in der Abrechnung auf weniger als die Hälfte der Punkte seines Teamkollegen. Dementsprechend räumte auch der Australier mit Blick auf seinen letzten Auftritt am vergangenen Wochenende ein: "Ich bin schon ein bisschen enttäuscht über das Ergebnis und hätte gerne ein besseres Rennende gehabt." Dass er nicht mehr attackieren habe können, hätte vor allem einen Grund gehabt: Die Reifen.

"Leider ist das mit den Reifen mittlerweile so, sie spielen eine riesengroße Rolle, auch für die Gesamtperformance des Autos und somit auch für das Resultat", sagte Webber. Der erste Teil seines Rennens in der Wüste sei noch nicht so schlecht gewesen. "Aber die Stints waren nicht lange genug." Dafür bezahle man am Ende dann immer einen hohen Preis, weil man einfach kaum mehr Reifen übrig habe. Die Duelle mit Lewis Hamilton und Sergio Perez hätten den ohnehin schon überproportionalen Verschleiß dann nur noch erhöht, weswegen sie Webber trotz ihres spektakulären Ausmaßes nicht genießen konnte. Lobende Worte für seine Gegner fand Webber aber trotzdem - besonders in Hamiltons Fall.

Faires Duell mit gutem Hamilton

DRS & Reifen: Das verteidigen war in der F1 schon einmal leichter, Foto: Sutton
DRS & Reifen: Das verteidigen war in der F1 schon einmal leichter, Foto: Sutton

"Ich habe versucht Lewis abzuhängen und es ihm so schwer wie möglich zu machen - dabei habe ich versucht in meinen Rhythmus zu kommen und ihn parallel aus seinem zu bringen." Der Brite habe sich davon jedoch nicht unterkriegen lassen. "Und wenn man dann erst einmal hinten dran ist, verliert man ja auch Grip." Auch da habe er versucht, es dem Mercedes-Fahrer schwer zu machen, dieser habe sich davon jedoch wenig beeindrucken lassen, weswegen Webber aufrichtig gratulierte: "Es war ein fairer Kampf und hat Spaß gemacht." Dass es in Bahrain allgemein so viele spannende Duelle gegeben hat, nahm Webber als Fingerzeig für den starken Wettbewerb im Feld. "Ich glaube, das ist ein Trend für die nächsten Rennen und wird auch in Barcelona so sein."

In Katalonien trete dann traditionell auch wieder die Reifenproblematik verstärkt in den Vordergrund. "Wir werden erleben, dass die Reifen auch dort sehr schnell in Knie gehen und dann erwarten uns die gleichen Überholmanöver wie in Bahrain und China. Bahrain war aber zusätzlich etwas Besonderes, wegen der Lage der zwei DRS-Zonen", so Webber, der gegenüber Servus TV fand, diese hätten das Rennen noch offener gestaltet. "Wenn jemand dann noch Probleme mit den Reifen hat, kann man wirklich sehr viel Druck machen - und wenn man selbst gute Reifen hat, kann man vorbei und einen Abstand herausfahren. Für die Zuschauer ist das sehr spannend."

Im Rückspiegel beobachtete Webber das Geschehen hinter sich, Foto: Red Bull
Im Rückspiegel beobachtete Webber das Geschehen hinter sich, Foto: Red Bull

Spannend war am vergangenen Sonntag auch das McLaren-Teamduell zwischen Sergio Perez und Jenson Button. Webber, nicht erst seit Sepang ein wahrer Experte für den internen Zwist, meinte: "Der Zweikampf war gutes Racing und schon noch in Ordnung, denn beide wissen, was sie tun und dementsprechend gehen beide ans Limit." Er selbst habe einmal im Rückspiegel gesehen, dass sich die Konkurrenz duelliere und sich anschließend gefreut. "Denn dann konzentrierten die sich auf sich und nicht auf mich", so Webber lachend. Über die Gegnerschaft lachen können, das hätte Webber wohl auch in Bezug auf Ferrari - bei den Italienern ging in der Wüste wenig glatt, Felipe Massa ereilten gleich zwei Reifenschäden, bei Fernando Alonso streikte die Heckflügelklappe. "Zuerst einmal sah ich die Beschädigung an Felipes Frontflügel. Dann hat mir mein Renningenieur gesagt, dass Fernando auch ein Problem hat", beschrieb der 36-Jährige seine persönlichen Eindrücke aus dem Cockpit heraus.

DRS: Lieber zu als offen

Nachdem man den Flügel beim ersten Stopp manuell geschlossen hatte, hätte dieser eigentlich nicht mehr aufgehen sollen. "Vielleicht hat Fernando ihn doch wieder aufgemacht und musste dann wieder an die Box... aber das ist natürlich schon ein großes Problem", so Webber, der erklärte, im Zweifelsfall habe man das DRS als Fahrer lieber zu als offen. Viel Handlungsspielraum habe man in so einem Fall aus dem Cockpit heraus aber ohnehin nicht. Für den Fall, dass ihn der Defekt betroffen hätte, meinte Webber: "Ich denke, einem ist da sofort klar, dass es ein größeres Problem am Auto gibt, die Balance geht weg, die Aero geht am Auto nach vorne... und das Team wird einem sicher sagen, dass man an die Box kommen muss."

Doch auch ohne derlei technische Gebrechen und Defekte, seien die Rennen in der F1 dieser Tage nicht einfach, betonte der Red-Bull-Pilot, der sich wenig zufrieden über die Reifensituation in der Königsklasse zeigte. "Die Reifen sind im Moment alles. Wenn man nicht im richtigen Fenster ist, dann stimmt der Grip nicht und man kann sich im Auto nicht wohlfühlen. Dann klappen die Rundenzeiten nicht, denn die Konstanz mit den Reifen ist sehr entscheidend." Dabei betonte Webber auch, dass einige andere Teams sehr gut mit den Reifen umgehen würden. "Die schaffen es dann selbst in Bahrain mit zwei Stopps", so der Routinier, der jedoch anhand eines anderen Beispiels demonstrierte, dass sich derzeit gar niemand sicher sein könne: "Bei McLaren entschied man sich, mit Button auf vier Stopps zu gehen, obwohl er normalerweise als der Reifenflüsterer schlechthin gilt."

Im Fokus stehen auch bei Red Bull vor allem die Reifen, Foto: Red Bull
Im Fokus stehen auch bei Red Bull vor allem die Reifen, Foto: Red Bull

Aus diesem Umstand las Webber heraus: "Alle Teams lernen erst noch den richtigen Umgang mit den Pneus." Der Australier erwartete aber, dass sich das ganze Gefüge im Verlauf der Saison immer besser einspiele. Auf die Frage, ob auch sein Red-Bull-Team im Umgang mit den Reifen noch nacharbeiten müsse, antwortete er: "Wenn man immer an der Grenze arbeitet und es nur noch der letzte Faktor in Sachen Performance ist, den man herausholen will, dann kommt immer etwas neues hinzu - wie beispielsweise die Reifen." Zwar sei der Hersteller immer noch Pirelli, der Reifen aber ein anderer als im Vorjahr. "Alle Teams müssen erst wieder neue Szenarien lernen und das gilt auch für uns. So hat man einige schlechte Ergebnisse, aber auch gute. Bei uns hat Seb schon zwei Rennen gewonnen und ich war in Malaysia sehr stark", so Webber. "Jedes Team hat Stärken und Schwächen, auch wir - da wartet also noch eine Menge Arbeit."