Viele haben sich dieser Tage zu der umstrittenen Missachtung der Teamorder von Sebastian Vettel beim Großen Preis von Malaysia geäußert. Einige, wie David Coulthard oder Ellen Lohr, stellten sich hinter den dreifachen Weltmeister. Das tut auch sein ehemaliger Teamchef Peter Mücke. Mit ihm feierte Vettel einst den Titel in der Formel BMW und startete in der Formel 3 EuroSerie. Auf die Frage, ob sich ein echter Rennfahrer nicht an eine Stallorder halten darf, meinte der Berliner im Tagesspiegel: "Zumindest nicht die speziellen, die es in sich haben, um Weltmeisterschaften zu fahren. Die werden immer Gas geben und hinterher darüber nachdenken, ob es richtig oder falsch war."

Ein Fahrer, der Weltmeister werden wolle, müsse so kompromisslos an die Sache herangehen, meinte Mücke. "Rennfahrer sind Egoisten und werden es immer bleiben. Auch wenn es irgendwo ein Teamsport ist: Wenn du da draußen bist, bist du allein." Er selbst habe auch Überholmanöver gehabt, bei denen er hinterher gedacht habe: 'Oh, hätteste vielleicht besser gelassen'. "Aber das kommt instinktiv. Wenn man ein Racer ist, ist man ein Racer, das kann man nicht abstellen", unterstrich er.

Der Instinkt sei genau das, was Vettel von anderen Piloten abhebe, führte er aus. "Vettel gehört zu einer Spezies, die quasi herangezüchtet wird. Denen bringt man alles bei, was ein Champion können muss. Aber eines kann man ihnen nicht mitgeben: den Instinkt, ich will nicht sagen Killer-Instinkt. Den haben sie oder nicht. Vettel hat ihn. Und wenn die Situation da ist, wird er immer überholen." Mücke ist zudem nicht der Ansicht, dass Vettel dem Kommandostand hätte andeuten sollen, dass er seinen Teamkollegen angreifen wird, um diesen nicht zu überrumpeln. "Ach was! Du sitzt im Auto, fährst zwei Stunden auf der letzten Rille und gibst alles, da denkst du nicht an lange Diskussionen. Die Chance ist da, die Tür ist auf, dann wird es probiert", stellte Mücke klar.

Er glaubt auch nicht daran, dass sich die Aktion negativ auf Vettels Verhältnis zum Team auswirken wird. "Sicher ist jetzt der eine oder andere mal darüber pikiert, aber wenn Sebastian Weltmeister wird, jubeln am Schluss alle. Und als Teamchef würde ich sagen: Puh, es gefällt mir nicht, dass der vielleicht nicht auf uns hört. Aber den musst du haben, mit dem kannst du es schaffen."