1. S - wie Startaufstellung

Sebastian Vettel. Pole Position. Das klingt recht unspektakulär. Immerhin ist es bereits die 37. Pole des amtierenden Champions und seine dritte auf australischem Boden. Dennoch war der Weg dorthin ganz und gar nicht unspektakulär - schließlich erstreckte sich das Qualifying über knapp 19 Stunden, Regen-Abbruch, Neuansetzung und Tageswechsel inklusive.

Vettel ließ sich den veränderten Sonntagsplan nicht anmerken und fuhr mit vier Zehnteln Vorsprung auf seinen Teamkollegen Mark Webber auf Platz eins. Überraschend schnell war Lewis Hamilton. Nachdem der Brite bislang an diesem Wochenende stets einen Tick langsamer war als sein Teampartner Nico Rosberg, setzte er sich im entscheidenden Moment als Dritter durch. Rosberg kam nur auf Platz sechs. Zwischen die beiden Silberpfeil-Piloten schoben sich die Ferrari-Fahrer Felipe Massa und Fernando Alonso - in dieser überraschenden Reihenfolge.

2. S - wie Start

Am Start kann es ordentlich krachen, Foto: Sutton
Am Start kann es ordentlich krachen, Foto: Sutton

Die Starts hatten es in Melbourne schon öfter in sich. In der Saison 2002 nutzte Ralf Schumacher den Ferrari von Rubens Barrichello als Sprungschanze. In diesem Jahr ist nach den nassen Qualifying-Sessions alles offen. Der Start dürfte zwar auf trockener Strecke stattfinden, diese ist jedoch vom Regen sauber gewaschen. Zudem sind die Temperaturen viel niedriger als für Australien angenommen - das spielt bei den Reifen eine entscheidende Rolle.

Die Top-10 starten alle auf der supersoften Reifenmischung - Nico Hülkenberg und Adrian Sutil direkt dahinter können hingegen ihre Reifen frei wählen. Der Vorteil: die superweiche Mischung bietet zwar sehr viel Grip auf der ersten schnellen Runde, baut dann aber an Haftung ab. Dann könnte die Stunde der anders bereiften Fahrer schlagen.

3. S - wie Setup

Der Samstag mit den zahlreichen Regenfällen hat den Teams auf der Suche nach dem richtigen Setup sicher nicht viel geholfen. Vor dem Rennen darf ohnehin nicht mehr viel verändert werden, doch die Teams, die heute Vormittag noch einmal in das Qualifying starten durften, werden sich sicher nicht über die zusätzliche Streckenzeit bei trockenen Bedingungen beschweren.

Bei der Aufhängung ist in Melbourne mehr noch als auf permanenten Rennkursen ein Kompromiss gefragt aus einem Setup, das steif genug ist, um in den Schikanen schnelle Richtungswechsel zu erlauben und weich genug, damit das Auto beim harten Bremsen stabil bleibt, ohne die Räder zu blockieren.

4. S - wie Strategie

Alles dreht sich um das Wetter und das schwarze Gold, Foto: Sutton
Alles dreht sich um das Wetter und das schwarze Gold, Foto: Sutton

Der Mut - oder für manche auch der Wahnsinn - von Pirelli, den superweichen Reifen nach Melbourne zu bringen, wirkt sich nachhaltig auf die Strategie aus: Mit diesem Reifen will man lediglich so lange wie möglich herum eiern, während der Löwenanteil der Renndistanz auf dem mittleren Gummi zurückgelegt werden sollte. Adrian Sutil prognostiziere gegenüber Motorsport-Magazin.com dem superweichen Reifen eine Lebensdauer von allenfalls zehn Runden.

Es gibt nun zwei Herangehensweisen: Mit dem Supersoft starten und einen frühen Boxenstopp machen, wobei man Gefahr läuft, in den Verkehr zurückzufallen? Für den nicht unwahrscheinlichen Fall eines Safety Cars wäre man dann den Weichen immerhin schon los. Oder auf mittelharten Reifen starten und darauf bauen, dass mit mehr Gummi auf der Strecke der Supersoft hinten heraus besser hält? Die Top-10 haben sich alle für den Supersoft enschieden. Das ist eine Chance für die Piloten, die freie Reifenwahl haben.

