1. - S wie Start

Natürlich ist der Start bei jedem Rennen eine wichtige Angelegenheit, doch in Shanghai sieht die Sache wohl etwas anders aus. Kaum ein Fahrer wird einen fatalen Crash zu Beginn riskieren wollen, denn allen ist klar: In China wird das Rennen nicht in der ersten Runde entschieden. Vorstellbar ist also, dass die Piloten an der Spitze - Lewis Hamilton, Kimi Räikkönen, Fernando Alonso und Nico Rosberg - etwas verhaltener zu Werke gehen werden als sonst. Außerdem will keiner riskieren, sich in den ersten ein, zwei Umläufen die fragilen Pirelli-Reifen zu zerschießen. Das Motto dürfte eher lauten: so lange wie möglich auf den Softs draußen bleiben.

Fast schon interessanter ist die Situation im hinteren Teil der Top-10: Jenson Button, Sebastian Vettel und Nico Hülkenberg werden voraussichtlich auf der Medium-Mischung starten. Kann das Trio mit dem wesentlich langsameren Reifen Anschluss halten an die 'weichen Sieben' vor ihnen? Vieles ist anders in China - dazu zählt auch das Start-Prozedere. Felipe Massa brachte es bei Motorsport-Magazin.com auf den Punkt: "Dieses Rennen wird sowieso nur über die Strategie entschieden."

2. - S wie Startaufstellung

Für Hamilton ist es nichts Neues auf der Pole Position zu stehen. Er startet zum 27. Mal in seiner Karriere von der Startposition eins, allerdings ist es seine erste Pole mit Mercedes und die beste Ausgangslage für seinen dritten Sieg in China. Allerdings sollte der Brite am Start stets ein Auge im Rückspiegel haben, denn Räikkönen und Alonso sind nicht zu unterschätzen.

Eddie Jordan hat auch in Shanghai den Durchblick, Foto: Sutton
Eddie Jordan hat auch in Shanghai den Durchblick, Foto: Sutton

Ungewöhnlicher ist die Position, in der sich Vettel am Sonntag wiederfindet. Der Red Bull-Pilot wird von Platz neun ins Rennen gehen - damit steht er sogar hinter Toro Rosso-Pilot Daniel Ricciardo, der als Siebter sein zweitbestes Karriereergebnis einfuhr. Will Vettel also gewinnen, muss er das Feld von hinten aufrollen. Das gesamte F1-Feld hat Teamkollege Mark Webber vor sich. Nach seinem Sprit-Desaster im Qualifying wurde der Australier in die letzte Startreihe strafversetzt.

3. - S wie Setup

Setup-Fragen sind immer auch ein wenig Rätselraten, weil viele Teams ihre Karten nicht auf den Tisch legen. Mercedes hat sich angeblich nach dem Rennen gerichtet, aber dafür waren die Silberpfeile im Qualifying-Trim extrem stark unterwegs. Ein paar interessante Zahlen lieferte das Qualifying bezüglich des Setups: die Topspeed-Werte am Samstag. An der Spitze rangieren die beiden Silberpfeile. Rosberg und Hamilton schafften 319,8 respektive 319,4 km/h und verwiesen Ricciardo (319,0 km/h) und Massa (319,0 km/h) auf die Plätze.

Spannend ist der Blick ans Tabellenende: Fast unbemerkt hat sich Williams zum absoluten Schleicher-Team entwickelt. Pastor Maldonado (308,8 km/h) und Valtteri Bottas (308,7 km/h) haben riesigen Rückstand auf die Spitze. Kaum schneller auf der Geraden ist traditionell Red Bull: Vettel schaffte beim 'Blitzer' nur 310,2 km/h, Mark Webber 309,8 km/h. Das könnte vor allem in Shanghai mit seinen zwei langen Geraden relevant werden. Im Gegensatz zum Vorjahr darf diesmal auf beiden das DR-System benutzt werden.

4. - S wie Strategie

Dass die Strategie beim Rennen in Shanghai eine Schlüsselrolle spielt, wurde bereits im Qualifying deutlich. Während ein Großteil der Top-Piloten im dritten Qualifying die weichen Pirelli-Walzen aufschnallte, setzten Vettel und Button auf die härtere Mischung, um in der Startphase des Rennens länger auf der Strecke bleiben zu können. "Wir haben uns entschlossen, dieses Qualifying hier taktisch anzugehen", erklärte Teamchef Christian Horner. "Wir haben dadurch den Vorteil, dass Sebastian nicht nur seine Startmischung frei wählen kann... er kann auch noch auf einem komplett neuen Reifensatz losfahren."

