Wie viele deutsche Piloten gehen 2013 in der Formel 1 an den Start? Nach dem Rücktritt von Michael Schumacher und dem überraschenden Ausstieg von Timo Glock sind mit Sebastian Vettel, Nico Rosberg und Nico Hülkenberg lediglich drei Piloten aus der Bundesrepublik fix. Doch ein vierter Fahrer steht in den Startlöchern: Adrian Sutil erhält am Donnerstag seine vielleicht letzte Chance auf ein Cockpit in der Königsklasse.

Ein Sprecher des Force-India-Teams erklärte unlängst, dass es sich beim Barcelona-Test nicht um einen Fahrer-Shoot-Out handelt. Für die Inder gilt es, einen Teamkollegen für Paul di Resta zu suchen. Neben Sutil gilt der Franzose Jules Bianchi als aussichtsreicher Kandidat. "Ich weiß nicht, ob ich dem Team noch etwas beweisen muss. Es kennt mich besser als jedes andere", spielt Sutil auf die 90 Grands Prix an, die er für Force India und dessen Vorgängerteam Spyker fuhr.

"Sie sollten meine Leistung einschätzen können. Ich bin auch ziemlich sicher, dass sie das tun", erklärte der 30-Jährige selbstbewusst. Über den Sinn des Tests ist er sich nicht im Klaren: "Daher weiß ich nicht, ob es ein wirklicher Kampf ums Cockpit ist. Ich bin auch ein bisschen am raten." Sorgen macht er sich deshalb aber nicht, vielmehr wolle er den Tag einfach genießen. Die Tatsache, dass sein letztes Rennen schon ein wenig zurückliegt, lässt ihn kalt. "Die Vorfreude ist da, aber ich bin jetzt nicht nervös oder so."

Die Wichtigkeit der Force-India-Entscheidung ist Sutil bewusst. "Ich denke, es ist so meine letzte Chance, im Grand-Prix-Sport wirklich noch eine Zukunft zu haben. Wenn man es jetzt noch länger hinauszögert und noch ein Jahr wartete, ist, glaube ich, der Zug abgefahren", erklärte er im Interview mit der dpa. Seine Erfahrung sieht er beim Test als großes Plus: "Ich weiß schon, dass es eine große Chance sein kann. Ich bin aber auch erfahren genug, um zu wissen, dass man jetzt nicht mehr mehr machen kann und sich nicht nervös machen soll."

Sutil kann auf 90 Grands Prix zurückblicken, Foto: Sutton
Sutil kann auf 90 Grands Prix zurückblicken, Foto: Sutton

Das indische Team von Vijay Mallya steht im Verdacht, finanziell nicht besonders gut aufgestellt zu sein, weshalb auch immer wieder Rufe nach einem Paydriver laut werden. Adrian Sutil hat diesbezüglich eine klare Meinung. "Ich denke, wenn man in die Formel 1 kommen möchte, muss man alles tun, um reinzukommen. Wenn es nicht reicht, nur mit den Qualitäten reinzukommen und man schlau ist, versucht man Sponsoren mitzubringen. Das gilt auch wenn man gut ist." Vor allem in der heutigen Zeit hätten es die Teams schwer und die Fahrer müssten sich verstärkt darauf einstellen, betonte er. Er selbst könne auf Sponsoren zählen, möchte aber darauf nicht reduziert werden. "Am Ende kommt es aber auch auf die Qualitäten als Fahrer an."

Dass er seit geraumer Zeit kein Monoposto mehr bewegt hat, beunruhigt Sutil nicht. "Das war eigentlich immer meine Stärke. Ich habe nie so viel testen können." Selbst vor seinem ersten Renneinsatz konnte er nur an drei Testtagen teilnehmen. "Eigentlich kann ich mich reinsetzten ins Auto und gleich schnell fahren", ist er sich seiner Qualitäten bewusst. Außerdem helfe ihm das Training im Simulator um wieder schnell auf altem Niveau zu fahren. "Die Vorbereitung passt schon - und ich bin ja auch kein Rookie."