In zwei Jahren umfasst der Formel-1-Rennkalender 22 Rennen - zumindest wenn es nach Bernie Ecclestone geht. "Die Teams kommen damit schon klar", meint der 82-Jährige, während er von einer Rückkehr nach Südafrika träumt. Im gleichen Atemzug schwärmt er von künftigen Rennen in New Jersey, Sotchi oder Argentinien. Existierende Rennen sollen dabei aber keinem neuen Rennen zum Opfer fallen.

Die Mechaniker sind am Limit, Foto: Sutton
Die Mechaniker sind am Limit, Foto: Sutton

Eine Argumentation, die nicht nur bei mir die Alarmglocken schrillen lassen sollte. Blickt man auf die nackten Zahlen, dann wirken beispielsweise 22 Rennen in einem Jahr mit 52 Wochen gar nicht so problematisch. Doch in diesem Fall spiegeln die Zahlen nicht die Realität wieder. Seit Jahren rühmt sich die Formel 1 damit, nicht mit dem Leben der Fahrer zu spielen und in puncto Sicherheit immer wieder neue Standards zu setzen, doch was ist mit dem Leben der Jungs in der Box?

Niemand scheint deren Gesundheit zu interessieren, dabei stellt der Expansionswahn von Ecclestone in den vergangenen Jahren speziell für die Mechaniker und Ingenieure der Teams eine extreme Belastung dar. Einer, der wenigen, der sich der Zerreißprobe für die einzelnen Teammitglieder bewusst ist - viele Ingenieure verbringen mehr Zeit mit den Piloten als mit ihren Kindern - ist Mercedes-Teamchef Ross Brawn. "Wir befinden uns definitiv in einer kritischen Phase."

Auch bei McLaren kennt man die Problematik, wie Jenson Button bestätigt: "Wir Fahrer sind nicht am Limit, aber die Leute in der Box definitiv schon." Denn zwischen den Arbeitsstunden der Mechaniker bzw. Ingenieure und denen der Fahrer an einem Rennwochenende besteht ein immenser Unterschied. Wenn ein Pilot am Donnerstag erstmals auf der Strecke auftaucht, liegen hinter den Mechanikern bereits zwei oder drei 18-Stunden-Tage.

Dabei folgen die wirklich krassen Arbeitstage von Freitag bis Sonntag erst - und wenn die Piloten am Sonntagabend auf der Heimreise die Sektkorken knallen lassen, weil sie das Rennen gewonnen haben beziehungsweise in ihre Kissen heulen, weil sie eben das nicht geschafft haben, packen die Mechaniker an der Strecke immer noch alles zusammen. Im Prinzip bleiben zum Erholen - oder besser gesagt zum Vorbeugen eines Burn-outs - nur die letzten Dezember-Wochen und die zweiwöchige Sommerpause, in denen die Fabriken ausnahmsweise geschlossen sind.

Die Jungs in der Box geben nahezu 52 Wochen alles, Foto: Sutton
Die Jungs in der Box geben nahezu 52 Wochen alles, Foto: Sutton

Wer aber jetzt denkt, dass die Typen doch genug Geld verdienen und sich nicht beklagen brauchen, der täuscht sich gewaltig. Die Mechaniker können von den Millionen-Gehältern, die die Herren Vettel, Alonso & Co. verdienen, nur träumen. Sie machen ihre Arbeit nicht wegen des Geldes oder des Rampenlichts, sondern ganz und gar aus Leidenschaft. Da wird es doch nicht zu viel verlangt sein, wenn man ihre Leistung über ein Formel 1-Jahr hinweg anerkennt und dementsprechend bei Überlegungen in puncto Expansion des Rennkalenders wenigstens einen Gedanken an die Mechaniker verschwendet, oder Herr Ecclestone?