Bist du vom Qualifying-Ergebnis überrascht?
Alexander Wurz: Ja, schon ein bisschen. Aber heute überrascht mich nichts mehr in der Formel 1.

Gestern hat es bei Mercedes ja nicht so toll ausgesehen... wie kann man so etwas von einem auf den anderen Tag ändern?
Alexander Wurz: Es ist als Team so schwierig zu sagen, wer welches Spritniveau fährt. Offenbar ist es besser, wenn es am Freitag schlecht läuft, weil man sich dann mehr bemüht.

Lotus ist dafür ziemlich weit nach hinten abgestürzt. Haben die sich vielleicht mehr auf das Rennen als auf das Qualifying konzentriert?
Alexander Wurz: Ich glaube, sie konnten weniger Sprit als die anderen herausnehmen - das war das Problem. Ich möchte sie nicht schlechtreden, sie sind schon gut, aber so richtig stark waren sie nicht. Auch die Longruns haben nicht so ausgesehen, dass man sie als Rennfavoriten bezeichnen würde.

Wer ist für dich der Rennfavorit?
Alexander Wurz: Alonso. Dann kommt Nico [Rosberg], auch Massa darf man nicht unterschätzen.

Mit Red Bull rechnest du nicht?
Alexander Wurz: Mit ihnen muss man immer rechnen. Es kann im Rennen viel passieren, aber es sieht so aus als könnte der Fahrer mit seiner Behandlung des Hinterreifens wirklich den Unterschied ausmachen.

Nico ist ja ein Spezialist auf dieser Strecke und hatte hier ein tolles Debüt. Spielt so etwas eine Rolle?
Alexander Wurz: Ja, natürlich, wir sind alle Menschen. Bei anderen Sportarten akzeptiert man, dass zum Beispiel ein Boris Becker auf Rasen und nicht auf Hardcourt gut ist, warum sollte also nicht auch ein Formel-1-Fahrer Präferenzen für Strecken und Bedingungen haben? Natürlich haben wir das.

Wurz sieht Alonso vorne, Foto: Sutton
Wurz sieht Alonso vorne, Foto: Sutton

War es einfach Pech, dass sich bei Lewis der Reifen abgelöst hat und auch noch das Getriebe kaputt wurde?
Alexander Wurz: Das war natürlich ein Mist, aber man steckt nicht drinnen. Ein bisschen zäh ist es schon, dass sich der Reifen so auflöst.

Muss man das Pirelli ankreiden?
Alexander Wurz: Pirelli muss sich die Frage stellen, warum der angebliche Fabrikationsfehler bei diesem Reifen aufgetreten ist und ob das auch bei anderen der Fall ist. Der Ablauf muss nach verfolgt werden, weil es um die Sicherheit geht.

Die Formel wird überall benutzt

Wohnst du eigentlich hier an der Strecke oder in der Stadt?
Alexander Wurz: In der Stadt.

Welches Gefühl hast du, wenn du die Polizei und die gepanzerten Fahrzeuge siehst? Ist das ganz normal?
Alexander Wurz: Die Leute, die bei 9/11 ins World Trade Center gegangen sind, haben sich auch nicht gedacht, dass sie an diesem Tag sterben würden... man weiß ja nie.

Ich meine eher das Gesamtgefühl und nicht die eigene Sicherheit.
Alexander Wurz: Die Lage ist sehr angespannt. Geopolitisch bestehen Spannungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien und dass die Sache ernst ist, muss uns bewusst sein, aber es wurde mir erzählt, dass es sich um keine radikale Bewegung handelt, die mit dramatischen Bombenaktionen auf sich aufmerksam machen will. Das wäre dann nicht Sinn der Sache, zwei bis drei Jahre Widerstand zu leisten. Insofern ist es weder im Sinne der Regierung noch der Opposition, den Sportlern die hier herkommen, etwas anzutun. Sie können natürlich über die Weltmedien kundtun, dass sie ein Problem haben, aber das ist doch in sehr vielen Ländern ähnlich.

Wird die Formel 1 vom Herrscherhaus benutzt?
Alexander Wurz: Die Formel 1 wird in allen Ländern, in die sie kommt, benutzt.

Aber hier ist es extremer... in China interessiert es keinen, ob die Formel 1 dort fährt. Siehst du den Unterschied?
Alexander Wurz: Ich glaube, dass der Thronfolger beliebter als der Premier-Minister ist und es eine Kraftverschiebung gegeben hat, weswegen sich die Lage ein wenig entspannt hat. Es geht hier ja keinem schlecht... es geht nicht um die Armut, sondern um die Fairness zwischen den Leuten und die Akzeptanz der Religionen und Ansichten. Daher ist es eine Spielwiese zwischen zwei ganz Großen.