Als McLaren den MP4-28 präsentierte, staunte die Öffentlichkeit nicht schlecht. Die Briten hatten das Konzept des Vorgängers komplett über den Haufen geworfen und schlugen neue Wege ein. Vor allem die Veränderungen an der Vorderradaufhängung könnten mit den sensiblen Pirelli-Pneus für Schwierigkeiten sorgen. Jenson Button zeigte sich nach seinem Test am Donnerstag enttäuscht: "Es war sehr schwierig zu verstehen, wo das Auto ist. Manchmal fühlt es sich gut an, manchmal nicht."

Nun ginge es in erster Linie darum, zu verstehen, wie das Auto auf gewisse Dinge reagiert. Bisher tappe McLaren noch manchmal im Dunklen. "Aber es gibt auch Zeiten, da funktioniert das Auto ziemlich gut", schränkte er umgehend ein. Seine schnellste Runde schätzt er in Anbetracht der Umstände hoch ein. "Ich bin heute auf den harten Reifen eine 1:22,8 gefahren. Ich denke, das ist für die Spritmenge, mit der wir gefahren sind, keine schlechte Zeit." Die Zeit seines Teamkollegen vom Vortag gibt ihm ebenfalls Hoffnung. "Checo [Sergio Perez] ist gestern auf den weichen Reifen eine 1:21,8 gefahren, das ist auch ziemlich stark."

Das Kräfteverhältnis ist zu diesem Zeitpunkt noch unmöglich einzuschätzen, wie Button glaubt, aber darum ginge es auch noch nicht: "Wir müssen erst einmal unsere eigenen Probleme aussortieren und das Beste aus dem Auto herausholen." Dass McLaren noch mehr Probleme als die Konkurrenz hat, das Auto zu verstehen, ist nachvollziehbar. Schließlich können die anderen Teams auf Erfahrungswerte aus der vorangegangenen Saison zurückgreifen, weil sie ihre Boliden nicht grundlegend geändert haben.

Dessen ist sich auch der McLaren-Pilot bewusst. "Wenn wir in dieses Jahr mit einem leicht modifizierten Vorjahreswagen gegangen wären und dieses Auto 2013 weiter verbessert hätten, wären wir, wie ich glaube, mit einem sehr guten Auto in das erste Rennen gestartet." Allerdings sei hierbei zu bedenken, dass bei einem modifizierten Vorjahreswagen 'das Ende der Entwicklungskurve' nach wenigen Rennen erreicht ist.

Deshalb hält der Weltmeister von 2009 die Herangehensweise seines Rennstalls auch für richtig. "Für uns ist es immer wichtig, das Auto über den Winter zu verändern. Somit können wir eine neue Entwicklungsrichtung über den Zeitraum eines Jahres sehen." Die Formel-1-Saison besteht schließlich aus 19 Rennen und man müsse über die ganze Saison hinweg konkurrenzfähig sein, nicht nur bei den ersten Rennen.

Die Hoffnungen auf einen guten Saisonstart hat Button aber trotzdem noch nicht begraben. "Ich hoffe immer noch, dass wir in Melbourne konkurrenzfähig sind. Ich liebe die Strecke und ich bin über einige Jahre sehr stark dort gewesen." Allerdings hat er speziell jene Teams auf der Rechnung, die schon in der Vorsaison stark waren und ihre Autos nur geringfügig modifiziert haben.