Als neuer Mann bei Mercedes gestartet, war Toto Wolff beim Großen Preis von Malaysia gleich aller Munde. Die Teamorder bei Mercedes sorgte für viel Unmut unter Experten und Rennfans. Wolff erklärt, dass beide Fahrzeuge ein Spritproblem bei freier Fahrt bekommen hätten. Außerdem lässt er durchblicken, dass Nico Rosberg vermutlich bei einem Bruch nicht so einfach davon gekommen wäre wie Sebastian Vettel. Siegfähig sieht er Mercedes noch nicht und tippt auf Sebastian Vettel als Weltmeister 2013. Einen Machtkampf mit Niki Lauda gebe es nicht.

"Sebastian Vettel zieht das wieder durch", ist der 41-Jährige gegenüber der Bild am Sonntag bei der Frage nach dem Weltmeister 2013 sicher. Mercedes könne aus eigener Kraft noch nicht gewinnen: "Red Bull ist uns überlegen. Aber der Sprung, den wir gemacht haben, ist ein gewaltiger." Dieser Sprung kam wegen, oder trotz eines Umstrukturierungsprozesses, bei dem das Mercedes-Team gründlich umgekrempelt wurde. Er vergleicht sein Team mit einem Puzzlespiel: "Ein Team funktioniert, wenn es die richtigen Fahrer hat, das richtige Management, die richtigen Ingenieure, das richtige Budget und den richtigen Geist."

Im vergangenen Winter wurde Michael Schumacher gegen Lewis Hamilton eingetauscht. "Die Verpflichtung von Lewis hat gezeigt, dass dieses Team bereit ist, auch heilige Kühe aufzugeben. Lewis ist jetzt am Höhepunkt seiner Karriere oder kurz davor", so Wolff. Schumacher selbst möchte er aber für das schwache Abschneiden in der Vergangenheit nicht verantwortlich machen: "Ich wäre ja ein Narr, wenn ich am Schumi-Mythos kratzen würde. Es wurde ja nicht nur Schumi ausgetauscht, sondern viel mehr."

Teamorder notwendig gewesen

Das Puzzlespiel scheint sich 2013 besser zusammenzufügen als in den vergangenen drei Jahren, doch die Teamorder in Malaysia trübte zuletzt das Bild in der Öffentlichkeit. Toto Wolff gibt zu: "Stallorder ist sportlich gesehen ein Unding. Da spreche ich als Fan, Sportler und Rennfahrer." Doch es hat auch Gründe gegeben: "Aus Teamsicht musst du sicherstellen, dass du das Teamergebnis nicht wegwirfst. Hätten wir Lewis und Nico gegeneinander fahren lassen, hätten wir mit Sicherheit am Ende ein Spritproblem mit beiden Autos bekommen. Das haben wir erkannt und die Stallorder eingesetzt. Weil wir am Ende nicht wie Deppen dastehen wollten."

Zwischen ihm und Niki Lauda ist alles in Ordnung, versichert Wolff, Foto: Sutton
Zwischen ihm und Niki Lauda ist alles in Ordnung, versichert Wolff, Foto: Sutton

Während sich Rosberg an die Anweisung hielt, spielte bei Red Bull Sebastian Vettel das Spiel nicht mit. Wolff bejaht, dass er es Sebastian Vettel durchaus zugetraut hätte, obwohl ihm der Begriff 'zugetraut' wegen seiner Negativbesetzung nicht gefiele. "Vettel und die anderen sind Vollgastiere. Bei den Jungs geht manchmal der Rennfahrer mit ihnen durch." Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass er wusste, dass Rosberg sich dran halten würde. Der Grund dafür: "Man kann als Team so eine Entscheidung des Fahrers vielleicht leichter akzeptieren, wenn es der dreimalige Weltmeister macht." Allerdings dürfe der Teamerfolg dabei nicht aufs Spiel gesetzt werden.

Mit Lauda nur auf der Rennstrecke uneinig

Nachdem sich Niki Lauda und Toto Wolff uneinig über die Richtigkeit der Teamorder waren, wurde mancherorts bereits ein Machtkampf zwischen den beiden Österreichern angestimmt. Wolff dementiert: "Da spreche ich jetzt mal in den Worten von Niki: Das ist der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe. Zwischen Niki und mich passt kein Blatt Papier." Allerdings sei er bereits einmal auf Konfrontationskurs mit dem dreifachen Weltmeister gewesen: "Ich habe mir vor Jahren eingebildet, ich könnte Nikis Rundenrekord auf der Nordschleife am Nürburgring unterbieten."

Das Ergebnis war ein heftiger Unfall in seinem Porsche: "Dann platzte mir bei Tempo 282 ein Reifen. Ich schlug mit 270 km/h ein. Mein Sitz hing nur noch an einer Schraube. Ich riss mir die Geschmacks- und Geruchsnerven ab. Als Folge der schweren Gehirnerschütterung wird mir heute noch schlecht, wenn ich mich beim Autofahren in der Nacht konzentrieren muss."