Das Podium beim Bahrain GP 2013 gab ein fast schon lustiges Bild ab. Wie schon 2012 siegte Sebastian Vettel vor Kimi Räikkönen und Romain Grosjean. Wie schon in der Vorsaison werden alle drei Piloten von Renault-Motoren befeuert. Doch ist diese Tatsache reiner Zufall, oder hat es mit dem V8-Aggregat an sich zu tun? "Eine großartige Leistung bei einem Rennen, das mit seinen immensen Außentemperaturen, dem Mangel an Luftfeuchtigkeit und ganz generell sehr herausfordernden Bedingungen die beweglichen Teile der V8-Aggregate enormen Belastungen aussetzt", erklärte Remi Taffin, leitender Renault-Motoren-Ingenieur nach dem Rennen. Doch die Ursache der Renault-Dominanz ist eine andere, schließlich erlitt kein einziges Team einen Motorschaden. Motorsport-Magazin.com analysiert die Bahrain-Dominanz der Renault-Teams.

Das Podium blieb fast unverändert, Foto: Sutton
Das Podium blieb fast unverändert, Foto: Sutton

Ein Blick auf die Topspeeds des Rennens verrät es einmal mehr: Bei der Höchstgeschwindigkeit müssen sich die Renault-Teams von Ferrari und Mercedes geschlagen geben. Erst auf Rang acht taucht der erste Renault-befeuerte Bolide auf. Valtteri Bottas fehlen im Williams-Renault allerdings schon über fünf Stundenkilometer auf den Bestwert von Felipe Massa. Zugegeben, durch Windschattenduelle wird diese Statistik ein wenig verfälscht, doch blickt man auf die Topwerte aus dem Qualifikationstraining, ergibt sich ein ähnliches Bild. Wieder ist Bottas der schnellste Renault-Pilot, allerdings waren am Samstag gleich zehn Piloten schneller und die Geschwindigkeitsdifferenz ist minimal größer.

Doch weshalb schaffen es am Ende des Rennens gleich drei Fahrer mit Renault-Motoren auf das Podium? Es gilt in der Formel 1 als offenes Geheimnis, dass der Mercedes-Motor das stärkste Aggregat im Feld ist. Doch bei einem Motor ist nicht nur die Maximalleistung eine entscheidende Kenngröße. Vor allem der Drehmomentverlauf ist bei Verbrennungsmotoren von großer Bedeutung. Der Drehmomentverlauf gibt an, bei welcher Umdrehungszahl der Motor wie viel Drehmoment auf die Kurbelwelle stemmt, folglich also die Leistung zu einem bestimmten Zeitpunkt in Abhängigkeit von der Motordrehzahl.

Idealerweise gibt ein Motor über das ganze Drehzahlband sein Drehmoment konstant ab, doch Verbrennungsmotoren sind weit von diesem Idealfall entfernt. Bei niedrigeren Umdrehungen zum Beispiel - bei einem Formel-1-Motor etwa unter 10.000 Umdrehungen pro Minute - ist das Drehmoment deutlich geringer als im hohen Drehzahlbereich. Das bedeutet für den Piloten, dass bei Vollgas die abgegebene Motorleistung nicht linear mit der Motordrehzahl steigt. Durch diverse Mappings können Spitzen zwar geglättet werden, weil die Teams in diesem Bereich allerdings stark eingeschränkt wurden und eine Traktionskontrolle ohnehin verboten ist, müssen die Fahrer mit den Minima und Maxima in der Leistungsabgabe zurechtkommen.

Ist der Renault-Motor der Erfolgsgarant?, Foto: Renault
Ist der Renault-Motor der Erfolgsgarant?, Foto: Renault

In Bahrain gibt es viele extreme Beschleunigungsphasen, aus den langsamen Spitzkehren ist die Traktion absolut leistungsbestimmend. Somit zählt nicht nur die am Ende der jeweiligen Geraden erreichte Höchstgeschwindigkeit, sondern auch, wie schnell das Fahrzeug auf die individuelle Endgeschwindigkeit beschleunigt. Glaubt man dem allgemeinen Tenor in der Formel 1 - und den Ergebnissen aus Bahrain - liegt hierin die besondere Stärke des Renault-Motors. Der V8 aus Frankreich scheint die Leistung so abzugeben, dass die Fahrzeuge schnell beschleunigen können, dabei allerdings einen Nachteil bei der Endgeschwindigkeit in Kauf nehmen müssen.

Die Charakteristik des Drehmomentverlaufs hat aber noch einen weiteren Vorteil: Die sensiblen Pirelli-Pneus werden geschont. Bekanntlich wird die Leistung in der Formel 1 ausschließlich auf die Hinterreifen abgegeben, somit ist die Abnutzung der hinteren Pneus stark von der Fahrweise der Piloten und von der Motorcharakteristik abhängig. Ein Blick zurück zeigt, dass Renault keineswegs schon immer Dominator auf dem Bahrain International Circuit ist. Erst seit dem vergangenen Jahr, als zum ersten Mal mit den hochsensiblen Pirelli-Reifen im Königreich gefahren wurde, wurde die Stärke der Renault-Teams offensichtlich.