Im Nachhinein ist man immer schlauer. Das dachte sich im Anschluss an das Ausscheiden in Runde zwei des Großen Preises von Malaysia wohl auch Fernando Alonso und die ganze Ferrari-Truppe. Bereits in der zweiten Kurve hatte sich der Scuderia-Pilot seinen Frontflügel am Heck von Vordermann Sebastian Vettel beschädigt, dennoch konnte er mit dem schief herunterhängenden Teil in ansehnlicher Geschwindigkeit die Runde beenden. Am Ende dieser kam Alonso entgegen allen Erwartungen jedoch nicht für die nötigen Reparaturarbeiten an die Box, sondern setzte alles auf Risiko - und verlor schon weniger Meter später, genauso wie seinen Frontflügel und alle Chancen auf Punkte und eine Zielankunft. Auf Höhe der Boxenmauer von Mark Webber überholt, änderte sich der Luftstrom vorm F138 des Asturiers... anschließend geriet die Nase des Boliden unter die Vorderräder und Alonso rauschte scheinbar unkontrolliert ins Kiesbett.

"Wenn man sich das Resultat ansieht, ist es jetzt natürlich leicht, zu sagen, dass es besser gewesen wäre, für einen Stopp an die Box zu kommen", sagte Alonso im Vorfeld des China Grand Prix kommendes Wochenende mit Blick auf die Aktion von vor zweieinhalb Wochen. "Man muss dabei aber auch bedenken, dass das eine Entscheidung ist, die im Bruchteil einer Sekunde getroffen wird - und in eben diesem dachten wir, dass ich noch für eine weitere Runde weiterfahren könnte, um das Meiste aus dem Stopp herauszuholen und gleich auf Trockenreifen zu wechseln", beschrieb der 31-Jährige die Motivation seines Verhaltens. Gleichsam sei der Schaden des Abflugs im Vergleich zur möglichen Sicherheitsvariante mit Stopp vergleichbar gering. "Die Rennsimulation hat später gezeigt, dass wir bei einem vorgezogenen Nasenwechsel am Ende maximal Neunter oder Zehnter geworden wären - so gesehen haben wir also nicht viel verloren."

Für immer bei Ferrari

Nach der F1 will Alonso nur noch zum Spaß fahren: Vielleicht im Kart?, Foto: Ferrari
Nach der F1 will Alonso nur noch zum Spaß fahren: Vielleicht im Kart?, Foto: Ferrari

Ohnehin müsse man sich eines begreiflich machen: "Das Problem war sicher nicht, dass wir nicht hereingekommen sind - das Problem war die Beschädigung selbst und die ist bei der Kollision am Anfang passiert und das müssen wir in Zukunft vermeiden", so Alonso. Als der Frontflügel sich auf der Geraden dann erst einmal verselbstständigt hatte, habe es für Ärger oder Frust zunächst sowieso keine Zeit gegeben. "Ich war ganz ehrlich nur darauf bedacht, nicht in Webber hinein zu krachen - das wollte ich um jeden Preis vermeiden", schilderte der Ferrari-Pilot seine Erinnerungen an den Unfallhergang. "Meine Vorderreifen hatten keinen Kontakt mehr zum Boden, ich dafür aber über 280 Sachen drauf - es bestand ganz klar das Risiko, dass ich Mark mit hinausreißen könnte und das wäre dann sehr gefährlich geworden. Zum Glück ist das Auto aber geradeaus weitergeschossen." Mit Blick auf seine WM-Ambitionen wollte Alonso den unsanften Abflug von Sepang aber noch nicht als großen Dämpfer bewerten und übte sich im Zuge dessen gleich einmal in Wahrscheinlichkeitsrechnung.

"Alles sieht gut aus und all meine Optionen sind natürlich noch intakt. Das sieht man auch, wenn man einmal auf die Statistiken schaut", sagte der Spanier in einem Fan-Interview auf der Ferrari-Website. "Pro Saison hat man zwei bis drei Ausfälle. Es ist also für uns nur logisch, dass wir auch an einem anderen Sonntag nicht das Ziel sehen werden", so Alonso, der 2012 insgesamt zweimal ausschied und dabei beide Male in unverschuldete Kollisionen mit den Lotus-Piloten verwickelt war. Ähnliches sei auch heuer wieder zu erwarten. "Das ist nur logisch. Die Saison ist aber sehr lang, wir haben erst zwei Rennen hinter uns. Rosberg ist es zum Beispiel in Australien passiert, mir nun in Malaysia. Früher oder später passiert es jedem." Dass Ferraris Entscheidung in Malaysia nun also nachweislich die falsche war, sei kein Streitpunkt mit dem Team. Ganz im Gegenteil: Alonso beteuerte, dass die Stimmung in Maranello dieser Tage gut sei, die Chemie im Team stimme.

So ließ sich der Routinier, dessen Vertrag bei den Roten noch mindestens bis einschließlich 2015 läuft, zu einem Treueschwur hinreißen. Auf die Frage, ob er seine Karriere bei Ferrari beenden werde, antwortete Alonso: "Ja, das werde ich. Es ist das beste Team auf der Welt - nichts geht über Ferrari." Ob er seine Karriere im Motorsport auch nach seiner Zeit in der F1 fortsetzen werde, habe er derweil noch nicht entscheiden. "Viel wird davon abhängen, wie ich mich fühle, wenn dieser Moment gekommen ist und wie meine persönliche Situation ist. Wenn ich aber mit dem Rennfahren weitermache, dann wird es sicherlich in erster Linie um den Spaß an der Sache gehen." Trotzdem wollte Alonso seine Fans beruhigen. Mit einem Augenzwinkern fügte er an: "Das sehen wir dann alles. Aber keine Angst... in mir steckt noch jede Menge Formel-1-Leben."