Spätestens seit "Leave me alone" gilt Kimi Räikkönen als einer der speziellsten Charaktere, die je in der Formel 1 unterwegs gewesen sind. Der Nonkonformist aus Finnland gilt als sehr zurückgezogen, aber im Auto als Tier. Manche Menschen dürfen aber hinter die Fassade schauen und erleben den wahren Kimi Räikkönen. Zu ihnen zählen sein Physiotherapeut Mark Arnall, sein Helmdesigner Uffe Tägtström und Ferrari-Werksfahrer Toni Vilander. Sie alle kennen den Weltmeister von 2007, dessen undurchschaubarer Charakter ihn für viele Menschen interessant macht.

Toni Vilander verbindet seit Kart-Zeiten eine Freundschaft mit Kimi Räikkönen. Beide haben sogar zusammen in der finnischen Armee gedient. Vilander, der den GT World Cup im Rahmen der World Endurance Championship 2012 zusammen mit den Ex-Formel-1-Piloten Giancarlo Fisichella und Gianmaria Bruni auf einem Ferrari 458 Italia gewann, kann aber nicht mehr viel Zeit mit seinem Landsmann verbringen: "Da wir an verschiedenen Orten fahren, sehen wir uns nicht sonderlich oft, aber ich denke, die Freundschaft bleibt für immer bestehen."

Binnen weniger Runden innerhalb einer Sekunde

Ob es ihn verwundert habe, dass Kimi Räikkönen nach seinem Comeback so schnell auf die Siegerstraße zurückgefunden hat? "Ich war mehr davon überrascht, dass er überhaupt ein Comeback gegeben hat als über seine Leistung während der Saison", so der 32-Jährige, der weiter erklärt: "Kimi hatte wirklich die Nase voll von der Formel 1 und sagte immer wieder: 'Never again.' Ich denke, es ist gut, mal etwas Distanz aufzubauen und etwas völlig anderes zu versuchen, wie etwa Rallyefahren. So verändert sich die Sichtweise."

Seit seinem Comeback hat Kimi Räikkönen zwei Rennen gewonnen, Foto: Lotus F1 Team
Seit seinem Comeback hat Kimi Räikkönen zwei Rennen gewonnen, Foto: Lotus F1 Team

Bezüglich seiner zwei Grand-Prix-Siege wundert Vilander an Räikkönen nichts: "Egal, wie verschieden die Autos, Reifen und Regeln sind, es braucht nur ein paar Runden und er ist sofort innerhalb einer Sekunde mit den Spitzenfahrern. So lief es auch zu Beginn seiner Lotus-Ära."

Kimi Räikkönen gilt als sehr zurückgezogen. Doch wer ihn besser kennt, weiß, dass das nur nach außen so wirkt: "Wenn Kimi Rennen fährt, ist er gar nicht zurückgezogen", so Mark Arnall. "Er kämpft und gibt alles, solange das Auto fährt. So geht er auch bei seinem Training vor. Er gibt jedes Mal 110 Prozent, egal wie das Programm aussieht." Dem Lotus-Piloten liegt auch das Wohl seines Physios sehr am Herzen: So habe Kimi ihm den aktuellsten Herzfrequenz-Überwachungsmonitor zu Weihnachten geschenkt bekommen, grinst Arnall.

Räikkönen als Trendsetter

Ein weiterer Wegbegleiter aus Kartsportzeiten ist der Helmdesigner des Finnen, Uffe Tägtström, der den künstlerischen Part übernimmt: "Ich würde nicht sagen, dass er sehr künstlerisch veranlagt ist, aber er weiß genau, was er will und ist äußerst modebewusst." Räikkönen gelte als Trendsetter: "Manchmal ist es so, dass egal was Kimi bringt, es nicht viel Zeit braucht und dieselbe Idee auf eine gewisse Art und Weise an einem anderen Helm auftaucht."

Tägtströms Aufgabe ist es, die Vorgaben Räikkönens in die Tat umzusetzen: "Normalerweise gibt er vor, was auf seinem Helm für die kommende Saison sein soll. Ich erstelle dann fünf Versionen am Computer und er nimmt diejenige, die ihm am besten gefällt." Für 2013 habe sich nicht viel am Design geändert, lediglich die Startnummer, die Räikkönen für seinen Helm 2012 bestellt hatte, sei nun eine 7 statt eine 9. Beim Monaco-GP 2012 fuhr er in einem Spezialdesign in Erinnerung an James Hunt: "Wir hatten diese Idee viele Jahre lang, aber bei McLaren und Ferrari konnten wir sie nicht umsetzen. Letztes Jahr war es perfekt und das Feedback war gut", schließt Tägtström ab.