Mark Webber und die Red-Bull-Verantwortlichen um Teamchef Christian Horner hatten es bereits befürchtet, nun ist es für den Australier traurige Gewissheit: Im Tank seines RB9 konnte nach einem Defekt nicht mehr genug Sprit für die Benzinprobe der FIA gefunden werden. Mindestens ein Liter wäre nötig gewesen - als Konsequenz verliert Webber seinen 14. Startplatz und muss am Sonntag als Letzter in den Großen Preis von China starten. In Shangai war der Red-Bull-Pilot am Samstag in Q2 nach Problemen mit dem Benzindruck ausgerollt. Das Team vermutete zunächst einen Defekt an der Zapfsäule als mögliche Ursache für den Fehler.

Wenig später erhärtete sich dieser Verdacht. Horner erklärte: "Unglücklicherweise wurde die geforderte Spritmenge in Q2 vom Tankschlauch nicht korrekt und vollständig ins Auto weitergeleitet." Durch den Schaden an der Tankanlage seien drei Kilo Benzin zu wenig in den Bauch des RB9 geflossen. "Bereits auf Marks In-Lap haben wir deshalb auf den Monitoren größere Ausfälle erkennen müssen. Effektiv ist Marks Tank somit leergelaufen - das ist natürlich frustrierend", räumte der Brite ein. Das defekte Teil an der Box sei mittlerweile ausgemacht, versiegelt und zu genaueren Untersuchungen weggebracht worden.

Mit dem Roller ging es schneller zurück an die Box als im RB9, Foto: Sutton
Mit dem Roller ging es schneller zurück an die Box als im RB9, Foto: Sutton

In Q3 auf gleicher Strategie wie Vettel

Webber selbst hingegen begann umgehend mit den Rechenspielen für das Rennen. Vor zwei Jahren war er in Shangahi schon einmal vom 18. Startplatz aufs Podest gefahren. Ein Wiederholung dieses Husarenritts am Sonntag wollte der 36-Jährige zwar nicht ausschließen, er erklärte jedoch auch: "Unmöglich ist es nicht, aber mit Sicherheit schwieriger. Bei dem Szenario damals gab es mehr Leute mit weniger Reifen im Rennen." Das hätte ihm 2011 einen signifikanten Vorteil beschert und in die Karten gespielt. "Dieses Jahr haben aber mehr Leute ihre Reifen aufgespart." Mit Blick auf die nun so weit entfernte Spitze sagte Webber: "Sebsatian und Jenson werden nach ein paar Runden das Feld anführen."

Wie sein Stallkollege Vettel und Button habe auch er vorgehabt, in Q3 auf einen schnellen Run zu verzichten, um auf den härteren Pneus starten zu können. Horner bestätigte die Aussagen seines Schützlings kurz und knapp: "Beide unsere Fahrer waren auf der gleichen Strategie." Nun müsse man in Webbers Fall jedoch massiv umplanen und sich schleunigste etwas einfallen lassen, um den Schaden der Tankanlagen-Misere zu minimieren.

Wenngleich der Frust bei Webber tief saß, wollte er sich von dem Rückschlag der doppelten Bestrafung durch die Streichung seiner Zeiten nach dem Ausfall nicht demoarlisieren lassen. Grundsätzlich glaube er an die Chance, am Sonntag noch eine Aufholjagd im großen Stil zu lancieren. "Das haben wir ja letztes Jahr zum Beispiel auch bei Sebastian in Abu Dhabi gesehen", erinnerte er sich bei der Suche nach aufmunternden Beispielen an die Aufholjagd seines Teamkollegen im drittletzten Lauf 2012 in der Wüste. Vettel halfen damals jedoch mehrere Safety-Car-Phasen. Deswegen meinte Webber: "Wir müssen erst einmal abwarten, was das morgen für ein Rennen wird und was für eine Situation wir dann vorfinden."