Jacques-Attack: Der Weltmeister von 1997 gilt seit jeher als eines der letzten Originale im Fahrerlager, ist dafür bekannt, nie ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Seit dieser Saison ist Jacques Villeneuve fürs Fernsehen tätig, sowohl in Frankreich als auch in Italien, und somit wieder bei allen Rennen live mit vor Ort. Gleich beim Auftaktlauf in Melbourne hat der Kanadier in seiner Expertenfunktion ganz genau hingesehen und anschließend seine Eindrücke geschildert: Einer davon war, dass die Titeljagd dieses Jahr mindestens genauso spannend werden dürfte wie letztes. "Ich sehe uns derzeit auf einen Vierkampf in der WM zusteuern - zwischen Lotus, Ferrari, Red Bull und Mercedes ist es eng." Auch Villeneuve war nicht entgangen, dass sich die Top-Teams 2013 wieder stäker vom Mittelfeld abgesetzt haben als das vergangenes Jahr der Fall war.

Das große Sorgenkind sei derzeit natürlich McLaren. Doch zu früh abschreiben dürfe man die Truppe aus Woking nicht, wie der ehemalige Williams-Pilot der AS verriet. "Es kann schon sein, dass sie noch einmal zurückkommen - aber wenn, wird das wohl dauern", glaubte Villeneuve, der mit Blick auf die Spitze im Vergleich zur Vergangenheit ein leicht geschwächtes Red-Bull-Team ausmachte. "Man darf das nicht falsch verstehen: Sie sind immer noch eine großartige Truppe und haben ein hervorragendes Auto - aber die Dominanz hat sich scheinbar etwas verflüchtigt und am Sonntag in Melbourne im Rennen sogar ganz und gar in Luft aufgelöst." Villeneuve fügte hinzu: "Ich will die Leistungen von Vettel nicht schmälern, aber jeder weiß, wie viel das Auto in der F1 nun einmal ausmacht."

Ferrari 2013 stärker

Der Heppenheimer habe seine Erfolge somit stark seinem Team und den Entwürfen aus der Feder von Stardesigner Adrian Newey zu verdanken. "Letztendlich ist er, genauso wie seine Erfolge, ein Produkt seines Teams: Und was das betrifft, hat er das Glück, beim besten Rennstall der Gegenwart zu sein." Seit dreieinhalb Jahren herrsche klar die Red-Bull-Ära. Zwar mache Vettel einen starken Job, doch fahrerisch hätte der 25-Jährige trotzdem noch Luft nach oben. "Da steht er für mich einfach noch nicht auf einer Stufe mit Alonso und auch Hamilton", bekannte Villeneuve. Gerade seinem spanischen Ex-Teamkollegen aus gemeinsamen Renault-Zeiten Ende 2004, prophezeite er heuer gute Titelchancen.

"Sein Auto wirkt jetzt viel wettbewerbsfähiger als in den beiden vergangenen Jahren und ausnahmslos jeder weiß, zu welchen Leistungen Fernando in der Lage ist." Villeneuves Urteil lautete jedenfalls: "Für mich ist Fernando derzeit der beste Fahrer." An guten Tagen könne jedoch auch Hamilton ein ähnliches Niveau erreichen. "Nur er kann sich fahrerisch auch noch auf diesem Level bewegen", fand der 41-Jährige, der sein Europa-Domizil mittlerweile nach Andorra verlegt hat und neben seiner Kommentatorentätigkeit bald auch wieder vereinzelte NASCAR-Rennen bestreiten will. Für die frisch angebrochene F1-Saison drückte er jedenfalls seinem ehemaligen Stallgefährten die Daumen. "Alle sagen immer, Fernando sei so ernst. Das stimmt insofern, da er seinen Job sehr gewissenhaft erledigt", so Villeneuve, der anfügte: "Trotzdem ist er ein prima Kerl. Wir sind immer gut miteinander ausgekommen."