1. - Wieso konnte sich kein Fahrer auf dem Podium richtig freuen?

Die Stimmung auf dem Podium glich eher der einer Beerdigung, denn einer Siegesfeier eines Grand Prix. Versteinerte Gesichter und hängene Mundwinkel statt einer überschwänglichen Sektdusche. Bei Red Bull Racing fühlte sich Mark Webber einmal ehr von Sebastian Vettel übergangen und indirekt um den Sieg betrogen (genaue Ausführung siehe Antwort 2). Lewis Hamilton war unglücklich, weil ihm der dritte Platz mehr oder weniger vom Team gesichert wurde, dass den schnelleren Nico Rosberg einbremste (genaue Ausführung siehe Antworten 3 und 4) und er anscheinend keine Geschenke mag. Hamilton weiß wohl, dass diese Teamorder der Stimmung bei Mercedes nicht zuträglich sein wird.

2. - Warum herrscht bei Red Bull trotz des Doppelsiegs dicke Luft?

Eigentlich sollte bei Red Bull Hochstimmung herrschen, schließlich fuhr das Weltmeister-Team einen Doppelsieg ein. Doch die Piloten kamen in der falschen, weil nicht der Teamorder entsprechenden Reihenfolge ins Ziel. Christian Horner hatte den nach den letzten Boxenstopps in Führung liegenden Mark Webber und den dahinter platzierten Sebastian Vettel angewiesen, die Positionen zu halten, Reifen zu schonen und die Motorleistung zu drosseln. Doch Vettel hielt sich nicht an diesen Nichtangriffspakt und schob sich in einem engen Zweikampf an Webber vorbei an die Spitze.

Eine Erklärung fand der dreifache Weltmeister nicht, auch wenn er betonte, dass er sie dem verärgerten Team und vor allem seinem enttäuschten Teamkollegen schuldete. "Ich habe einen großen Fehler gemacht. Ich hätte da bleiben sollen, wo ich war. Ich hab's verbockt", räumte er ein. "Ich bin kein glücklicher Sieger. Ich habe einen Fehler gemacht und würde ihn gerne rückgängig machen, aber ich kann es nicht."

Webber hatte ihn nach dem Rennen kaum eines Blickes gewürdigt und stattdessen einige Pfeilspitzen in seine Richtung abgefeuert. "Das Team sagt, wir sollen die Reifen schonen und Gas wegnehmen, aber Seb hat seine eigene Entscheidung getroffen - das macht er immer so und so war es auch diesmal", wetterte er und vermutete zugleich, dass das Team Vettel dennoch in Schutz nehmen werde. Dem schob Teamchef Christian Horner jedoch sogleich einen Riegel vor. "Er hat sein eigenes Interesse über das des Teams gestellt und nicht auf die Punkte des Teams, sondern nur auf die 25 geschaut, die er holen wollte." Statt Freude über einen Doppelsieg und Jubelfoto mit dem gesamten Team gab es demnach reichlich Gesprächsbedarf.

Dicke Luft bei Mercedes, Foto: Sutton
Dicke Luft bei Mercedes, Foto: Sutton

3. - Warum wurde Hamilton am Ende langsamer?

Bereits einige Runden vor dem Ziel wurde Hamilton von seinem Kommandostand eingebremst. Anhand der Daten konnte man in der Box sehen, dass man bis zum Ziel Sprit sparen musste, um einen Ausfall zu vermeiden. Mit Rosberg im Rücken und einem großen Vorsprung auf die weiteren Verfolger konnte man es sich problemlos erlauben, ein wenig Tempo rauszunehmen.

4. - Warum waren sich Wolff und Lauda uneinig?

Während Hamilton Sprit sparen musste, konnte Rosberg attackieren und war deutlich schneller als sein Teamkollege. Mehrfach überholten sich die beiden, am Ende hatte Hamilton die Nase immer wieder vorne. Während Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff mit dem Ausgang zufrieden war und sich erleichtert zeigte, dass es nicht zu einer Kollision kam, passte Lauda der Nicht-Angriffs-Pakt gar nicht: "Ich hätte sie gegeneinander fahren lassen. Wir müssen nun mit Ross bereden, ob wir das jetzt immer so machen", klagte der dreifache Weltmeister aus Rennfahrer-Sicht.

