Spricht man Lewis Hamilton oder Nico Rosberg auf ihre gemeinsame Vergangenheit im Kartsport an, bekommt man von beiden Mercedes-Piloten schnell ein spitzbübisches Grinsen und die ein oder andere amüsante Anekdote zu sehen und zu hören. An ihrem guten Verhältnis soll sich, auch trotz der durch Hamiltons Wechsel zu Mercedes noch einmal gesteigerten Rivalität, nichts ändern. Der Brite erinnerte sich drei Tage vor dem Saisonauftakt im australischen Melbourne an die erste Begegnung mit seinem Teamkollegen für die Saison 2013. "Nico und ich hatten schon viele gute Rennen zusammen. Kennengelernt haben wir uns bei irgendeinem Kartrennen in Italien - damals war ich vielleicht 13 und Nico hat den anderen Jungs bereits ordentlich eingeheizt", so Hamilton, der hinzufügte: "Wir haben uns damals bereits gut verstanden."

"Ich erinnere mich noch, dass er im Fahrerlager immer Einrad fuhr und ich unbedingt wissen wollte, wie das geht und dass er es mir auch beibringt." Stallkollege Rosberg warf daraufhin lachend ein: "Er hat über zwei Stunden gebraucht, um halbwegs auf dem Ding sitzen zu bleiben!" Für die Beobachter wurde schnell klar: Die Witze, Anstachelungen und Duelle haben auch nach 15 Jahren nicht abgenommen. "Wir hatten immer gute Wettkämpfe, egal ob auf der Strecke, bei Computerspielen oder beim Fußball", meinte auch Hamilton, bei dem schon fast ein wenig Wehmut aufkommen wollte. "Das war damals eine schöne Zeit in meiner Karriere und meinem Leben und ich freue mich darauf, noch mehr solcher gemeinsamen Momente zu erzeugen."

Vorfreude auf die gemeinsame Zeit

Hamilton & Rosberg haben immer viel miteinander zu lachen, Foto: WilliamsF1
Hamilton & Rosberg haben immer viel miteinander zu lachen, Foto: WilliamsF1

Rosberg sah das ähnlich. "Ich bin mir sicher, dass wir wieder eine gute Zeit vor uns haben. Wir hatten damals im Kart immer eine Menge Spaß zusammen und haben auch viel Mist gemacht - das müssen wir nun vielleicht ein wenig reduzieren und uns mehr auf das Geschehen auf der Strecke konzentrieren", meinte der Deutsche mit einem Augenzwinkern. Er fügte an: "Damals war alles natürlich noch viel entspannter - in der Formel 1 muss man einfach fokussierter sein, um gute Resultate zu erzielen." Und zu einem guten Resultat gehöre letztendlich eben auch dazu, den eigenen Teamkollegen zu schlagen - in diesem Fall also Freund Hamilton. "Aber ich bin ja genau deswegen hier, das macht ja den Spaß am Rennfahren aus - wenn es gegen die Besten geht und da zählt Lewis sicherlich dazu."

"Ich weiß schon aus unseren gemeinsamen Kartzeiten, wie gut und superschnell er war und ist, da gab es immer große Duelle - das ist aber schön", fand Rosberg. Der Wiesbadener versicherte: "Wir sind außerhalb der Strecke immer gut zurechtgekommen und auf der Piste haben wir uns gute Zweikämpfe geliefert. Ich bin mir sicher, dass es auch dieses Jahr und in den kommenden wieder so laufen wird." Dass Hamilton als Teamkollege eine noch größere oder andere Herausforderung sei, als in den vergangenen drei Jahren Teamkollege und Rekordweltmeister Michael Schumacher, glaubte der Wahl-Monegasse allerdings nicht. "Ich kann versichern, dass Michael auch immer noch voll bei der Musik war", so Rosberg. Vor dem Beginn des internen Duells mit Hamilton machte er allerdings andere Feinheiten aus.

Instinkt vs. Technik

"Das Kartfahren ist ja zum Beispiel noch sehr pur - in der Formel 1 zählen aber auch andere Stärken und das spielt mir in die Karten", glaubte der Wiesbadener. Während Hamilton mehr ein instinktiver Rennfahrer sei, pochte Rosberg auf seine Stärken im technischen Bereich. "Aus dem Set-Up hole ich zumeist das Maximum heraus, da bin ich konstant. Es gibt Fahrer, die Tage haben, an denen auch einfach einmal nichts zusammenpasst. Das passiert mir zum Glück seltener", meinte Rosberg. So oder so - für Mercedes habe das Zusammenspiel des neuen Fahrerduos jedenfalls nur Vorteile, da waren sich beide Piloten sicher. Hamilton erklärte: "Das Positive ist, dass wir beide bisher positive Eindrücke vom Auto haben und auch die gleichen Anforderungen, was viele Dinge anbelangt."

Genauer bedeute das: "Wir wollen beide in die richtige, in die gleiche Richtung. Das ist gut, denn ein Auto in zwei komplett unterschiedliche Richtungen abzustimmen, bedarf noch größerer Ressourcen." Auch für sein Gegenüber stand fest: "Bisher läuft das sehr gut - der Start war gut, denn man weiß ja zu Beginn nicht, was der neue Teamkollege will und in welche Richtung er mit seinem Fahrstil abzielt. Wir haben da aber ziemlich ähnliche Vorstellungen", so Rosberg. Für das Team sei das eine große Hilfe. "Denn so können wir geschlossen viel bessere Rückmeldung abliefern. Am Ende ist es eben der Fahrer auf der Strecke, der fühlt, was los ist - da kann es noch so viele Daten geben, irgendwann ist deren Nutzen limitiert, weil nur wir sagen können, was da draußen dann letztendlich wie funktioniert oder uns eben auch davon abhält, schneller zu sein", meinte der 27-Jährige.