5. S - wie Saisonstart

Vor dem ersten Rennen der Formel-1-Saison 2013 gibt es noch viele Fragezeichen, vor allem bezüglich der Hackordnung unter den Teams. Schon nach den Tests konnten die Rennställe keine Aussagen über das Kräfteverhältnis machen - und nach dem Qualifying zum Großen Preis von Melbourne ist das Bild nicht viel klarer.

Ob die Autos, die über eine schnelle Runde vorne waren auch mit vollen Tanks und über die komplette Renndistanz die beste Performance abrufen, ist keinesfalls sicher. Zumal der unterschiedlich große Reifenverschleiß auf der Strecke noch für einige Verschiebungen sorgen dürfte.

Und das Rennen auf dem fünften Kontinent ist aller Voraussicht nach ohnehin nur der Startschuss für einen gnadenlosen Entwicklungswettkampf unter den Teams. McLaren erklärte am Rande des ersten Grand-Prix-Wochenendes bereits mehrfach, dass das Auto so konzipiert sei, dass es möglich ist, während des gesamten Jahres weiterzuentwickeln.

Der Albert Park hat seine Tücken, Foto: Sutton
Der Albert Park hat seine Tücken, Foto: Sutton

6. S - wie Strecke

Zum Saisonauftakt gibt es gleich einen ganz besonderen Kurs. Der Albert Park liegt mitten in Melbourne und führt über öffentliche Straßen. Auch bedingt durch die zahlreichen Regengüsse ergibt sich so ein eher geringes Haftungsniveau, das sich bei Trockenheit im Rennen erheblich verbessern kann.

Obwohl es einige enge Schikanen und Kurven gibt, ist der 5,303 Kilometer lange Kurs eher eng und bietet wenig Überholmöglichkeiten. Hilfreich sind hier auf jeden Fall die beiden DRS-Zonen, aber auch die Tatsache, dass die Mauern sehr nah am Streckenrand lauern. In den letzten Jahren kam das Safety-Car immer wieder zum Einsatz und ermöglichte schon dem einen oder anderen Fahrer eine Aufholjagd.

Gas gegeben wird in Melbourne aber auf jeden Fall: Auf rund zwei Drittel der Runde wird Vollgas gegeben. Die Motorleistung ist trotzdem nicht so entscheidend wie etwa das Drehmoment, um schnell aus den mittelschnellen Kurven zu beschleunigen.

Für die Teams kam das Unheil nicht unerwartet, Foto: Sutton
Für die Teams kam das Unheil nicht unerwartet, Foto: Sutton

7. S - wie Sonntagswetter

Der Regen hing wie ein Damoklesschwert über dem Albert Park und traf Melbourne am Samstag wie es die Wettermodelle erwartet hatten mit voller Wucht. Die sintflutartigen Regenfälle führten zunächst zu einer Verschiebung des Qualifyings um 30 Minuten, ehe Q1 über die Bühne gehen konnte. Nach einer kurzen Pause öffnete der Himmel dann aber erneut seine Schleusen und nach einigem Abwarten entschloss sich die Rennleitung dazu, das Zeittraining erst am Sonntag fortzusetzen.

Angesichts der Wetterprognosen war dies eine kluge Entscheidung, denn am Tag des Rennens besteht nur mehr äußerst geringe Regenwahrscheinlichkeit und sollte tatsächlich Nass von oben kommen, dann in deutlich geringerer Menge als noch am Samstag. Die Temperaturen werden die 20-Gradmarke jedoch nicht überschreiten, sodass sich die Piloten an die Verhältnisse während der Testfahrten zurückerinnert fühlen könnten, als die Reifen unter kalten äußeren Bedingungen enorm zu leiden hatten.