Top: Die Rückkehr des Fernando A.

Was war über den Asturier nicht alles geschrieben worden, nachdem er auf den Testauftakt in Jerez verzichtet hatte. Arroganz oder ein geschickter Kniff? Oder zwang ihn gar eine Verletzung zur Absage? Nach Barcelona ist Fakt: Er ist topfit, schnell und kommt mit seinem F138 bestens zurecht. Drei Tage und insgesamt 283 Runden lang saß Alonso in seinem Boliden. Auch sehr zur Freude der spanischen Fans, die wieder zahlreicher an der Strecke erschienen.

Zum Abschied ließ der Vizeweltmeister am Donnerstag in 1:21,875 auch noch eine Tagesbestzeit folgen. Wäre Lewis Hamiltons Hund Roscoe nicht mit in Barcelona gewesen, hätte Alonso wohl noch mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als das ohnehin schon der Fall war.

Top: Der schnellste Mann aus Mexiko

Die McLaren-Neuverpflichtung knüpfte in Barcelona an seine Leistung aus Jerez an. Weiterhin ist der Mexikaner im Begriff sein neues Team kennenzulernen und sieht sich dabei vor die ein oder andere große Umgewöhnung gestellt. Zumindest auf der Strecke ist das dem 23-Jährigen aber nicht anzumerken. Seine Zeiten sind konstant und vor allem richtig schnell: In Barcelona erzielte Perez am Mittwoch mit 1:21.848 Minuten die Bestzeit aller Piloten beim Test. Danach staunte selbst sein erfahrener Teamkollege Jenson Button nicht schlecht: "Checos Zeit auf den weichen Reifen war wirklich ziemlich stark."

Sergio Perez ließ es ordentlich qualmen, Foto: Sutton
Sergio Perez ließ es ordentlich qualmen, Foto: Sutton

Stichwort Button: Zuletzt hegte Perez leise Befürchtungen, der MP4-28 des Teams aus Woking sei vollends auf die Vorlieben des Briten ausgerichtet. Dass diese mit denen des Mexikaners gerade in Sachen Reifenumgang jedoch weitestgehend kongruent sind und er in Katalonien schneller war als sein Stallgefährte, dürfte ihm Mut machen. "Das Auto ist definitiv konkurrenzfähig, schnell und sein Potenzial sehr gut", freute sich Perez. Seinem ambitionierten Ziel sah er deshalb gleich in seiner ersten McLaren-Saison nichts entgegengestellt: "Ich bleibe dabei - ich möchte die Weltmeisterschaft gewinnen."

Top: Geglücktes Williams-Debüt

Als letztes Team stellte der Traditionsrennstall aus Grove am Dienstag seinen neuen Boliden für die Saison 2013 vor. Der FW35 scheint dabei nicht nur optisch ein gelungener Wurf - auch ist er in puncto Pace schnell auf Augenhöhe mit den anderen Mittelfeldteams vorgedrungen und vor allem standfest. An den vier Tagen in Barcelona drehten Pastor Maldonado und Valtteri Bottas 367 Runden - die meisten aller Teams und das, obwohl man als einziger Rennstall mit einem komplett brandneuen Auto unterwegs war: Ein Fakt, der normalerweise eher Kinderkrankheiten und Anfälligkeit anzieht.

Hurra, der neue Williams-Bolide läuft, Foto: Sutton
Hurra, der neue Williams-Bolide läuft, Foto: Sutton

Bei Williams bleiben derlei Probleme überraschend aus. Vielmehr gab es von den Piloten eine Menge positives Feedback und Lob für das neue Paket. Bottas konstatierte: "Gleich bei meiner ersten Ausfahrt aus der Box, konnte ich auf Anhieb die Verbesserungen feststellen, die wir erzielt haben. Wir haben definitiv eine gute Basis geschaffen, auf die wir nun aufbauen können." Insbesondere auf der Hinterachse habe sich das Auto verändert - Grip und Traktion seien wesentlich besser als noch beim Vorgänger. Für den Finnen erleichterte das auch die Fahrbarkeit. Maldonado stimmte zu: "Der FW35 ist ein richtiger Schritt nach vorne."

Top: Der wichtigste Hund im Fahrerlager

Der Hund von Lewis Hamilton amüsierte das Fahrerlager in Barcelona. Lewis Hamilton ging mit Bulldogge-Welpe 'Roscoe' liebevoll an der spanischen Rennstrecke spazieren. Dem Team dürfte es recht sein: statt Telemetrie-Daten twittert der Weltmeister von 2008 jetzt lieber Fotos von seinem kleinen vierbeinigen Freund. Auch unsere technische Analyse musste Roscoe bereits über sich ergehen lassen. Der Welpe verfügt über zwei angetriebene Achsen. Die Vorderachse (1) unterstützt die Hinterachse (2) auf losem Untergrund mit zusätzlicher Traktion. Die Tankanlage (3) von Roscoe haben wir in dieser Form ebenfalls noch nicht gesehen. In Airbox-Nähe sind zwei Öffnungen angebracht, die für ein passives Doppel-DRS sprechen. Der horizontale Steg (5) wird jedoch auf diesem Bild verdeckt, könnte aber von der FIA verbannt werden. Bewegliche aerodynamische Teile sind in der Formel 1 bekanntlich verboten.

