Das Formel-1-Wochenende in Malaysia war bestimmt durch teaminterne Duelle, die nur teilweise auf der Strecke entschieden wurden. Der große Aufreger war die missachte Stallregie bei Red Bull, durch die Sebastian Vettel das Rennen gewann.

Laut dem UBS Strategy Report hat diese Geschichte ihren Ursprung aber bereits am Freitag, denn die Teams fanden heraus, dass die Reifen teilweise 0,4 Sekunden pro Runde abbauten - im schlimmsten Fall also vier Sekunden bei zehn Runden auf der Strecke. Daher entschieden sich einige Teams - Red Bull bei Mark Webber eingeschlossen - vorgeschriebene Rundenzeiten fahren zu lassen.

Das Duell der Red Bulls

Sebastian Vettel und Mark Webber im Duell, Foto: Sutton
Sebastian Vettel und Mark Webber im Duell, Foto: Sutton

Vettel war bereits mit dem Ziel ins Qualifying gegangen, drei Sätze harte und zwei Sätze Mediumreifen für das Rennen zu sparen - er plante von Beginn an ein Rennen mit vielen Stopps und setzte zum Ende auf einen kurzen Stint mit frischen Mediumreifen. Ungewöhnlich für das sonst eher konservative Team aus Milton Keynes wurde Vettel bereits in Runde fünf - zu früh bei abtrocknender Strecke - auf neue Mediums gesetzt, während Webber zwei Runden später stoppte und so die Führung übernehmen konnte.

Die nächste ungewöhnliche Situation geschah beim finalen Stopp der Bullen. Während bei allen Anfahrten Webber den Vorzug vor Vettel erhielt, änderte sich die Reihenfolge. Webber - zu diesem Zeitpunkt 4,2 Sekunden vor seinem Teamkollegen - wurde in Runde 43, einen Umlauf nach Vettel, an die Box zitiert. Damit schrumpfte sein Polster auf 0,5 Sekunden. In gleichbleibender Reihenfolge hätte der Australier seinen Vorsprung hingegen sogar noch ausgebaut. Diese strategische Entscheidung brachte Vettel erst wieder in die Situation, den Sieg riechen zu können und Webber anzugreifen, der zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Reifen vorgeschriebene Rundenzeiten absolvierte.

Spritmangel bei Mercedes

Hamilton lag vor Rosberg, Foto: Mercedes-Benz
Hamilton lag vor Rosberg, Foto: Mercedes-Benz

Red Bull nicht in Höchstform, Mercedes schon. Sogar die Chance auf den Sieg war gegeben, denn die Silberpfeile waren schnell. Behauptungen, die geringere Betankung hätte darauf einen Einfluss gehabt, können aber nicht gehalten werden. Zwar ist es merkwürdig, dass Mercedes die Spritkalkulation so eng bemessen hatte, diese ist bei einem Rennen mit nassem Start und abtrocknender Strecke aber auch nicht einfach. Letztlich machten die geschätzten rund drei Kilogramm weniger Sprit bei Lewis Hamilton und Nico Rosberg pro Runde aber gerade einmal ein Zehntel aus - auf das gesamte Rennen gerechnet zwischen fünf und sechs Sekunden.

Betrachtet man den Rennverlauf, wurde Rosberg - wie das nun von vielen Seiten behauptet wird - nicht um den dritten Platz gebracht. Zwar hätte Mercedes die Fahrer einfach frei fahren lassen können - moralische Aspekte hier nun außen vor - der eigentlich Drittplatzierte war aber Hamilton. Er hatte die bessere Startposition und lag das gesamte Rennen vor seinem Teamkollegen. Nur durch den Mangel an Sprit, der bei ihm noch ausgeprägter war, musste er abbremsen. Hätte Rosberg noch eine Chance gehabt, die Red Bulls anzugreifen oder wären Konkurrenten von hinten an die beiden Silberpfeile herangerückt, hätte Rosberg sicherlich überholen sollen - aus rein strategischer Sicht bestand hierzu aber keine Notwendigkeit.

Hätte, wäre, wenn...

Platz sechs war theoretisch für Fernando Alonso möglich, Foto: Sutton
Platz sechs war theoretisch für Fernando Alonso möglich, Foto: Sutton

Die Frage, die Ferrari nach dem Wochenende am meisten beschäftigt ist sicherlich, was wäre passiert, hätte man Fernando Alonso nach einer Runde an die Box geholt und den beschädigten Flügel gewechselt. Als Letzter wieder auf der Strecke, wäre nur zwei bis vier Runden später der nächste Stopp auf Trockenreifen fällig gewesen. Also blieb Alonso auf der Strecke, das Ergebnis ist bekannt.

Bei einem chaotischen Rennverlauf wie in Malaysia waren Punkte allerdings durchaus möglich. Sowohl Nico Hülkenberg im Sauber, als auch Sergio Perez im McLaren zeigten zwar auf Intermediates gute Zeiten, konnten auf Slicks aber nicht mehr mithalten. Zudem kämpfte sich Lotus mehr kläglich auf drei Stopps durch das Rennen. Berechnet man Ausfälle wie die beiden Force India und Jenson Button ein, wäre ein sechster Rang hinter Teamkollege Felipe Massa im Bereich des Möglichen gewesen. Somit würde sich der Rückstand auf Vettel nun nicht auf 22 sondern nur auf 14 Punkte belaufen.