McLaren ist mit seinem Start in die neue Saison zwar auch unzufrieden, aber die hängendsten Köpfe, den größten Frust und die heftigste Enttäuschung spürt man derzeit bei Williams. Dort hatte Pastor Maldonado und zum Teil auch Teamkollege Valtteri Bottas beim Testen noch vom besten Williams gesprochen - jetzt fährt man gnadenlos hinterher. Und die Experten an der Strecke - nicht nur Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner - stellen fest: Der Williams ist neben dem Caterham das Auto, das mit Abstand am schlechtesten liegt.

Ohne Führung

Frank Williams geht es gesundheitlich nicht gut, Foto: Sutton
Frank Williams geht es gesundheitlich nicht gut, Foto: Sutton

Haben sich die beiden Fahrer und das Team in der Einschätzung des Autos von Anfang an so getäuscht? Oder hat man in den letzten Testtagen in Barcelona mit neuen Teilen völlig in die falsche Richtung gearbeitet? Was gegen letztere Variante spricht: Williams ging am Freitag in Malaysia praktisch komplett auf die Launch-Version zurück, aber es funktionierte immer noch nichts. Und irgendwie hat man auch nicht den Eindruck, dass von Technik-Chef Mike Coughlan abwärts irgendjemand so recht eine Idee hat, wie man der Probleme Herr werden könnte - den mangels Alternativen vom Renningenieur zum Hauptverantwortlichen vor Ort nach oben beförderten Xevi Pujolar eingeschlossen.

Dabei sollte diese Personalie laut Coughlan doch das Team um so viel stärker machen. Eines der großen Probleme: Williams ist derzeit ein Team ohne jede innere Führung. Frank Williams ist schwer krank, verbrachte schon den Winter über mehr Zeit im Krankenhaus als in der Firma; Tochter Claire soll zwar als Nachfolgerin aufgebaut werden, ist jetzt auch vor Ort. Aber die war, mit Verlaub, in den letzten Jahren schon in ihrem Job als Kommunikationschefin nicht besonders effizient, stieß bereits da an ihre Grenzen. Williams-Urgestein Dickie Stanford versucht als Teammanager den Laden zwar irgendwie zusammenzuhalten, aber der Frust ist auch ihm anzumerken - speziell nach dem insgesamt vielversprechend aussehenden Jahr 2012.

Verägerung über Toto Wolff

Toto Wolff, der das Team im Winter ziemlich Hals über Kopf in Richtung Mercedes verließ, sieht sich in dieser Situation offenbar als eine Art Schattenmann, der doch immer noch mal bei seiner alten Mannschaft nach dem Rechten sehen muss - und sei es in der Mittagspause zwischen zwei Trainings, wo er schon mal länger bei Williams auftaucht oder in einem längeren Gespräch mit seiner Frau Susie, die er dort etabliert hat, als Testfahrerin, aber auch als "Beraterin" von Claire Williams, direkt nach der zweiten Freitagssession, diesmal in einer etwas versteckten Ecke neben Mercedes.

Wobei das alles durchaus nicht überall auf Beifall stößt: Ein Mitglied aus dem engsten Maldonado-Clan konnte sich beim Blick auf den wieder einmal zu Besuch kommenden Wolff einen bösen Kommentar nicht verkneifen - und spricht damit das aus, was der genervte Venezolaner natürlich offiziell nie sagen darf. "Was will der jetzt, der hat uns den Schlamassel doch eingebrockt, hat vor allem auf sich und seinen Schützling Bottas geschaut und nicht auf das Team. Wegen ihm waren ein paar Leute so unzufrieden, dass sie weggegangen sind." Sprich Mark Gillan und Tom McCullough.

"Und ohne Ingenieure kann man halt nun mal kein gutes Auto bauen..." Auch das angebliche Wunderkind Bottas als Nachfolger von Bruno Senna - ein Wechsel, der das Team mindestens 10 Millionen Euro Sponsorgelder kostete, wenn nicht noch mehr - bringt nicht viel. Davon abgesehen, dass der Finne unter normalen Umständen meistens deutlich langsamer ist als Maldonado. "Mit Bruno zusammen hat Pastor auch technisch mehr erreichen können als jetzt mit Bottas."