Hamilton-Hund Roscoe in der Technik-Analyse, Foto: Lewis Hamilton via Twitter
Hamilton-Hund Roscoe in der Technik-Analyse, Foto: Lewis Hamilton via Twitter

Flop: Force India

Auch nach dem Ende der zweiten von drei Testfahrten, hat sich die Teamführung des WM-Siebenten noch nicht zu einer Entscheidung über den zweiten Fahrer durchringen können. In Barcelona durften die direkten Konkurrenten um den Platz an Paul di Restas Seite jeweils einen Tag ran. Ein direktes Shootout sei dies aber nicht, betonte die indische Force.

Stattdessen wiederholte das Team, dass man bei der Fahrerentscheidung keine Eile habe. Allmählich wird es aber dennoch eng: Spätestens in 21 Tagen sollte man Klarheit haben, denn dann steht das erste Qualifying der Saison in Melbourne am Programm. Aber vielleicht hat Vijay Mallya derzeit auch gerade ganz andere Sorgen als die Vergabe des zweiten Fahrerpostens bei seinem Rennstall.

Flop: Kein Hauch von Frühling

Spaniens Blüten blühten bei den Testfahrten in Barcelona noch keineswegs. In den Morgenstunden fiel das Thermometer bis auf Werte knapp über dem Gefrierpunkt und auch zur Mittagszeit wurden kaum mehr als 15 Grad erreicht. Diese Bedingungen führten dazu, dass die Piloten mit ihren kalten Pneus über die Piste rutschten und sich enormer Reifenverschleiß einstellte. Immerhin war es an der Mittelmeerküste trocken - zumindest an den ersten drei Tagen. Am Freitag öffnete der Himmel aber doch noch seine Schleusen und überflutete den Circuit de Catalunya. "Nächste Woche sind wir wieder hier und vielleicht ist es dann wärmer und die Strecke besser", hoffte Nico Hülkenberg auf den Einzug des Frühlings rechtzeitig zu den finalen Testfahrten, die ebenfalls in Barcelona stattfinden.

Nicht hingucken: Geheim!, Foto: Sutton
Nicht hingucken: Geheim!, Foto: Sutton

Flop: Spione bei der Arbeit

Die Action auf der Rennstrecke ist wichtig, aber ein wesentlicher Aspekt der Testfahrten sind die "Spionage"-Aktionen in der Formel 1 - ein Begriff, mit dem man vorsichtig umgehen muss... Hier ist die Angelegenheit aber keineswegs illegal. Sinnbildlich für den Informationsbedarf der Teams war ein Vorfall in Barcelona: Jenson Button stand gerade mit seinem McLaren in der Boxengasse und wartete, als urplötzlich ein Lotus-Mitarbeiter in Richtung des Autos stürmte und mit seinem Handy Bilder vom Auspuff des Chrompfeils machte. Sofort stürmten McLaren-Mechaniker heran, um die Aktion zu unterbinden und der Konkurrenz keinen zu tiefen Einblick zu gewähren. Ein herrliches Schauspiel im hochtechnisierten Milliardengeschäft Formel 1, oder wie es ein Blogger in Anlehnung an einen gewissen Finnen ausdrückte: Ja, ja, ja, ja McLaren weiß, was Lotus tut. Sie lassen ihn nicht alleine."

Flop: Die Updates konnten nicht installiert werden...

Kimi Räikkönen war nach seinem stark limitierten Testprogramm in Barcelona sauer: "Wir bekommen keine Daten. Wir müssen diese blöde Software ans Laufen bekommen." Gemeint ist das elektronische Einheitsbauteil von McLaren Electronic Systems (MES), das alle Teams an Bord haben müssen. Nicht nur bei Lotus streikte die Software, auch andere Teams klagten über Probleme. Deshalb tauschten die Mannschaften das neue System gegen den Vorgänger von 2012 aus. Das Problem mit der geupdateten Elektronik: MES setzte zu Testzwecken eine Software ein, die bereits für den Gebrauch ab 2014 konstruiert wurde, also im Hinblick auf das neue Motoren-Reglement. Damit kamen die 2013er Autos aber offenbar noch nicht zurecht.