Mit seinem zweiten Platz im Nachmittagstraining der Formel 1 in Bahrain konnte Mark Webber am Freitag natürlich nicht unzufrieden sein. Doch überschwänglich wollte der Australier seine Lage nach dem Auftakt zum Wüsten-Wochenende nun auch nicht gerade beurteilen. Noch gebe es für seinen Geschmack viel zu viele Fragezeichen - sowohl in seinem Team als auch bei der Konkurrenz. Die Brötchen wollte Webber deshalb erst einmal kleiner backen und erklärte, dass man sich noch im absoluten Frühstadium des Rennwochenendes befinde. Deutlich machte der Routinier das auch, indem er beschrieb, dass Red Bull seinen Kurs für die folgenden zwei Tage noch längst nicht festgelegt habe. "Wir haben heute ein paar neue Dinge an beiden Autos getestet, müssen uns heute Nacht aber noch anschauen, was für diese Strecke hier jetzt das Beste ist und womit wir das Auto am besten weiterentwickeln können", so der Australier.

Was die Gegnerschaft machen würde, wollte er derweil einmal außen vor lassen - zu viele eigene Probleme seien noch zu lösen, bevor man sich darum kümmern könne. "Ich weiß nicht, wer wie schnell ist", so Webber, der anfügte: "Im Rennen wird wie immer die Strategie eine übergeordnete Rolle spielen. Und ja, wenn man am Sonntag in wirklich guter Verfassung ist, kann man viel ausrichten - stimmt dabei allerdings die Balance nicht, wird man schnell Probleme bekommen." Klar sei im Vorfeld somit eigentlich nur eines: An der Spitze geht es im Moment verdammt eng zu. "Deswegen ist es auch unheimlich schwer, jetzt schon einen Favoriten auszumachen - dafür müsste man sich einmal genauer die Long-Runs ansehen... aber selbst dann weiß man ja noch nicht, wer mit wie viel Sprit unterwegs war", erklärte Webber seine Schwierigkeiten beim Stochern im Nebel. Mit Blick auf sein eigenes Team stellte der 36-Jährige fest: "Unser Auto sieht hier sehr konkurrenzfähig aus - aber wir haben es zum Beispiel bei Kimi gesehen, der war hier auch sehr schnell und das auch über eine Runde."

Guter Eindruck auch ohne Long-Run

Mark Webber kam am Freitag weniger zum Fahren als ihm lieb war, Foto: Red Bull
Mark Webber kam am Freitag weniger zum Fahren als ihm lieb war, Foto: Red Bull

Trotzdem fehlten Webber am Freitag nur drei Hundertstel auf die Tagesbestzeit von Räikkönen. Zwar sei er besonders im zweiten Training zu wenig zum Fahren gekommen. "Aber als ich auf der Strecke war, war es nicht schlecht... ich bin ziemlich zufrieden mit dem Auto", so der Red-Bull-Pilot, der allerdings auch betonte: "Man darf sich nie darauf ausruhen, es gibt immer noch viel Raum für Verbesserungen. Nun müssen wir uns beide Autos ansehen und wie sie sich verhalten haben, auch in Bezug auf das Entwicklungspotenzial." Seine Strafe für die Kollision zuletzt in China mit Jean-Eric Vergne und die damit verbundene Rückversetzung um drei Positionen, wollte Webber hingegen weniger dramatisch sehen. "Für mich heißt die Strafe nur, dass ich schon einmal sicher nicht von der Pole-Position aus starte. Aber wir haben heute das Meiste von unserem Programm abgespult", ortete er Potenzial für ein positives Wochenende.

Dem gegenüber stehe allerdings auch noch etwas Unerfreulicheres. "Die Long-Runs liefen heute nicht nach Plan, denn eigentlich habe ich keine absolviert", meinte Webber. Nun würden ihm natürlich die Vergleichswerte fehlen, gerade auch in Bezug auf die Pirelli-Pneus. "Das war enttäuschend, abgesehen davon haben wir aber einen guten Job gemacht", bilanzierte der Australier, der auf der positiven Seite hinzufügen wollte: "Die Bedingungen hier sind ziemlich stabil - das ist immer schon einmal etwas, worauf wir uns verlassen können. Nun können wir das Auto in einem viel kleineren Fenster abstimmen und bereits an der Feinabstimmung tüfteln."

Diese gelte es dann besonders auf den Sonntag auszurichten. Der Grund dafür sei einfach, wenngleich er Webber nicht gänzlich gefiel: "Das Qualifying ist über die Jahre viel weniger wichtig geworden. Früher und zu meiner Anfangszeit war das eigentlich alles: Da hat es 75 bis 80 Prozent ausgemacht, auf welcher Position man aus der ersten Runde wiedergekommen ist. Mittlerweile ist es weniger ein Faktor", so der Routinier. Nun spiele dafür die Strategie die Schlüsselrolle. "Vom Start weg bis hin ins Ziel. Es geht in erster Linie darum, wann man die Boxenstopps macht und wie man dementsprechend die Reifen nützen kann", sagte Webber, der etwas wehmütig anfügte: "Der Fahrer sitzt zwar noch im Cockpit, aber es hat sich schon viel geändert. Vergleicht man es mit der Leichtathletik, war das hier mal ein 400-Meter-Rennen... mittlerweile ist es für die Piloten mehr zu einem Marathon geworden."