Hitze, Schwüle, Regen. Sepang hielt auch am Samstag, was sich viele Fans gewünscht und einige Fahrer befürchtet hatten. Pünktlich zur Halbzeit des Qualifyings öffnete der malaysische Himmel seine Schleusen und benetzte den heißen Asphalt des Sepang International Circuit, womit nicht wenige Piloten ihre liebe Not hatten. Für den Grand Prix am Sonntag sind ähnliche Verhältnisse vorhergesagt, sodass die zweite Wettfahrt des Jahres durchaus zu einem Roulettespiel werden könnte. Motorsport-Magazin.com hat die Fahrer nach ihren Wetterwünschen gefragt und ist dabei auf ganz unterschiedlche Meinungen gestoßen.

Sebastian Vettel demonstrierte einmal mehr, dass der Wettkampf gegen die Uhr seine absolute Paradedisziplin ist und nahm seinem ersten Verfolger, Felipe Massa, fast eine Sekunde ab. "Mit Trockenreifen tun wir uns etwas schwerer, aber unter dem Strich geht das allen so", meinte der Weltmeister, dem Mischbedingungen daher ein wenig lieber wären. "Das Risiko, Fehler zu machen, das Auto zu verlieren, ist immer größer, wenn die Strecke nass ist", betonte er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Deswegen kann man das schwer abwägen, aber wir haben uns sowohl im Nassen als auch im Trockenen das ganze Wochenende wohl gefühlt." Vettels vermeintlich schärfster Rivale stieß in dasselbe Horn. "Das Auto verhält sich in allen Bedingungen gut", frohlockte Fernando Alonso. "Wir sind daher nicht besorgt, was vom Himmel kommt. Was immer es ist, wir nehmen es und werden konkurrenzfähig sein."

Lotus: Alles, nur kein Regen

Während man das Wettergeschehen bei Red Bull und Ferrari gelassen betrachtet - ändern lässt sich daran bekanntlich ohnehin nichts - sind die Wünsche an Petrus im Hause Lotus eindeutig: "Sollte jemand einen effektiven Anti-Regentanz hinlegen, wären wir für ein starkes Ergebnis gut aufgestellt", scherzte Technikdirektor James Allison. Die schwarz-goldene Mannschaft kam unter den regnerischen Bedingungen überhaupt nicht zurecht und muss - nicht zuletzt wegen Kimi Räikkönens Rückversetzung - den Grand Prix von den Positionen zehn und elf in Angriff nehmen. "Wir werden sehen wie das Wetter ist und wie sich das Auto verhält, das kann sich hier sehr schnell ändern", konstatierte der Finne. "Es wird darauf ankommen, in diesen Momenten die richtigen Entscheidungen zu treffen."

Lotus fürchtet Regen, Foto: Sutton
Lotus fürchtet Regen, Foto: Sutton

Große Hoffnungen, dass der Wunsch nach Trockenheit in Erfüllung gehen wird, hatte Allison jedoch nicht. "Dieses Wetter gibt es zumeist in Malaysia, es wird ein ernsthafter Test für die Fahrer und das Team, da es sehr schwierig ist, die richtige Strategie zu wählen, wenn sich die Bedingungen verändern", betonte er. "Wir haben im Nassen bisher nicht geglänzt, aber das höhere Gewicht könnte es uns morgen einfacher machen, Temperatur in den Intermediates aufzubauen."

Ratloser Button

Eine wahre Kehrtwende vollführte der leidgeprüfte Jenson Button. Den letzten Strohhalm ergreifend, um mit dem schwächelnden McLaren ein respektables Ergebnis erzielen zu können, hatte der Brite am Freitag auf Regenwetter gehofft, musste seine Meinung nach dem Zeittraining aber revidieren. "Vergesst, dass ich gestern gesagt habe, dass wir im Regen konkurrenzfähig sind. Das war heute nicht der Fall, ich fand im Nassen überhaupt keine Balance", machte er deutlich. Im Trockenen sei McLaren zwar auch nicht an der Spitze dran, aber immerhin konkurrenzfähiger, so seine Einschätzung der misslichen Lage.

Mercedes ist bei jedem Grand Prix bestrebt zu glänzen, doch in Malaysia, dem Land des Hauptsponsors, wäre ein Erfolg noch ein wenig schöner, als anderswo. Daher ist der Tenor im Lager der Silberpfeile eindeutig: Der Himmel möge seine Schleusen geschlossen halten, da die Planungen auf ein Trockenrennen ausgerichtet wurden. "Im Trockenen lief es im Qualifying super, wir hatten das schnellste Auto", strahlte Nico Rosberg. Sein Stallgefährte Lewis Hamilton konnte ihm da nur beipflichten. "Unsere Pace sah im Vergleich zu den anderen Teams über die Distanz hier ziemlich gut aus - dementsprechend hoffe ich für morgen auf trockene Verhältnisse", sagte der Brite.

Die Chance der Kleinen

Auch Adrian Sutil würde gerne darauf verzichten, beim zweiten Rennen nach seiner einjährigen Pause bereits ins - mehr oder weniger - kalte Wasser geworfen zu werden. "Im Regen habe ich noch Schwierigkeiten, das Auto zu spüren. Da komme ich noch nicht so gut zurecht, daran muss ich noch arbeiten", verriet der Force-India-Pilot gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Ich werde mich an das Wetter gewöhnen müssen, aber trocken wäre definitiv mein Wunsch. Da schwitze ich lieber", lachte er.

Regen bedeutet gleichermaßen Chance wie Risiko, Foto: Sutton
Regen bedeutet gleichermaßen Chance wie Risiko, Foto: Sutton

Je weiter man sich in der Startaufstellung nach hinten begibt, desto größer wird das Verlangen nach Nass von oben - kein Wunder, denn Chaosrennen bieten zumindest zwei Teams - Caterham und Marussia - die einzige realistische Chance auf Punkte. "Es wird nahezu sicher regnen und es gefällt mir, wenn sich die Streckenbedingungen ändern", meinte etwa Caterham-Mann Charles Pic. Worauf es im Regen ankommt, brachte Allison auf den Punkt: "Es sind diese Bedingungen, unter denen gewagte Entscheidungen große Belohnung bringen können. Der Trick ist, die richtige gewagte Entscheidung zu treffen."