Bei einem Thema winken die meisten Fahrer in Malaysia genervt ab: Reifen. Mark Webber brachte es eindrücklich auf den Punkt: "Es dreht sich derzeit alles um die Reifen. Reifen, Reifen, Reifen!" Die Pirellis verschleißen zu schnell, sie bauen zu schnell ab, Graining wohin man schaut und Reifenfetzen, die sich über den Sepang International Circuit verstreuen. Kurzum: Die Reifen bestimmen derzeit das Geschehen. Da hatten alle gedacht, dass es 2013 kein großes Problem mehr sei, die Reifen zu verstehen und bestmöglich ans Arbeiten zu bekommen. Keine großen Regeländerungen, vergleichsweise geringe Änderungen an den Autos - Sie wissen Bescheid.

Alles Pirellis Schuld?

Dass eine kleine Abänderung seitens Pirelli schon ausreicht, um die halbe F1-Welt fluchen zu lassen, damit hatte kaum jemand gerechnet. Doch seit den ersten Testfahrten des Jahres nörgeln die Piloten über die Reifen und deren akuten Verschleiß. "Wir können das volle Potenzial des Autos nicht nutzen", meinte Sebastian Vettel jetzt in Sepang. Klingt in den Ohren vieler Fans erst einmal wie ein Desaster: 'Toll, die bauen Autos für x Millionen und dann macht der Reifen alles kaputt. Alles Pirellis Schuld!' Schauen wir uns Vettels Aussage - exemplarisch für viele im Fahrerlager - aber einmal etwas differenzierter an.

Potenzial ausschöpfen - was bedeutet das eigentlich? Heißt es, dass das Auto ohne Reifen am schnellsten ist und nur die Pirellis alles zunichte machen? Bedeutet es vielleicht, dass die Fahrer viel schneller fahren könnten, wenn sie nicht permanent auf den Zustand ihrer Reifen achten müssten? Sicherlich alles Argumente, die den Sport attraktiver machen könnten. Aber: Wenn die Formel 1 es erfordert, dass Erfolg nur mit richtigem Reifenmanagement möglich ist - sollte es dann nicht Ziel aller Teams und Fahrer sein, genau dieses Potenzial - also die Reifen - voll auszuschöpfen? Schnell fahren können sie alle in der Formel 1. Doch Speed allein reicht nicht, das lernen die Piloten schon in den unteren Formelklassen.

Wenn die besten Fahrer der Welt jammern

Da in der F1 die vermeintlich besten Rennfahrer der Welt unterwegs sind, sollte man doch erwarten können, dass sie möglichst optimal mit dem vorhandenen Material umgehen. Es ist ja inzwischen kein Geheimnis mehr, dass die Reifen eine vorsichtige Fahrweise verlangen. In der vergangenen Saison echauffierten sich die Fahrer auch einige Rennen lang über die ach so komplizierten Reifen. Zur Mitte der Saison stellte sich dann doch ein recht gutes Verständnis ein. "Es ist doch jedes Jahr das gleiche", stellte auch Nico Hülkenberg fest. Aha! Es ist also möglich, die Reifen zu verstehen. Bei manchen dauert es nur etwas länger. Aber die Schuld dafür bei Pirelli zu suchen, ergibt keinen Sinn.

Der Reifenhersteller macht wie ihm befohlen. Natürlich können sich die Fahrer mal darüber ärgern - am liebsten würden sie ja mit 300 Sachen durch jede Kurve fliegen - aber irgendwann reicht es mit dem Gejammer. Im dritten Pirelli-Jahr sollte dieser Punkt erreicht sein. Statt Zeit mit Rumärgern zu verschwenden, sollte sich die Konkurrenz lieber fragen, wie es Kimi Räikkönen in Melbourne mit 2 Stopps durchs Rennen und zum Sieg schaffte. Wer am besten mit den Bedingungen zurecht kommt, hat Erfolg. Das gilt übrigens für jede Sportart.