Toto Wolff geht davon aus, dass die Testfahrten in Jerez und Barcelona noch keinen Eindruck vom neuen Kräfteverhältnis in der Königsklasse vermitteln konnten. Erst vergangene Woche erklärte der Österreicher, dass Testfahrten generell nicht viel mit dem Rennenfahren gemeinsam haben. Doch speziell die vergangenen Testfahrten in Spanien lassen noch keinerlei Schlüsse zu, so Wolff. "Die Tests waren in Spanien, aber das Wetter war leider nicht so, wie man es sich in Spanien vorstellt, sondern es war eiskalt." Statt kurzer Hosen und T-Shirts gab es "dicke Anoraks, zehn bis zwölf Grad und Fahrbahntemperaturen um die 15 Grad."

Vor allem das Thema Reifen treibt dem Mercedes-Benz Motorsportverantwortlichen noch Sorgenfalten auf die Stirn. "Ich habe gehört, dass es jetzt 40 Grad in Melbourne gibt, und wir hatten schon in Barcelona den Effekt, dass uns die Reifen weggeschmolzen sind." Nicht nur auf Longruns waren die Pirelli-Pneus problematisch. "Nach einer schnellen Runde hat der Reifen ausgeschaut wie ein Camembert, der in den Toaster gefallen ist, also unbrauchbar", verbildlichte Wolff die Problematik.

Dass Mercedes am Ende der Tests die Zeitentabelle anführte, mochte der 41-Jährige nicht überbewerten. "Viele unserer Mitbewerber sind mit vollen Tanks gefahren, oder mit volleren Tanks als wir - das nehmen wird zumindest an." Trotzdem haben die Silberpfeile gesehen, dass der F1 W04 keine 'lahme Ente' ist. "Es [das Auto] ist ganz ok, aber es ist noch zu früh", wie Wolff meinte, eine seriöse Prognose ist deshalb nicht möglich, vielmehr sei es 'Glaskugelleserei'.

Optimistisch für die Zukunft

Selbst wenn Toto Wolff beim ORF noch keine optimistischen Prognosen für 2013 abgeben wollte, doch spätestens 2014, so heißt es von vielen Seiten, biete sich für Mercedes die ganz große Chance. Auch wenn es noch keinerlei konkrete Daten gibt, so herrscht dennoch der allgemeine Tenor, der Mercedes-Turbo-Motor könnte im nächsten Jahr das Aggregat sein, das es zu haben gilt. Der Executive Direktor wollte sich auch in dieser Beziehung zu keiner klaren Prognose hinreißen lassen und holte aus. "Die Formel 1 ist ein Sport, ein Geschäft, ein Entertainment wie jedes andere. Wir stehen natürlich sehr im Medienfokus, da wird alles aufgebauscht, das ist alles nicht so wild Western, wie man sich das vorstellt, sondern das ist ganz normales Geschäft."

"Es gibt Mitbewerber, die wir haben, die die Motoren liefern. Und wir wissen nicht, wie weit die sind", lautete seine Conclusio. Weshalb die Fachwelt so stark davon ausgeht, dass der beste Motor 2014 von den Stuttgartern kommt, führte er auf die Komplexität der Technologie und entsprechend guten Ressourcen bei Mercedes zurück. "Das erfordert sehr viel Entwicklungsarbeit. Wir haben ein Motorenwerk in Brixworth, das technologisch sehr weit fortgeschritten ist, deswegen sagt man, der Mercedes-Motor könnte der beste sein im nächsten Jahr." Seine eigene Einschätzung fügte er mit einem Schmunzeln hinzu: "Ich weiß es nicht - ich denke es mir nur."