Niki Lauda ist eine Legende. Nicht nur als Formel-1-Pilot hat er sich in die Geschichtsbücher eingetragen, auch als langjähriger TV-Experte ist er inzwischen zur Kultfigur geworden. Trotz seiner neuen Rolle bei Mercedes dürfen sich die TV-Zuschauer also auch in diesem Jahr auf klare und präzise Aussagen freuen wie 'die, die ein eher langsames Auto haben, werden versuchen, den Anschluss zu finden'. Aber auch ein gewohnter Textbaustein aus der Nachberichterstattung wird 2013 nicht verloren gehen.

Auch bei RTL in einer Doppelrolle: Lauda vertritt Haug würdig, Foto: Sutton
Auch bei RTL in einer Doppelrolle: Lauda vertritt Haug würdig, Foto: Sutton

Nach den - in der Vergangenheit meist ernüchternden - Rennen, stellte sich in der Regel der damalige Mercedes-Benz Motorsportchef Nobert Haug den Fragen der TV-Journalisten. "Wer uns kennt, der weiß, dass wir jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken", war wohl der meistgesagte Satz im deutschen TV am Sonntagnachmittag. Na gut, nach dem China GP hörte sich das in etwa an wie "wer uns kennt, der weiß, dass wir jetzt nicht in Euphemismus verfallen", aber dieser Grand Prix war auch am Vormittag.

Selbst wenn die Formel-1-Fans in Zukunft auf die Analysen von Norbert Haug verzichten müssen, ein Textbaustein scheint uns erhalten zu bleiben. "Wer mich kennt, der weiß, dass ich ein grundsätzlich objektiver Mensch bin", kommentierte Niki Lauda die Zweifel an Objektivität in seinen Einschätzungen am RTL-Mikrofon. Der Österreicher scheint schon in seiner neuen Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes-Formel-1-Teams angekommen zu sein, so glaubt man nach diesem Statement.

Doch kann das funktionieren, Expertisen im TV abgeben und gleichzeitig in das aktuelle Tagesgeschäft eines Teams involviert sein? Der dreimalige Weltmeister ist sich sicher: "Wenn mir etwas positiv oder negativ auffällt, ist es meine Pflicht als Experte, das auch zu benennen." Als Vorbild könnte der Kaiser und Lichtgestalt Franz Beckenbauer höchstpersönlich dienen - er praktizierte Jahrzehnte eine Doppelrolle als Clubpräsident und Medienkritiker. Für die Zuseher verspricht Lauda sogar einen Mehrwehrt seiner Einschätzungen, schließlich beobachte er die anderen Teams jetzt viel genauer und vergleiche deren Performance bis ins Detail.

Doch ob Lauda Lewis Hamilton auch in Zukunft so scharf kritisieren wird, wenn der Brite mit seinen Gedanken wieder mehr bei Nicole Scherzinger ist als auf der Rennstrecke? Aber darüber brauchen wir uns ohnehin keine Gedanken mehr machen, Hamilton will ja erwachsener geworden sein und sich bei Mercedes mehr auf das Rennfahren konzentrieren können. Sind das schon die ersten Früchte der Arbeit von Niki Lauda bei Mercedes? Wer Lauda kennt, der weiß, dass - ach lassen wir das. So bleibt lediglich zu sagen: Ich zieh meine Kappe vor Lauda, besser geht's nicht!