Gnadenlos, aber trotzdem heiß begehrt. Jeder Nachwuchsfahrer hätte gerne einen Platz im Red Bull Junior Team. Aber nur die wenigstens erhalten einen und noch weniger beschreiten den Weg bis ganz ans Ende - in die Formel 1. Hier regiert die eiserne Hand von Red-Bull-Motorsportdirektor Dr. Helmut Marko. Wer keine Leistung zeigt, ist rasch weg vom Fenster. Sebastien Buemi und Jaime Alguersuari waren nur die Spitze des Eisberges.

Einst war es das Ziel der Red-Bull-Nachwuchsförderung, einen amerikanischen Formel-1-Piloten zu finden. Nach dem nur bedingt erfolgreichen Experiment Scott Speed könnte Red Bull nun wenigstens einen zweiten langgehegten Traum von Bernie Ecclestone erfüllen - dem von einer Frau in der Königsklasse des Motorsports.

Dürfen wir vorstellen? Beitske Visser. Niederländerin, 18 Jahre jung und seit kurzem die erste Dame in der Geschichte des Red Bull Junior Teams. Von der größtenteils männlichen Konkurrenz lässt sich die hübsche Niederländerin keineswegs einschüchtern. "Es macht mir nichts aus, gegen Jungs zu fahren", sagt Visser cool. "Das kenne ich schon aus meiner Zeit im Kartsport."

Unbändiger Siegeswille

Visser fährt 2013 im zweiten Jahr im ADAC Formel Masters, Foto: Tim Lüdin / Red Bull Content Pool
Visser fährt 2013 im zweiten Jahr im ADAC Formel Masters, Foto: Tim Lüdin / Red Bull Content Pool

Im vergangenen Jahr stieg Visser in das ADAC Formel Masters ein, in dem sie auch 2013 für das Team Lotus antritt. Dieses ist übrigens komplett eigenständig und unabhängig vom Lotus F1 Team, für das Kimi Räikkönen in der Formel 1 startet. Vielmehr werden die Autos vom deutschen Team Motopark unter Lizenz des britischen Automobilherstellers eingesetzt.

Das Highlight ihrer Debütsaison war ihr Heimrennen in Zandvoort, in dessen Verlauf sie ihren ersten Sieg in der Serie feierte. Später gewann sie auch einen Lauf auf dem Lausitzring. Damit avancierte sie zur erfolgreichsten Pilotin in der Geschichte der ADAC Formel-Nachwuchsschule.

Dabei bremsten sie gleich zwei Verletzungen aus: am Wochenende ihres ersten Sieges in Zandvoort verletzte sie sich am Rücken, am Wochenende ihres zweiten Triumphs in der Lausitz brach sie sich die Hand. Beide Male musste sie danach ein Rennwochenende pausieren.

Wie hart sie im Nehmen ist, bewies sie in Zandvoort: Nach einem Unfall im Qualifying am Samstag, musste sie zu vorsorglichen Untersuchungen ins Krankenhaus und verpasste den ersten Lauf. Das hielt Visser aber nicht davon ab, am Sonntag wieder in ihr Rennauto zu steigen und den dritten Lauf zu gewinnen. "Mein Rücken schmerzte nach dem Unfall im Qualifying noch etwas, aber mit dem Sieg waren alle Schmerzen vergessen", sagte sie kurz nach Rennende, noch unwissend, wie schwer ihre Verletzung tatsächlich war. Den nötigen Biss für die Formel 1 scheint sie also schon einmal zu haben.

Beitske Visser bei Motorsport-Magazin.com über...

... ihr Vorbild im Motorsport: "Ich muss gestehen, dass ich nicht wirklich Vorbilder habe. Ich versuche, mich auf mich selbst zu konzentrieren."

... ihre Rituale an den Rennwochenenden: "Ich trage immer einen roten und einen blauen Schuh und einen roten und einen blauen Handschuh. Ansonsten habe ich an einem Rennwochenende keine Rituale."

Beitske Visser trägt immer einen roten und einen blauen Schuh, Foto: Tim Lüdin / Red Bull Content Pool
Beitske Visser trägt immer einen roten und einen blauen Schuh, Foto: Tim Lüdin / Red Bull Content Pool

... ihre Freizeitgestaltung: "Ich trainiere sehr viel für den Motorsport. Ansonsten besuche ich sehr gerne Rennen meiner kleinen Schwester, die auch schon im Kart-Sport aktiv ist. Viel mehr Freizeit bleibt dann ohnehin nicht übrig."

... ihr persönliches Highlight der letzten Saison: "Das Rennwochenende bei meinem Heimspiel in Zandvoort werde ich wohl nie vergessen. Nach einem Unfall im Qualifying musste ich das erste Rennen aus gesundheitlichen Gründen aussetzen. Im zweiten Lauf fuhr ich auf den achten Platz und das dritte Rennen gewann ich von der Pole Position. Vor heimischem Publikum ganz oben auf dem Podium zu stehen, war ein tolles Gefühl."

... das ADAC Formel Masters: "Im ADAC Formel Masters herrscht eine sehr hohe Wettbewerbsdichte, davon profitiert jeder einzelne Fahrer. Man muss sich in den drei Läufen eines Rennwochenendes permanent neu beweisen und kann so wertvolle Erfahrungen sammeln. Dank der umgekehrten Startreihenfolge im dritten Rennen lernt man zudem im Mittelfeld zu kämpfen."