5. - Warum fuhr Hamilton an die falsche Box?

Sechs Jahre lang fuhr Lewis Hamilton für McLaren. Ausgerechnet in der hektischen Startphase und beim Wechsel auf die profillosen Slicks machte Hamilton aber einen kleinen Fehler: Er steuerte die falsche Box an. Die McLaren-Mechaniker tragen, abgesehen von einem roten Streifen, ebenfalls silberne Overalls, in der Boxengasse herrschte zudem viel Betrieb. Glücklicherweise verlor er nicht viel Zeit, da die Mercedes-Mechaniker nur zwei Garagen weiter hinten auf ihn warteten.

Alonso knickte der Frontflügel weg, Foto: Sutton
Alonso knickte der Frontflügel weg, Foto: Sutton

6. - Warum holte Ferrari Alonso nicht an die Box?

Nachdem Fernando Alonso seinen Frontflügel am Heck von Sebastian Vettels Red Bull beschädigte, ging man am Kommandostand davon aus, dass der Flügel noch ein paar Runden halten würde. So wollte man einen zusätzlichen Boxenstopp, der kurze Zeit später für eine Wechsel auf Trockenreifen nötig gewesen wäre, vermeiden. "Zwei frühe Stopps hätten alle Chancen auf ein gutes Ergebnis vernichtet", meint Alonso. Eine Belohnung für die mutige Entscheidung gab es nicht - Alonso verabschiedete sich zu Beginn der zweiten Runde aus dem Rennen, als der Frontflügel abbrach und unter das Auto rutschte.

7. - Wieso kollidierten Pic und Vergne in der Box?

Eine eindeutige Geschichte. Als Charles Pic zu seiner Crew abbiegen wollte, wurde er von Jean-Eric Vergne abgeräumt, der seinen eigenen Reifenwechsel direkt vor der Caterham-Mannschaft absolvierte und vom Team losgeschickt wurde. Die Fahrer trifft wohl keine Schuld, Toro Rossos Crew aber umso mehr: 10.000 Euro Strafe musste das Team zahlen. Pic hatte Glück im Unglück: Bei der Kollision wurde nur sein Frontflügel beschädigt, es hätte durchaus schlimmer ausgehen können.

8. - Was ging bei Buttons Boxenstopp schief?

Auch bei McLaren kam es zu menschlichem Versagen. Bei seinem dritten Stopp bekam Button grünes Licht, obwohl der Reifen vorne rechts noch nicht festgeschraubt war. "Für 120 Millisekunden hatte Jenson grünes Licht. Er hat eine unglaubliche Reaktionsfähigkeit und dafür hat er heute bezahlt", sagte Teamchef Whitmarsh. Der Fehler wurde erst bemerkt, als Button losfuhr - er musste zurückgeschoben werden und verlor eine Runde.

9. - Warum klappte kein Boxenstopp bei Force India?

Noch schlimmer liefen die Boxenstopps bei den Indern. Die Ursache war schnell gefunden: Die Radmuttern haben nicht richtig funktioniert. "Ich habe beim ersten Stopp schon zwanzig Sekunden verloren und beim zweiten eine Minute", klagte Sutil. Das Rennen war ohnehin gelaufen, letztlich entschied man sich sogar zur Aufgabe beider Autos, weil man nicht sicherstellen konnte, dass die Radmuttern überhaupt richtig halten würden. In dieser Saison setzt Force India ein neues System ein, das die Boxenstopps eigentlich schneller machen sollte - in Australien funktioniert das noch ohne Probleme.

10. - Warum kam Auftaktsieger Räikkönen nicht zurecht?

In Australien dominierte Kimi Räikkönen das Geschehen fast nach Belieben und fuhr in der Schlussphase sogar unbedrängt die schnellste Rennrunde. Obwohl sich das Auto am Freitag und Samstag noch gut anfühlte, kam der Finne in Sepang nicht über Platz sieben hinaus. "Ich hatte einfach nicht genug Grip", sagte Räikkönen später. Die Tatsachen, dass er sich kurz nach dem Start den Frontflügel leicht beschädigte und später immer wieder in Duelle verwickelt war, bremsten den Sieger von Australien zusätzlich ein.