Die Gewinner

Mark Webber: Klar, auf den ersten Blick scheint niemand im Krieg der Stiere ein Gewinner zu sein. Doch Webber hat, wie einst in Silverstone, seinen Punkt klargemacht: Er ist nicht die stille Nummer 2, die sich alles gefallen lässt. Schon vor Saisonbeginn hatten viele Stunk prophezeit, weil Webber sich nicht unterordnen würde. Jetzt ist es so gekommen. Für Red Bull keine Freude, aber Webber macht es zum Gewinner - er hat es aller Welt gezeigt.

Lewis Hamilton: Der Brite fühlte sich wohl noch nie in seinem Leben so unwohl auf dem Podium - dabei war es ein kleines Jubiläum: Sein 50. Podestplatz in der Formel 1, noch dazu der erste mit Mercedes, den so früh kaum jemand für möglich gehalten hätte. Im Gegensatz zu den meisten anderen Beteiligten zeigte Hamilton jedoch Charakter und Stil. Bereits auf dem Podium sagte er, dass Nico Rosberg seinen Platz eher verdient hätte. Dieses ehrliche, erwachsene und starke Verhalten hätten Hamilton wohl nicht alle zugetraut. Daumen hoch, Lewis!

Christian Horner: Eigentlich hat Christian Horner den Scherbenhaufen vor seinen nervös auf und ab rasenden Füßen liegen. Trotzdem zählt er in der Red-Bull-Soap zu den Gewinnern. Schon während des Rennens schaltete er sich in den Funk ein und ließ seinen Starfahrer wissen: "Komm schon, das ist lächerlich, Seb!" Danach trat er vor die Presse und gab ehrlich zu, dass sein dreifacher Weltmeister die Vorgaben des Teams ignoriert hatte. Andere Teamchefs ließen sich in solchen Momenten in der Vergangenheit zu ziemlich verworrenen Ausreden hinreißen.

Die Gewinner & Verlierer

Top-Resultat für Mercedes, wenn da nicht die Funkmisere wäre..., Foto: Sutton
Top-Resultat für Mercedes, wenn da nicht die Funkmisere wäre..., Foto: Sutton

Mercedes Endlich hat der Silberpfeil seinen ehrwürdigen Namen auch verdient! Der F1 W04 ist ein richtiges Rennauto, das aus eigener Kraft und völlig verdient aufs Podium fahren kann - und das mit beiden Fahrern. Mercedes ist auf dem richtigen Weg, sammelte so viele Punkte wie noch nie seit dem Comeback 2010 und vermieste sich diese großartige Nachricht leider selbst. Denn statt über die Auferstehung der Silberpfeile wird nur über Funksprüche und Teamorder gesprochen. Schade.

Sebastian Vettel: Sieg, 25 Punkte und WM-Platz eins. Alles paletti müsste man meinen. Sportlich zählt Vettel klar zu den Gewinnern des Wochenendes. Auch sein Manöver gegen Webber war grandios. Die Zweikämpfe herzerfrischend. Das ist Racing! Wenn da nur nicht die Sache mit der missachteten Teamvorgabe gewesen wäre... Ja, echte Champions beißen zu, wenn sich die Gelegenheit bietet. Aber wenn der Gegner glaubt, dass beide einen Maulkorb tragen, ist das Duell leider nicht ganz fair - das nimmt etwas vom Glanz.

Nico Rosberg: Alles richtig gemacht und trotzdem irgendwie nicht gewonnen. Nico Rosberg bekam in Sepang weder den verdienten Podestplatz noch die nötige Anerkennung für sein ehrenwertes und ehrliches Auftreten bei den Interviews danach. Ja, seine Funksprüche klangen im ersten Moment etwas weinerlich, aber Nico beugte sich zum Wohle des Teams dem Willen der Chefs. Das könnte sich rächen - denn schon vor der Saison war klar: Für Rosberg heißt es in diesem Jahr gegen Hamilton zu bestehen oder in dessen Schatten zu verschwinden. Werden Nice Guys also wirklich immer nur Zweite?

Die Verlierer

Knallhartes Duell: Nur die Zuschauer fanden es gut, Foto: Sutton
Knallhartes Duell: Nur die Zuschauer fanden es gut, Foto: Sutton

Red Bull: Zwei Fahrer, die sich - mal wieder - spinnefeind sind. Ein Motorsportdirektor, der den einen Fahrer ohnehin noch nie so wirklich zu seinen Lieblingsmenschen zählte. Eine verfahrene Situation, die noch lange für Gesprächsstoff sorgen wird. Da verkommt selbst der 1-2-Sieg zur Nebensache.

Niki Lauda & Toto Wolff: Ungünstig ist wohl noch die positivste Beschreibung, die der TV-Auftritt von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff und Mercedes-F1-Aufsichtsratschef Niki Lauda hinterließ. Der eine widersprach dem anderen vor laufender Kamera, feurige Blicke schossen durch die schwüle Luft und die Zuschauer hofften, dass sich gleich beide in den Arm fallen und "Reingelegt" schreien würden - vergeblich. Laudas Schlusswort bekam so eine ganz ungewollte Bedeutung: "Wir sprechen uns später."

Dr. Helmut Marko: "Bei uns ist es nicht wie bei Mercedes, wo es einen Nummer-1- und einen Nummer-2-Fahrer gibt. Wir behandeln beide Fahrer gleich." Wie bitte, Herr Dr. Marko? Nicht nur Mark Webber würde dieser Aussage wohl ohne zu zögern widersprechen. Vermutlich wollte Marko mit seinem Vergleich zu Mercedes einfach den Fokus vom eigenen Team lenken - geglückt ist es nicht wirklich.