Die Lage von Marussia scheint bedrohlich: Nachdem Timo Glock das Team aus finanziellen Gründen verlassen hatte, verpflichteten die Briten Luiz Razia als dessen Nachfolger. Der Brasilianer sollte dringend benötigte Sponsorengelder mit nach Banbury bringen. Doch die Zahlungen sollen bislang ausgeblieben sein, weshalb Razia in Barcelona noch nicht im Auto Platz nehmen durfte. Zunächst spielte das Team die Entscheidung herunter, sportliche Gründe seien dafür ausschlaggeben gewesen. Marussia Geschäftsführer Graeme Lowdon zeigte sich beim FOTA Fan Forum in Barcelona nachdenklich im Bezug auf die finanzielle Situation des Teams.

"Wir haben Verpflichtungen gegenüber allen Teammitgliedern und Zulieferern. Es ist im Moment ein sehr teurer Sport und wir haben Verpflichtungen gegenüber mehreren Leuten, nicht nur den Fahrern gegenüber", erklärte er den derzeitigen Umgang mit den Piloten. Ursache allen Übels sei die Kostenkontrolle. "Wäre die Kostenkontrolle anders, müssten wir manche Dinge nicht so machen. Aber so ist es nun mal."

Auch wenn die Umstände aktuell nicht gerade rosig sind, so macht sich Lowdon dennoch keine Sorgen um die Zukunft seines Rennstalls. Auf die Frage, ob Marussia noch in drei bis fünf Jahren in der Startaufstellung steht, entgegnete er: "Sicher sind wir hier, da mache ich mir keine Sorgen. Ich habe Vertrauen in unser Management." Noch einmal kam er auf die umstrittenen Fahrerentscheidungen zurück: "Schwierige Entschlüsse müssen gemacht werden. Es ist unsere Aufgabe, diese Entschlüsse zu machen und wir haben sie gemacht, weil es wichtig war, eine stabile Plattform für das Team zu bilden."

Die Umstände in der Königsklasse will er nicht für gut heißen. "Es ist sehr schade, was mit HRT passiert ist. Der Sport muss genauer hinsehen, wenn ein Team verschwindet." Die Tatsache, dass ohnehin nur elf Formel-1-Teams in der Startaufstellung stehen, sei Grund genug sich Gedanken zu machen. Schließlich könne es nicht im Interesse aller Beteiligten sein, dass die Zahl der Teilnehmer weiter sinkt. "Wir wollen diese Vielfalt auf der Strecke", verdeutlichte der Brite seine Ansicht.

Abhilfe gegen das Teamsterben würden andere Rahmenbedingungen schaffen. "Könnten Regeländerungen helfen? Ja", ist sich Lowdon sicher. Dabei ginge es allerdings nicht nur um das Überleben der Teams. "Wir müssen auch darüber reden, wie erfolgreich die Teams sein können." Noch einmal schob er den schwarzen Peter den Regelmachern zu: "Sie sollen Regeln machen, die dabei helfen, den Sport zu bewahren. Es ist ein populärer Sport, der bestehen bleiben muss. Mit den richtigen Regeln wird er das."