Flavio Briatore hat sich die Geschehnisse rund um Red Bull beim Großen Preis von Malaysia genauer angeschaut. Der frühere Formel-1-Teamchef setzte nach dem Rennen zur verbalen Blutgrätsche gegen Christian Horner an. "Wenn da ein Teamchef mit Eiern gesessen hätte, hätte er dafür gesorgt, dass sie die Positionen wieder tauschen", meinte Briatore in Bezug auf Sebastian Vettel, der gegen die Interessen des Team handelte und zum Sieg in Sepang fuhr. Briatore weiter: "Das Problem: Am Kommandostand sitzen zwei Leute mit unterschiedlichen Interessen, Helmut (Marko) steht hinter ihnen und bespricht sich mit (Dietrich) Mateschitz. Man kann verstehen, dass sie Angst haben."

Außerdem gefiel Briatore nicht, dass Adrian Newey statt Horner gemeinsam mit Vettel und Mark Webber auf das Podium stieg. "Normalerweise geht der Teamchef beim ersten Sieg der Saison mit auf das Podest", meinte der Italiener. "Aber Christian hatte nicht einmal die Stärke, aufs Podium zu gehen - weil sie sich vor einem Fahrer, der das Sagen hat, erschrecken. Der Fakt, dass Christian nicht mit aufs Podium ging, nachdem das Team einen 1-2-Erfolg gefeiert hat, sagt eine Menge über seine Schwäche im Vergleich zu den anderen." Zumindest laut Briatore sei es üblich, dass der Teamchef beim ersten Sieg oder dem Gewinn der Weltmeisterschaft aufs Podest klettert und erst danach den Renningenieur oder den Technischen Direktor losschickt.

Wer bei Red Bull das Sagen hat, war für Briatore - langjähriger Management-Wegbegleiter von Webber - sowieso klar. "Vettel ist dort der Boss", sagte Briatore im spanischen Radio. Seit dem Vorfall in Sepang sei seiner Meinung nach das Tischtuch zwischen ihm und Webber vollends zerschnitten. "Ich denke, dass es da keine Beziehung mehr gibt", vermutete Briatore. "Jetzt sagt Vettel, dass er Mark helfen wird, aber Mark benötigt keine Hilfe. Ich denke nicht, dass diese Beziehung repariert werden kann." Laut Briatore sei es undenkbar, dass sich die beiden Fahrer künftig gegenseitig helfen würden.

Briatore ging noch einen Schritt weiter und meinte, dass Vettel und Webber nach dem Ende dieser Saison getrennte Wege gehen würden. Vettels Vertrag läuft bis Ende 2014, während Webbers Kontrakt Ende des Jahres ausläuft. In den vergangenen Jahren verlängerte der 36-Jährige immer nur um eine weitere Saison. "Schon letztes Jahr gab es Probleme", meinte Briatore zu wissen. "Sie haben ein sehr konkurrenzfähiges Auto und deshalb wollen die Fahrer dort bleiben. Aber Sepang war der Beweis dafür, dass bei Red Bull keiner das Sagen hat."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Flavio Briatore war noch nie um markige Worte verlegen, doch jetzt lehnte sich der umtriebige Italiener doch sehr weit aus dem Fenster. Klar, dass er Webber in Schutz nimmt, schließlich arbeiteten die beiden lange genug miteinander. Doch gegen Teamchef Horner zu ledern, ist nun wirklich keine Art. Briatore hat zwar recht mit der Aussage, dass bei Red Bull zweitweise unterschiedliche Interessen aufeinanderprallen, doch eines hat Flavio vergessen: den Erfolg. Wenn sich Horner wirklich nicht innerhalb des Teams durchsetzen hätte können, wäre Red Bull nicht das mit Abstand erfolgreichste Team der vergangenen Jahre. Briatore hat mit Sicherheit die viel zitierten Eier - aber seine sind nicht in der Schusslinie...(Robert Seiwert)