Dass bei einem Boxenstopp immer etwas schiefgehen kann, daran hat man sich in der Königsklasse gewöhnt. Zwar gehören wegen des Nachtankverbots zumindest Feuerunfälle in der Boxengasse - bis auf den Brand bei Williams nach dem Barcelona-Erfolg - der Vergangenheit an. Bleiben unter anderem Piloten, die ihre Mechaniker überfahren oder aus der Macht der Gewohnheit heraus die falsche Box ansteuern, wie bei Lewis Hamilton in Malaysia geschehen. Damit lieferte der Brite in Mercedes-Diensten zwar den kuriosesten Zwischenfall in der Boxengasse, für Entsetzen sorgten jedoch vielmehr die Stopps bei Force India.

Dass Boxenstopps auch mal länger dauern, wenn es hapert, ist bekannt, so lange wie die Force-India-Piloten hat aber schon lange keiner mehr während des Rennens bei seiner Crew gestanden. Adrian Sutil berichtete, dass er beim ersten Stopp 20 Sekunden und beim zweiten gar eine Minute verlor, da es Probleme mit den Radmuttern gab. "Wir haben ein neues System, das die Boxenstopps eigentlich schneller machen sollte. Es hat in Australien sehr gut funktioniert, aber hier war der Wurm drin. Wir müssen analysieren, weil es bei beiden Autos vorgekommen ist", erklärte er gegenüber Motorsport-Magazin.com. Mit schier unendlich langen Boxenstopps war das Desaster jedoch noch nicht vollkommen, letztendlich mussten er und Paul di Resta aus Sicherheitsgründen ihre Boliden in der Garage parken.

"Ein Doppelausfall wegen Problemen an der Box ist sehr bitter. Unsere Geschwindigkeit war super... unser Reifenverschleiß war sehr gut und wir hätten wohl nur zwei Stopps machen müssen. Schade, es wäre ein Top-Ergebnis möglich gewesen", beklagte er. Zudem musste das Team, das laut seinem Chef Vijay Mallya langfristig dem Mittelfeld entwachsen will, reichlich Häme einstecken. "Eigentlich darf das nicht passieren", meinte Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. "Aber so etwas passiert halt, wenn ein kleines Team mit den Großen mitmischen will. Die müssen noch ein bisschen üben."

Bei dem System, das Force India nun verwendet, verbleibt die Radmutter an der Felge und nicht am Schlagschrauber, wenn der Reifen gewechselt wird. An dem System an sich will das Team festhalten, da es die Standzeiten verkürzen soll, allerdings sind noch Modifikationen nötig. "Wir werden nicht auf das alte System zurückgehen", betonte der stellvertretende Teamchef Robert Fernley gegenüber Autosport. "Die Ingenieure schauen sich das in der Fabrik an und daher sollte es in China kein Problem darstellen. Wir werden keinen Schritt zurückgehen, wir müssen das Problem beheben und mit unserer Entwicklung voranschreiten."

Fernley erläuterte, dass heutzutage Boxenstopps in der Regel in weit unter vier Sekunden absolviert werden, mit dem alten System läge man aber über vier Sekunden. "Wir hatten einfach nur ein Problem mit den Spannhülsen, möglicherweise wegen der hohen Temperaturen, die wir zuvor nicht erlebt haben", verwies er auf die kühleren Bedingungen in Australien und bei den Testfahrten in Barcelona und Jerez. Es gehe dabei um die Toleranz, meinte Fernley. "Normalerweise gehen das Rad und die Spannhülse zusammen ab, da sich die Achse aber ausdehnte, blieb die Hülse hängen und das Rad löste sich davon ab." Wenn man dann das Rad abziehe, könne man kein neues montieren, da die alte Hülse noch da sei. "Daher haben wir aus Sicherheitsgründen beschlossen, nicht weiter zu fahren."