"Wer nicht mit der Zeit geht, der muss mit der Zeit gehen" - auf kaum eine Branche trifft dieses Motto besser zu, als auf die Medienbranche. Samstagabend-TV-Formate sterben immer mehr aus, die jungen Zuschauer wollen sich keine Zeiten mehr vorgeben lassen, nahezu jeder Inhalt ist in diversen Mediatheken auch nach der Ausstrahlung im TV zu sehen. Auch die Übertragung von Sportereignissen befindet sich derzeit stark im Wandel. In vielen Ländern ist die Formel 1 im Free-TV keine Selbstverständlichkeit mehr.

Auf auf dem Handy wird heute Formel 1 geschaut, Foto: TechniSat
Auf auf dem Handy wird heute Formel 1 geschaut, Foto: TechniSat

Dabei ist der Trend bei den Machern der Formel 1 umstritten. "Der traditionelle Sport basierte auf frei zugänglichem TV", zeigte sich Martin Whitmarsh unlängst besorgt. Allerdings erkannte der McLaren Teamchef auch die immer größer werdende Bedeutung moderner Medien: "Wir müssen uns daran erinnern, dass wir in allen Medien vertreten sein müssen, wenn wir vorankommen wollen." Toto Wolff, Motorsportverantwortlicher bei Mercedes-Benz, hat hingegen keine Bedenken, dass das Pay-TV für die Formel 1 schädlich sein könnte. "Der Wechsel zu diesem Modell macht mir keine Sorgen. In den Vereinigten Staaten funktioniert Pay-TV gut", erklärte der Österreicher seine Sichtweise.

Jedoch gab Wolff auch zu bedenken, dass es am Anfang noch Probleme geben könnte. "Es ist am Anfang schmerzhaft, aber wir müssen nach vorne blicken." Auch Pirelli Motorsportchef Paul Hembery glaubt an die Zukunft des Bezahl-Modells: "Das Level steigt insgesamt. Pay-TV ist wohl die Zukunft, nicht nur in der Formel 1." Jean-Francois Caubet, Geschäftsführer von Renault Sport F1, weiß, was die Formel 1 machen muss, um ihre Zuschauer zu behalten. "Wir müsse dafür sorgen, dass die Qualität ein Argument ist, für die Formel 1 zu zahlen", so der Franzose.

Angst vor Sponsorenschwund

Wenn die Formel 1 nicht mehr für alle zugänglich ist, sinken entsprechend die Zuschauerzahlen an den Bildschirmen. Weniger Zuseher bedeuten weniger Reichweite, was im Umkehrschluss die Königsklasse weniger interessant für Sponsoren macht. Diese Sorge hat auch Lotus Teamchef Eric Boullier: "Wenn wir mehr Geld vom Pay-TV bekommen wäre das natürlich super. Aber es ist ein sehr komplexes Thema", spielte er auf eine geringere Reichweite an.

Toto Wolff sieht ebenfalls Probleme bei den Sponsoren. "Es ist heute viel schwieriger mit Sponsoren und es ist für keinen gut wenn Sponsoren gehen." Allerdings sieht er auch einen positiven Trend: "Wenn wir uns die TV- und Marketingeinnahmen von Bernie Ecclestone ansehen, geht es nach oben, das hat man in der Vergangenheit gesehen." Insgesamt sei es aber dennoch ein 'sehr harter Markt'.

Für Pirelli ist die Formel 1 unabhängig von allen TV-Rechten immer noch eine 'einzigartige Plattform', wie Paul Hembery verriet. Vor allem die Präsenz auf der ganzen Welt sei ein Grund für den Reifenhersteller, Geld in die Formel 1 zu investieren. "Kein anderer Sport hat diese globale Plattform. Wir gehen nach Russland, vielleicht nach Lateinamerika, das ist eine einzigartige Möglichkeit und hat einen großen Wert."