Die Überhol-Kontroverse um Sebastian Vettel und Mark Webber ist vor dem dritten Saisonrennen in Shanghai immer noch das alles beherrschende Thema in der Formel 1. Auch an Fernando Alonso ist das Duell der beiden Red-Bull-Piloten natürlich nicht spurlos vorbeigegangen. Der Ferrari-Star zeigte für die Aktion seines Erzrivalen wenig Verständnis, auch wenn er einräumte, dass er sich noch nie einer vergleichbaren Situation befunden habe.

"Ich gehe davon aus, dass ich die Position gehalten hätte", sagte der Spanier am Rande des Großen Preis von China. "Am Ende wirst du von deinem Team bezahlt und muss das machen, was sie dir sagen. Jeder im Team hat eine Position, die muss er respektieren. Iker Casillas ist bei Real Madrid als Torwart angestellt und kann auch nicht einfach Stürmer spielen, wenn er dazu Lust hat." Genauso hart wie mit der Konkurrenz ging Alonso allerdings mit sich selbst ins Gericht. Den Ausfall in Malaysia nahm er auf seine Kappe.

"Der große Fehler war nicht, dass wir nicht an die Box gefahren sind, sondern die Berührung in der ersten Runde", meinte er. "Das war meine Schuld, so etwas darf nicht passieren." Auf Spekulationen, was ohne den Ausfall möglich gewesen wäre, wollte sich der 31-Jährige nicht einlassen. "Es ist schwierig einzuschätzen, wie konkurrenzfähig wir gewesen wären. Kimi [Räikkönen] war in den Simulationen sehr stark, aber im Rennen nur Siebter."

Guter Dinge: Fernando Alonso bei seiner Ankuft in China, Foto: Sutton
Guter Dinge: Fernando Alonso bei seiner Ankuft in China, Foto: Sutton

Die Nullrunde in Malaysia hakte der Spanier als nicht zu vermeidendes Übel ab. Im Laufe der Saison würde jeder Fahrer ein verpatztes Wochenende erleben. "Zwei bis drei Ausfälle pro Jahr sind normal", erläuterte er. "Sie sind immer ärgerlich, egal, ob am Anfang in der Mitte oder am Ende des Jahres. Natürlich wäre es fantastisch, wenn wir ab jetzt ohne Ausfall durch die gesamte Saison kommen, aber das wird sehr schwierig. Wahrscheinlich wird es noch den einen oder anderen traurigen Sonntag geben."

Doch auch die Samstage verliefen für Alonso zuletzt nicht nach Wunsch. In den beiden ersten Saisonrennen musste er sich jeweils Teamkollege Felipe Massa geschlagen geben - saisonübergreifend zog er bereits viermal in Folge den Kürzeren. Große Sorgen scheint er sich deshalb allerdings nicht zu machen. "In Australien hatte ich Trockenreifen auf einer nassen Strecke und in Malaysia Intermediates auf einer halbtrockenen Strecke", erklärte er. "Aber ich freue mich, dass die Ergebnisse solche Aufmerksamkeit bekommen."

Gleichzeitig zollte er Massa für die starken Vorstellungen über eine schnelle Runde Respekt. "Natürlich will ich an jedem Wochenende vor meinem Teamkollegen ins Rennen gehen, aber wenn er eine magische Runde fährt, kann ich nichts machen", sagte der zweimalige Weltmeister, kündigte aber im gleichen Atemzug an: "Ich werde es in China wieder versuchen, und hoffentlich gelingt es mir."

Im Gegensatz zu früheren Jahren habe die Wichtigkeit des Qualifyings aber ohnehin nachgelassen. Die übergeordnete Bedeutung, die ein guter Startplatz einst hatte, sei inzwischen nicht mehr gegeben. "Es gab ein paar Saisons, in denen es fundamental war, in der ersten Startreihe zu stehen, doch seit wir die Pirellis haben, hat die Wichtigkeit des Qualifyings deutlich nachgelassen", so Alonso. "Kimi hat in Australien vom siebten Startplatz aus gewonnen, und in Malaysia gab es eine Reihe von Piloten, die für den Sieg in Frage kamen."