Am Montag wurde bekannt, dass Paddy Lowe McLaren zum Saisonende verlassen wird. Der ehemalige Technische Direktor wird bis zum Jahresende eine andere Rolle beim Traditionsrennstall übernehmen, wie das Team mitteilte. Nun gilt es als recht sicher, dass der britische Ingenieur 2014 zum Konkurrenten Mercedes wechselt, eine offizielle Bestätigung steht allerdings noch aus. "Wenn ich mich dazu entschließe, das Team zu verlassen, wird Paddy [Lowe] kommen", sagte Ross Brawn im vergangenen Monat.

Nun ranken sich Spekulationen, ob Brawn die Silberpfeile verlassen muss, sollte Lowe tatsächlich von Woking nach Brackley wechseln. Niki Lauda, seines Zeichens Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes Formel-1-Teams, spielt die Spekulationen herunter. "Um es klar zu sagen, Ross [Brawn] steht nicht zu Diskussion, das ist eine wichtige Tatsache." Der Österreicher legte nach: "Es herrscht Frieden. Ross ist in seiner Position und er wird in seiner Position bleiben, also ist alles unter Kontrolle."

Zur Akte Lowe wollte sich Lauda allerdings nicht äußern. "Ob Paddy Lowe kommt oder nicht, das kann ich jetzt nicht sagen. Machen sie sich ihr eigenes Bild." Der 64-Jährige fasste die Tatsachen noch einmal zusammen: "Die Situation ist, wie sie ist. McLaren hat ihn ins 'Gardening leave' geschickt, also lasst uns abwarten." Der Begriff des 'Gardening leave' steht für Gartenarbeit, bedeutet konkret: Eine Person muss eine bestimmte Auszeit von der Formel 1 nehmen, um keine aktuellen Informationen vom einen mit zum nächsten Team bringen zu können.

Zukunft ohne Brawn?

Mit Paddy Lowe hätte Mercedes bereits den fünften Mann im Team, der bereits Technischer Direktor bei einem Formel-1-Rennstall war. Mit Ross Brawn, Bob Bell, Geoff Willis und Aldo Costa befindet sich in Brackley bereits ein Ingenieurs-Starensemble. Wie die BBC berichtet, sollen sich Mercedes-nahe Quellen dahin geäußert haben, dass die Stuttgarter deshalb Personal reduzieren wollen und auf lange Sicht nicht mit dem ehemaligen Weltmeister-Macher Brawn planen.

Angeblich sollen Toto Wolff und Niki Lauda den Deal mit Lowe eingefädelt haben. Wolff hatte unlängst zu verstehen gegeben, alle notwendigen Änderungen vorzunehmen, die für entsprechenden Erfolg der Silberpfeile nötig sind. "Das Gute daran ist, dass ich den Auslöser für den Schleudersitz selbst in der Hand habe", erklärte der Österreicher die Druck-Situation in seiner neuen operativen Rolle.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Im Moment besteht das ganze Szenario aus ziemliche vielen Spekulationen. Dass Lowe nach seinem 'Gardening leave' nach Brackley umsiedelt, dürfte jedoch sicher sein. Was dann Mercedes-intern passiert, ist ein anderes Kapitel. Dass Brawn unter Druck steht, ist klar. In seiner Position als Teamchef konnte er mit Ausnahme des etwas glücklichen Titelgewinns 2009 noch keine nennenswerten Erfolge feiern.

Dass Wolff und Lauda nicht davor zurückschrecken, auch namhafte personelle Umstrukturierungen vorzunehmen, dürfte verständlich sein, gab Wolff doch unlängst zu verstehen, dass er neben einem persönlichen, auch ein finanzielles Risiko mit dem Wechsel zu Mercedes eingegangen sei. Ob Brawn deshalb zwingend gehen muss? Vielleicht schaffen es die neuen starken Männer bei Mercedes auch gemeinsam, das Team an die Spitze zu führen. (Christian Menath)