Niki Lauda konnte dem Reifenpoker beim Großen Preis von Australien nur bedingt etwas abgewinnen - für den Österreicher waren die Taktikspiele der Strategen mit den verschiedenen Gummimischungen kein Faktor, der das Rennen im Albert Park ansehnlicher gemacht hätte. Im Fokus seiner Kritik: Die Transparenz der Grands Prix für die Zuschauer. Besonders schwer wiege dabei der Fakt, dass die Reifenprobleme allesamt hausgemacht wären. "Künstlich für immer mehr Boxenstopps zu sorgen, ist falsch, da verlieren die Zuschauer die Übersicht", setzte sich der dreimalige Weltmeister für eine Entwirrung der Situation ein.

Die Kritik dürfe sich dabei aber nicht gegen den Lieferanten richten. "Der Hersteller Pirelli kann ja nichts dafür - die machen nur, was die FIA bei ihnen bestellt", nahm der Aufsichtsratsvorsitzende des Mercedes-F1-Teams den Druck vom italienischen Monopolisten. Auf seiner Kritik beharrte der 64-Jährige aber trotzdem. "In 90 Prozent eines Rennens versteht niemand, wer jetzt wirklich vorne liegt", schüttelte Lauda den Kopf.

"Ich kann bei unseren Ingenieuren nachfragen. Das können die Fans nicht. Aber selbst unsere Leute sind verwirrt", erklärte er der Bild. Besonders schwierig sei für die Teams derzeit der Umgang mit der superweichen Mischung. "Wenn die weichen Reifen so weich bleiben, ist das schlecht für die Formel 1", glaubte der Österreicher und fügte an: "Die Zuschauer kommen nicht mehr mit, wenn es mehr als zwei Boxenstopps gibt. Dieser Weg ist grundsätzlich falsch." Seitens Pirelli sah man die Causa jedoch anders. Motorsportchef Paul Hembery konstatierte: "Viele Fans haben uns aber auch gelobt, weil sie das Rennen unglaublich spannend fanden."