Olivier, es gibt einige französische Fahrer in der Formel 1, aber keinen Grand Prix in Frankreich. Wie wichtig wäre das?
Olivier Panis: Derzeit haben wir drei sehr gute französische Fahrer mit hoher Qualität in der Formel 1. Natürlich brauchen wir ein Rennen in Frankreich, aber die Situation ist derzeit für alle Länder schwierig. Doch wenn die Möglichkeit besteht, einen großen Sponsor für einen Grand Prix zu gewinnen, wäre das eine tolle Sache. Die französischen Fans sind vielleicht so euphorisch wie die Tifosi in Italien, aber wir lieben den Sport genauso.

Du hast 1996 als letzter Franzose ein F1-Rennen gewonnen. Wer könnte in deine Fußstapfen treten?
Olivier Panis: Es kommt darauf an, in welchem Auto die französischen Piloten sitzen. Ich traue Romain Grosjean einen Sieg durchaus zu, aber zu viel möchte ich nicht darüber sprechen. Im vergangenen Jahr haben viele einen Sieg von ihm gefordert, aber das half ihm nicht. Er denkt zu viel darüber nach.

Bereitete ihm dies zusätzlichen Druck?
Olivier Panis: 2012 war er noch nicht soweit, er musste noch vieles lernen. Romain ist sehr schnell. Wenn alles stimmt, sehe ich nicht viele Fahrer, die mehr Speed haben als er. Es ist wichtig, schnell zu sein, doch nur mit Speed allein wird man nicht Weltmeister.

Wird Grosjean bei Lotus von Kimi Räikkönen überschattet?
Olivier Panis: Ich denke, dass es dieses Jahr schwieriger wird für Kimi. Ich hoffe, dass Romain nicht mehr so viele Fehler unterlaufen wie 2012 und er konstanter wird - dann wird es schwer für Kimi, der mich allerdings bei seinem F1-Comeback auch sehr beeindruckt hat. Aber diese Situation ist gut für das Team und auch die beiden Fahrer.

Du arbeitest mit Charles Pic und unterstützt ihn bei seiner Karriere...
Olivier Panis: Ja, ich habe ihn im vergangenen Jahr ein bisschen gemanaged und ihm etwas geholfen. Ich mag diese politischen Geschichten aber nicht, ich arbeite mit Charles viel lieber im technischen und sportlichen Bereich. Er verfügt über großes Talent und wir haben eine gute Beziehung. Wenn er Erfolg hat, bekomme ich auch ein bisschen etwas ab. Ich möchte ihm dabei helfen, einen guten Auftritt im Fahrerlager zu haben. Die Formel 1 ist nicht immer einfach für junge Leute...

Davide Valsecchi ist amtierender GP2-Champion, bekam aber kein Stammcockpit in der Formel 1. Wie bewertest du das?
Olivier Panis: Das Business macht es jetzt sogar Fahrern schwer, die die GP2 gewannen. Es gibt Piloten, die schon über Erfahrung in der Formel 1 verfügen und trotzdem kein Cockpit bekommen. Aber man weiß nie, was passiert, wenn Davide einen guten Job als Testfahrer bei Lotus macht. Leider hat er nicht so viele Möglichkeiten, sich zu beweisen. Ich denke, dass die Formel 1 mehr Testeinsätze für junge Fahrer braucht. Die aktuelle Situation ist meiner Meinung nach nicht der richtige Weg für die F1. Mehr oder weniger alle F1-Teams haben Juniorenkader im Hinblick auf die Zukunft. Das alles kostet viel Geld, aber es ist wichtig.

Im Jahr 2000 warst du selbst Testfahrer, bei McLaren. Wie bewertest du diese Zeit?
Olivier Panis: Um ehrlich zu sein: Das war mein schönstes Jahr in der Formel 1 in Sachen Teamgeist - ich liebe dieses Team. Bevor ich zu McLaren kam, dachte ich immer, das sei ein kaltes Team. Aber innen ist es komplett positiv gestaltet. Sie lieben ihre Fahrer und respektieren sie sehr, wenn sie gute Arbeit leisten. Ron Dennis hat mich immer sehr beeindruckt; wegen seiner Professionalität aber auch als Mensch. Das gleiche gilt für Martin Whitmarsh.

Warum glauben viele, dass McLaren ein eher kühles Team ist?
Olivier Panis: Vielleicht liegt es an den Farben des Teams... Spaß beiseite: Ron und Martin sind immer sehr fokussiert, wenn sie an der Strecke stehen. Ron ist sehr geradeaus und lächelt nicht oft. Er ist einfach sehr konzentriert bei der Arbeit.