Lewis Hamilton: Erste Pole, erster Sieg?, Foto: Mercedes
Lewis Hamilton: Erste Pole, erster Sieg?, Foto: Mercedes

Ob der Reifenpoker aufgeht, wird sich allerdings erst noch herausstellen. Motorsport-Magazin.com Experte Christian Danner war zumindest skeptisch. "Es kann aufgehen. Aber der Speed von Red Bull ist nicht ersichtlich schneller, als bei den anderen Teams", sagte er. "Wie gesagt, es kann klappen, das Podium ist auf jeden Fall in Reichweite." Hamilton glaubt, dass sich der Vorteil, den die Fahrer, die auf den Mediums starten, im ersten Stint haben, im Laufe des Rennens ausgleicht. "Wir müssen sehen, wie lange sich die ersten acht Autos vorne halten können", meinte der Mercedes-Pilot. Die Autos dahinter werden aber später mit den Reifen Probleme bekommen."

5. - S wie Soft-Reifen

Die große Herausforderung für die Teams besteht beim Großen Preis von China darin, ihren Stint auf dem Soft-Reifen zu meistern. Der Verschleiß der weichen Pirelli-Pneus auf dem Shanghai International Circuit ist enorm, deshalb werden die Fahrer nur wenige Runden auf den Softs absolvieren können. "Es geht mehr darum, wie viele Kurven man mit den weichen Reifen schafft und nicht, wie viele Runden", erläuterte Mercedes-Teamchef Ross Brawn. Red Bull-Boss Horner fügte hinzu: "Die weiche Mischung ist hier letztendlich ein Qualifying-Reifen, der keinerlei Haltbarkeit besitzt." Für die Teams stellt sich somit die Frage, in welcher Phase des Rennens die Walzen den geringsten Schaden anrichten.

Vor dem Hintergrund, dass die weichen Pneus ein besseres Qualifying-Ergebnis gewährleisten, entschieden sich die meisten Top-Teams dafür, die weichen Reifen bereits zu Beginn des Rennens einzusetzen. WM-Leader Vettel setzt hingegen auf ein anderes Timing. Der Red-Bull-Star hofft, dass die Walzen im letzten Drittel des Rennens, mit fast leeren Tanks, am wenigsten leiden. Für die Teams eine echte Sisyphos-Aufgabe: Einige Fahrer monierten, dass der Reifen der Strecke nicht gewachsen sei. Danner hingegen findet die Nominierung des Softs klasse: "Ich finde das wahnsinnig spannend. Es zeigt, dass die Vorgehensweise von Pirelli richtig ist. So wird das Ganze durchgemischt."

6. - S wie Spannung

Zwei Red Bull-Piloten, die sich durch das Feld kämpfen müssen? Da ist Spannung vorprogrammiert! Wie weit kann sich Webber nach vorne kämpfen, und geht Red Bulls Reifenpoker bei Vettel auf? Die Fans dürfen sich auf ein spannungsgeladenes Rennen freuen. Die Reifen werden wie schon im Vorjahr für die größte Action sorgen. Viele gehen davon aus, dass der weiche Reifen nach vier, fünf Runden abbaut.

Jenson Button & Jessica Michibata: Er setzt die Highlights auf der Strecke, sie daneben, Foto: Sutton
Jenson Button & Jessica Michibata: Er setzt die Highlights auf der Strecke, sie daneben, Foto: Sutton

Normalerweise wäre das ein Vorteil für den reifenschonenden Lotus von Kimi Räikkönen. Doch im letzten Jahr traf es ihn besonders hart. Seine Reifen bauten gegen Ende des Rennens so stark ab, dass er von der Spitze auf Rang 14 durchgereicht wurde. Ein ähnliches Szenario könnten die Fans auch am Sonntag zu sehen bekommen. Dieses Schicksal könnte einen oder mehrere Fahrer treffen. Aufpassen muss man auf jeden Fall auf Ferrari, deren Longruns stark aussahen. Alonso und Massa ist der Sieg durchaus zuzutrauen.

7. - S wie Strecke

Der Shanghai International Circuit ist eine ausgesprochene Mercedes-Strecke. Im letzten Jahr raste Rosberg in China zum bisher einzigen Erfolg des deutschen Vorzeige-Rennstalls seit dem Formel-1-Comeback. Und auch 2013 steht mit Hamilton ein Silberpfeil-Pilot auf dem ersten Startplatz. "Der Kurs liegt dem Auto sehr gut", bestätigte Rosberg. "Ich bin zuversichtlich, dass ich hier ein wirklich gutes Ergebnis erreichen kann und bin extrem motiviert." Reicht es für die Mercedes-Fahrer auf der Lieblingsstrecke tatsächlich zum ersten Saisonsieg? "Lewis und Nico haben eine realistische Chance, das Rennen zu gewinnen", meinte Danner bei Motorsport-Magazin.com "Allerdings treffen sie mit Räikkönen auf einen ganz großen Konkurrenten. Über die Distanz ist er meiner Meinung nach im Vorteil."